Interview mit Martin Rhonheimer

»Der Islam ist die Antithese zum Christentum«

Die Gewalttaten der muslimischen Terrorgruppe »Islamischer Staat« (IS) beunruhigen die Welt. Im Interview mit FreieWelt.net erörtert Martin Rhonheimer die Chancen, den Koran moderat auszulegen.

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Herr Professor Rhonheimer, in Ihrem vor zwei Jahren erschienenen Buch »Christentum und säkularer Staat« haben Sie im Schlussteil des Werkes Ihre Skepsis geäußert, ob sich der Islam (im Unterschied zum Christentum) mit der säkularen politischen Freiheitskultur des Westens vereinbaren lässt. Fühlen Sie sich nun durch den aktuellen Terror der Miliz »Islamischer Staat« (IS) in Ihrer Skepsis bestätigt?

Martin Rhonheimer: Meine Aussage ging viel tiefer und betraf nicht nur das, was jetzt aktuell geschieht. Sie bezieht sich auf die theologische Struktur des Islam, seinen Religionsbegriff und sein Menschenbild. Es handelt sich beim Islam ja um etwas anderes als das, was wir nach westlichen Maßstäben unter Religion verstehen. Der Islam ist nicht nur Religion, er umfasst ein politisch-religiöses Sozial-, Rechts- und Herrschaftssystem. Das islamische Menschenbild geht auf die Vorstellung zurück, dass Allah die Menschheit als Muslime geschaffen hat, dass alle Nichtmuslime deshalb eigentlich Abtrünnige sind. Folglich kann es im Islam auch keine Unterscheidung zwischen Schöpfungsordnung und Heilsordnung geben. Ebenso wenig ist eine Unterscheidung zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt möglich, wie es auch kein Naturrecht geben kann, das für alle Menschen, auch die »Ungläubigen«, unterschiedslos moralischer Maßstab ist. Und damit können auf islamischer Grundlage auch keine allgemeinen Menschenrechte anerkannt werden. Nur die Scharia kann hier als wahres Recht anerkannt werden.

Wer nicht Muslim ist, muss in jedem Fall bekehrt werden?

Martin Rhonheimer: Nein, das kann man so nicht sagen. Der Islam zielt in erster Linie darauf ab, diese Welt in das sogenannte »Haus des Islam« zu verwandeln, wo das Gesetz der Scharia gilt, die Ordnung Allahs. Innerhalb dieser Ordnung können Juden und Christen, als Besitzer der Schrift, weiter ihren Glauben ausüben. Sie sind allerdings zu einer bestimmten »Kopfsteuer« verpflichtet und besitzen lediglich den Status von »dhimmis«, Schutzbefohlenen, der demütigende Diskriminierungen einschließt. Es geht also nicht in erster Linie darum, die Menschen zu bekehren, sondern die Ordnung Allahs zu etablieren. Das ist ein völlig anderer Ansatz als beim Christentum.

Sie betonen den Unterschied zwischen dem islamischen und dem jüdisch-christlichen Menschenbild, die unterschiedliche Einstellung zur gesellschaftlichen Ordnung. Wahr ist doch wohl aber auch, dass die Christen und die christlich geprägten Gesellschaften gegenüber Ungläubigen stets ein Überlegenheitsgefühl hatten. Die Würde des Menschen, aller Menschen stand nicht immer auf der Prioritätenliste christlicher Herrscher.

Martin Rhonheimer: Im Christentum steht von Anfang an die fundamentale Gleichheit aller Menschen im Mittelpunkt. Alle Menschen sind Ebenbild Gottes und vor ihm gleich. Kaiser Konstantin hat mit diesem Argument die Kennzeichnung von Sklaven im Gesicht verboten. Christliche Herrscher haben zwar immer wieder bestimmte Personengruppen diskriminiert, wie etwa die Juden. Das wurde auch theologisch legitimiert und führte zu furchtbaren, meist politisch motivierten Exzessen. Zugleich standen die Juden aber im Mittelalter auch unter dem besonderen Schutz der Päpste. Christliche Theologen haben sich schließlich dafür eingesetzt, die Indios in der Neuen Welt als Menschen mit Würde zu behandeln und ihr Recht auf Freiheit und Eigentum anzuerkennen, auch wenn sie nicht getauft waren. Dabei wurden sie von päpstlichen Verlautbarungen unterstützt, deren Verbreitung die weltlichen Herrscher zu verhindern suchten. Entscheidend ist: Das Christentum hat als erste Religion der Weltgeschichte aus seinen heiligen Texten keine eigene Sozial- und Rechtsordnung abgeleitet, sondern das römische Recht übernommen. Ebenso wie es griechische Philosophie und Wissenschaft assimilierte und weiterentwickelte. Die spannungsvolle christliche Unterscheidung zwischen Geistlichem und Weltlichem war das innovative Ferment, das schließlich die moderne Welt hervorbrachte. Der Prozess islamischer Aneignung antiker Wissenschaft und Kultur wurde hingegen schon früh durch die muslimische Theologie und das islamische Recht definitiv abgeblockt. Diese Geschichte ist leider viel zu wenig bekannt.

Kann sich der Islam nicht wie das Christentum erneuern?

Martin Rhonheimer: Da gibt es einen zentralen Unterschied. Das Christentum konnte sich immer wieder auf seine Ursprünge zurückbesinnen. Die Kirche hat es stets geschafft, historischen Ballast abzuwerfen, sich im Lichte des Evangeliums und der apostolischen Tradition auf das genuin Christliche neu auszurichten. Wenn Christen auf ihre Ursprünge zurückgehen, stoßen sie auf Jesus, der davon spricht, man solle dem Kaiser geben, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört. Und der dem Apostel Petrus sagt, er solle sein Schwert in die Scheide stecken. Solche Rückbesinnung hat zu immer wieder neuen Reinigungsprozessen und Reformschüben geführt. Wenn hingegen Muslime zu den Ursprüngen ihrer Religion zurückgehen, kommen sie zum politisch-religiösen Führer Mohammed und da sieht es doch eher kriegerisch aus. Der Islam kann nicht einfach historischen Ballast abwerfen, er muss seine religiösen Ursprünge und Grundlagen in Frage stellen, wenn er sich reformieren will.

Nun ist in der vergangenen Woche ein offener Brief von über 100 muslimischen Gelehrten und Religionsführern veröffentlicht worden, die den IS-Terror aufs Schärfste verurteilen und den Islamisten anhand von 24 Punkten, fußend auf dem Koran und der islamischen Tradition, die Kompetenz für Religionsurteile absprechen. Offensichtlich ist also doch nicht alles Gewalt-orientiert, was Mohammed gelehrt hat.

Martin Rhonheimer: Ich begrüße diesen zwar komplexen, aber offenen Brief, der tatsächlich Neuansätze enthalten könnte, etwa, wenn er betont, dass man sich nicht vorbehaltlos auf Texte des Korans stützen darf, die vor 1.400 Jahren geschrieben wurden. Eine solche Historisierung des Korans wäre etwas völlig Neues. Allerdings, das will ich nicht verleugnen, enthält dieser Brief auch Widersprüche und Ungenauigkeiten. Der Dschihad wird als reiner Verteidigungskrieg beschrieben, doch das Kriterium für Verteidigung bleibt unklar. Traditionelle islamische Lehre besagt doch, wer sich den »Boten Allahs« widersetzt, wird damit automatisch zum Angreifer, so dass an sich jeder Eroberungskrieg als Verteidigungskrieg gerechtfertigt werden kann. Dann steht in diesem Brief, dass der Islam immer die Sklaverei bekämpft habe. Das ist definitiv falsch. Wenn Christen nicht bereit waren, als dhimmis zu dienen, konnten sie getötet und ihre Frauen und Kinder durften als Sklaven verkauft werden. Das ist auch heute noch geltendes Kriegsrecht der Scharia.

Glauben Sie, dass dieser Brief trotzdem helfen kann, den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen voranzutreiben? Es gibt schon eine ganze Reihe von Dialog-Initiativen, besonders nach der Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. (2006), doch manchmal könnte man denken: Gibt es überhaupt eine Basis für einen echten Dialog?

Martin Rhonheimer: Das ist eine schwierige Frage – und auch eine peinliche Frage. Ich denke nämlich, dass es sich bei diesem interreligiösen Dialog um eine Illusion handelt. Zumindest wenn man damit bezweckt, zu theologischer Gemeinsamkeit oder einem gemeinsamen »Weltethos« zu gelangen. Obwohl der Islam monotheistisch ist und an einen barmherzigen Gott glaubt, der allerdings nur für Muslime barmherzig ist, ist der Islam aufgrund seines Menschen- und Gottesbildes doch die absolute Antithese zum Christentum. Wir scheinen, gerade weil sogar Jesus und Maria im Koran auftauchen, sehr nah beieinander zu sein, doch da Jesus lediglich als Prophet und nicht als Messias angesehen wird, liegen wir doch sehr weit auseinander. Der Islam ist nicht eine Religion, die Jesus Christus nicht kennt. Sondern eine Religion, für die gerade wesentlich ist, Jesus als Erlöser des Menschen zu leugnen. Die zentrale christliche Glaubensaussage »Jesus ist Gottessohn, er ist Gott« ist für Muslime eine Blasphemie. Während es für uns Christen ein Riesenproblem ist, dass Jesus beim Islam durch den Propheten Mohammed ersetzt wird, der von Muslimen als der definitive Prophet Gottes verehrt wird. Nicht zu reden von anderen Verfälschungen der christlichen Wahrheit, die man im Koran finden kann, etwa wenn von der christlichen Trinität, angeblich bestehend aus Gott Vater, Jesus und Maria die Rede ist. Will man hier vorankommen, müssen Muslime bereit sein zuzugeben, dass der Koran auch Irrtümer enthält.

Wenn es keine gemeinsame Basis zum Dialog gibt, wie sollen Christen und Muslime dann zusammen in Frieden leben? Weltweit, speziell in Europa, wo viele Muslime inzwischen ein Zuhause gefunden haben. Ist Integration auch eine Illusion?

Martin Rhonheimer: Das ist eine ganz andere Frage! Die Muslime, die in Europa leben, sind aufgrund von Arbeit, Ausbildung oder anderen Gründen zu uns gekommen. Solche theologische Fragen spielen dabei keine entscheidende Rolle. Außerdem wissen sie, dass sie, solange sie als Minderheit in der Diaspora leben, die Gesetze des Gastgeberlandes zu respektieren haben. Doch was heißt eigentlich Integration? Vermutlich, dass in Europa lebende Muslime anerkennen, dass die westlichen Werte, die Werte also, die im wesentlichen vom Christentum geprägt sind und ohne die auch die Aufklärung nie möglich gewesen wäre, die Werte sind, die jeder, der in Europa lebt, zu achten und zu schätzen hat. Nur äußerliche Befolgung unserer Rechtsordnung, solange man (noch) in der Minderheit ist, ist keine echte Integration. Das Hauptproblem ist dabei aber, dass wir selbst verlernt haben, diese Werte hochzuschätzen: Bürgerliche und individuelle Freiheit. Und als deren Grundlage das Privateigentum. Das legitime Streben nach materiellem Wohlstand, Unternehmertum, Kreativität, Innovationsbereitschaft. Dies sind die Werte, die den Westen groß gemacht und die Massen der Menschen aus zuvor unüberwindbarer Armut und Elend befreit haben. Dass uns die islamische Welt kulturell, wissenschaftlich oder technologisch je überlegen war, ist eine Legende, die wir uns selber gerne erzählen. Unsere Schwäche besteht darin, dass wir den Glauben an die Überlegenheit unserer modernen freiheitlichen Zivilisation verloren haben und das hat auch mit dem religiösen Glaubensverlust zu tun.

Letzte peinliche Frage: Warum vertreten die Christen gegenüber Muslimen nicht offensiver ihr Werte- und Glaubensangebot? Steckt dahinter Angst, weil in jüngster Vergangenheit viele Christen, darunter auch Priester, zum Opfer muslimischer Gewalt geworden sind? Wäre es nicht ein Beitrag zum Weltfrieden (und durchaus im Einklang mit dem Missionsauftrag Jesu), wenn Christen offensiver unter Muslimen evangelisieren würden?

Martin Rhonheimer: Sicherlich ist das Leben der Christen, die in den arabischen Ländern leben, ein viel bewussteres als bei uns. In Europa verdünnt sich der Glaube und das Glaubenswissen unter Christen, sowohl Katholiken wie auch Protestanten, immer mehr. Leider! Denn so lässt sich niemand, auch kein Muslim, für unseren Glauben gewinnen. Wirkliche Konversionen zu Christus finden nicht unter Gutmenschen statt, die immer nur von »sozialer Gerechtigkeit« sprechen, in allem an die Hilfe des Staates appellieren, mehr Umverteilung verlangen und Eigenverantwortung und Risiko scheuen. Andererseits darf man aber nicht leichtfertig mit dem Risiko umgehen, dem sich diejenigen aussetzen, die als Muslime zum Christentum konvertieren. Christ zu werden ist für einen Muslim ein enormer Schritt voller Gefahren. Nur Gott weiß, was in den Herzen eines Menschen vor sich geht, der diesen Schritt nicht wagt. Wir sollten unseren muslimischen Mitbürgern unseren Glauben dadurch attraktiv machen, dass wir ihn wirklich leben. Und indem wir dazu stehen, dass unsere westliche Zivilisation zu so viel Wohlstand und Lebensqualität geführt hat, weil sie auf dem Humus des Christentums gewachsen ist.

Martin Rhonheimer lehrt Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Er ist Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und Mitbegründer des Lord Acton Kreises.

Das Interview führte Stefan Meetschen. Es wurde zuerst in der Zeitung Die Tagespost veröffentlicht.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Blobfisch

Es gibt in der Geschichte des Islams schlimme Dinge, Kriege und Gewalt, es gibt aber genauso in der Geschichte des Christentums schlimmer Dinge, Kriege und Gewalt.

Der Großteil der Menschen, die dem Islam angehören, sind ganz normale Männer und Frauen, die ganz normale Leben führen. Verallgemeinern Sie also die Taten von Extremisten und Fundamentalisten bitte nicht auf eine gesamte Bevölkerungsgruppe. Nicht jeder Muslim ist ein Terrorist und bitte, nicht jeder Muslim hält sich an das Tötungsgebot!

Oder haben Sie als Christen schonmal jemanden gesteinigt? Dazu werden Sie in der Bibel aber sehr häufig aufgefordert! Trotz Tötungsverbot.

@p.feldmann:

Sie sagen also die Menschenrechte basieren in der Annahme, dass Gott die Menschen als seinesgleichen geschaffen hat, wie es in der Bibel steht, habe ich das richtig verstanden?

Ihnen ist schon bewusst, dass das im alten Testament steht und somit in den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam zu finden ist?

Das heißt, es macht nach wie vor keinen Sinn, dass Sie die Menschenrechte als alleinige Errungenschaft des Christentums darstellen.


@ Adorján Kovács:

Nicht, dass ich das, was Sie schreiben anzweifle, ich verstehe nur nicht ganz, was Ihr Punkt ist?

Auch das Christentum beruht bei weitem nicht auf historischen Tatsachen, das haben die meisten Religionen so an sich.
Trotzdem gibt es Leute, die der 100%gen Überzeugung sind, dass die Bibel wortwörtlich wahr ist.
Also falls Ihr Kommentar auch gegen den Islam imsgesamt gehen sollte verstehe ich Ihr Argument nicht wirklich?

Gravatar: Adorján Kovács

Sehr gern. Hier die Bibliographie der Reihe:
1. Karl-Heinz Ohlig, Gerd-R. Puin (Hrsg.) Die dunklen Anfänge. Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte des Islam. Hans Schiler, Berlin 2005 (auf englisch: The Hidden Origins of Islam. New Research into Its Early history. Prometheus Books, Amherst 2009)
2. Karl-Heinz Ohlig (Hrsg.) Der frühe Islam. Eine historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer Quellen. Hans Schiler, Berlin 2007 (auf englisch: Early Islam. A Critical Reconstruction Based on Contemporary Sources. Prometheus Books, Amherst 2013)
3. Markus Groß, Karl-Heinz Ohlig (Hrsg.) Schlaglichter. Die beiden ersten islamischen Jahrhunderte. Hans Schiler, Berlin 2008
4. wie zuvor (Hrsg.) Vom Koran zum Islam. Schriften zur frühen Islamgeschichte und zum Koran. Hans Schiler, Berlin 2009
5. wie zuvor (Hrsg.) Die Entstehung einer Weltreligion I. Von der koranischen Bewegung zum Frühislam. Hans Schiler, Berlin 2010
6. wie zuvor (Hrsg.) wie zuvor II. Hans Schiler, Berlin 2011
7. wie zuvor (Hrsg.) wie zuvor III. Die heilige Stadt Mekka - eine literarische Fiktion. Hans Schiler, Berlin 2014
Empfehlenswert, obwohl populärwissenschaftlich: Norbert G. Pressburg, Good Bye Mohammed. Das neue Bild des Islam. BoD, Norderstedt 2012.

Gravatar: p.feldmann

Die MEnschenrechte als unveräußerliche Rechte jedes Menschen lassen sich weder rein säkular noch aus den 10 Geboten herleiten (wäre Thema eines philosophischen Seminars @ blobfish).
Sie lassen sich allein aus der "Gottesebenbildlichkeit" jedes Menschen herleiten.
Jede positivistische oder konventionalistische Art der Verleihung von Menschenrechten impliziert die Möglichkeit ihrer Aberkennung und ist perse relativistisch (was eben heißt: die Menschenrechte sind damit nicht universell und nicht unveräußerlich).
Im Christentum gibt es das Diktum Jesu: gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist- DAS ist die Basis/ Möglichkeit von säkularem Sein. Der Islam ist hier genau das GEgenteil @ blobfish und andere hier.
Im Übrigen bleibt der fahle Geschmack, dass manche Kommentatoren den Beitrag Rhonheimers entweder gar nicht erst gelesen haben oder nicht die intellektuelle Kompetenz besitzen, das Gesagte verstehend aufzufassen.

Gravatar: Name

Haben Sie genauere Hinweise auf empfehlenswerte Literatur? Danke!

Gravatar: p.feldmann

Keine Religion muss sich von ihren Schriften "distanzieren". Sowas ist Politiker-Schwatz ala pc!
Hohlfloskel gegenseitigen Unverständnisses.
Aber jede Religion muss ihre Schriften in einen Deutungszusammenhang stellen, also Exegese u. Hermeneutik, und genau in diesem Zusammenhang stehen die von Ihnen problematisierten Stellen des AT. Und selbst im AT finden Sie den Umbruch: weg vom Menschenopfer... weg von maßloser Gewalt... etc. . Im Christentum steht das AT in Umdeutung durch das Evangelium (die frohe Botschaft) des NT und hier in Bezug auf Gewalt die Bergpredigt.

Gravatar: Adorján Kovács

Allen Kommentatoren möchte ich empfehlen, die Webseite der historisch-kritischen Forschergruppe "Inârah" zu besuchen bzw. ihre im Hans Schiler Verlag erschienenen Bücher zu lesen. Dort wird minuziös und objektiv nachvollziehbar, da materialwissenschaftlich belegt, erläutert, dass es sich bei den von den Moslems gebetsmühlenartig wiederholten und leider auch im Westen viel zu oft geglaubten "historischen Tatsachen" wie die angebliche Begründung des Islam durch einen arabischen Propheten, die angeblich explosionsartige Ausbreitung des Islam im 7. und 8. Jahrhundert, die angeblich tolerante Beherrschung Andalusiens etc um heilsgeschichtliche Erzählungen handelt, die eine klaren Zweck hatten. All diese Berichte beruhen nämlich auf zwei-drei Schriftwerken, die im 9. und 10. Jahrhundert zur Schaffung einer arabischen Reichsideologie verfasst und dann kanonisiert, also verbindlich wurden. Mit tatsächlicher Geschichte hat das wenig bis nichts zu tun. Herr Rhonheimer hat daher absolut recht, wenn er den Islam als ein "politisch-religiöses Sozial-, Rechts- und Herrschaftssystem"bezeichnet, das explizit antijüdisch und antichristlich ist, also in Ablehnung (als "Antithese") dieser Religionen fabriziert wurde.

Gravatar: Dr. Michael Schneider-Flagmeyer

Zum Inhalt möchte ich kaum etwas sagen, weil Prof. Rhonheimer sehr klar und deutlich, vor allem aber kompetent gesprochen hat..
Zu einigen Kommentaren möchte ich aber kurz Stellung nehmen.
Zu den gebetsmühlenartig wiederholten Behauptungen des tief gläubigen Joachim Datko ist nichts mehr zu sagen.
Aber zu dem, was "kein Untertan" in den Sinn kommt, möchte ich doch als Historiker etwas sagen. Was dem Kommentator "in den Sinn kommt", ist das dürftige Wissen um geschichtliche Vorgänge einiger linksliberaler, kirchenkämpferischen Medien. Die Fakten sind sehr viel komplexer und anders.
Den blühenden islamischen Fürstentümern vor allem im Südosten Spaniens wurde der entscheidende Todesstoß durch das Wüten und die Verheerungen islamistischer Horden aus dem Nordwesten Afrikas im Hochmittelater versetzt. Das friedliche Zusammenleben von Christen, Juden und Arabern ("Sarazenen") gab es nicht nur in Spanien sondern viel stärker im normannischen Reich Rogers II. in Sizilien unter der Führung der christlichen Könige.
Auch entstand in Salerno durch die langobardischen christlichen Fürsten die erste medizinische Hochschule des "Abendlandes" (des von Rom aus lateinisch christianisierten Teils Europas) mir "sarazenischen" Lehrern, die in erstaunlicher Weise, das medizinische Wissen der Antike mit den bedeutenden Kenntnissen der altägyptischen Medizin bewahrt hatten.
Diese fruchtbare Koexistenz der drei Religionen dauerte an, solange das Christentum in seinem Bekenntnis stark dem Synkretismus und den auflösenden Tendenzen widerstand. Das ist heute völlig anders. Von einem sehr strengen Lehrer des Islam, der an einer deutschen Realschule unterrichtet, habe ich hier in Deutschland gehört, dass der Islam dort erfolgreich ist, wo das Christentum im Niedergang ist.
Eine weitere Behauptung von "kein Untertan" ist, dass die Aufklärung und der Humanismus uns zur Wissenschaft geführt haben. Da ist ertwas dran. Nur hat der Kommentator überlesen, dass Prof. Rhonheimer ja gerade darauf hingewisen hat, dass auch die Aufklärung ein Kind oder eine Frucht des Christentums ist. Auch waren die bedeutenden abendländischen Humanisten wie Erasmus von Amsterdam und zahlreiche andere überzeugte Christen.
Ich möchte nicht oberlehrerhaft erscheinen, aber ein wenig mehr Bildung und Wissen wäre schon gut nicht nur in den Leitmedien sondern auch bei Kommentatoren.

Gravatar: Catherine

@ keinUntertan
vielleicht sollten Sie einmal zur Kenntnis nehmen, daß die Kreuzzüge eine Reaktion auf die muslimischen Eroberungen waren, daß der Mythos vom toleranten Islam im besetzten Spanien längst widerlegt ist? Im Koran steht der Tötungsbefehl gegen die Nichtmuslime im Imperativ, in der Bibel steht das Tötungsvernot, auch wenn sich die Christen oft nicht daran gehalten haben. Seit der Aufklärung sind Menschen in Massen ermordet worden, alles von nicht-christlichen Ideologien verursacht. Und die frommen Muslime unserer Tage handeln korangerecht, wenn sie den Dschihad zur Ausbreitung der Umma führen.
@p.feldmann
Prof. Rhonheimer hat inzwischen viel gelernt. Er hätte früher die Bücher der Orientalisten Prof. Tilman Nagel (neu: "Agst vor Allah?", dazu ist gerade ein Artikel in DIE PRESSE, Wien erschienen) lesen sollen oder auch vom Orientalisten Hans-Peter Raddatz (Mai 2001 "Von Gott zu Allah? oder 2002 "Von Allah zum Terror?) oder von Bat Ye'or "Europa und das kommende Kalifat" bzw. deren Bücher über die Dhimmis (Juden und Christen unter dem Islam).

Dies Autoren werden diffamiert oder totgeschwiegen, gerade weil sie sich nicht korrumpieren lassen. Insofern ist es zu begrüßen, daß nunmehr Prof. Rhonheimer klar Stellung bezieht, auch in der NZZ Fakten veröffentlichen durfte.

Gravatar: Adorjan Kovacs

Ihre Einwände, keinUntertan, sind typisch uninformiert. Das friedliche Andalusien hat es nie gegeben, die Kreuzzüge waren eine überfällige Reaktion auf Jahrhunderte muslimischer Angriffe und während Europa seine kolonialen Exzesse verarbeitet, denkt man im islamischen Raum nicht im Traum daran, die Verbrechen des arabischen und osmanischen Imperialismus auch nur zu erörtern.

Dieses Interview ist eine Pflichtlektüre.

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