Zum Jugendsex

Es hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen kontinuierlichen Anstieg der Schwangerschaften bei den 10 – 14 jährigen gegeben. Bei Minderjährigen insgesamt wurden bereits 1996 4.700 schwanger, aber im Jahr 2001 waren es bereits 12.845, seitdem kontinuierlich steigend. Davon wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 5.240 Kinder ausgetragen und 7.605 Schwangerschaften abgebrochen.

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Diese traurigen Zahlen belegen, dass immer mehr kleine Mädchen in den Jugendsex getrieben werden, (die Jugendzeitschrift “BRAVO” trägt hier eine erhebliche Mitschuld!) – und gegen alle Versprechungen der Sexualaufklärer in den Schulen muss konstatiert werden, dass das viele Thematisieren eher das Gegenteil bewirkt hat, als das, was angeblich erreicht werden sollte: nämlich ein verantwortungsbewusster Umgang der jungen Menschen mit dem ihnen geradezu aufgenötigten Jugendsex.

Was für Schlussfolgerungen lassen sich aus den weltweit gemachten Erfahrungen mit einer unangemessenen und verfrühten Betonung der Sexualität im Umfeld der Kinder ziehen? Es bedarf eines phasengerechten, wesentlich behutsameren Umgangs mit diesem Thema bereits bei den Kindern im Grundschulalter.

So ist es eine bedenkliche Verfrühung im Sexualkundeunterricht der Schulen für das eigentliche Klassenziel – eine entängstigende Hinführung auf diese Lebenszusammenhänge – mit groben Demonstrationen daherzukommen. Genaue Vorführung der Palette der Verhütungsmittel, Koitusfotos, auch farbige Filme über die Geburt aus der Sicht des Gynäkologen, bedeuten eine gefährliche Verfrühung des Umgangs mit diesem Thema. Als Anschauungsmaterial sollten schlichte, eher abstrakte Zeichnungen verwendet werden, statt Photos womöglich mit pornographischem Akzent. Thematisierung der Sexualität auf diese Weise, so zeigt die Erfahrung, wecken eine selektierte Neugier, diese geheimnisvolle Sache zu erproben. Der Tenor, durch die Verhütungsmittel Sicherheit zu vermitteln und unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden, bewirkt gerade nicht einen verantwortlichen Umgang damit, sondern ein mehr und mehr zunehmendes wildes Ausprobieren, zumal kaum je vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder gar vor dem traumatischen Postabortivsyndrom gewarnt wird.

Durch unangemessene Aufklärung im Grundschulalter ist in den letzten Jahrzehnten viel Porzellan zerschlagen worden. Kaum revidierbar kann sie seelische Beeinträchtigungen verursachen, die seelische Erkrankung und psychosomatische Leiden vorbereiten. Hier muss gewarnt werden; denn es besteht ja nicht nur die Gefahr, dass durch unsachgemäßen Sexualkundeunterricht das eine oder das andere sensible Kind einen Schock erleidet, der sofort in Erscheinung tritt und damit behandelbar ist, sondern es ist in sehr viel gefährlicherer Weise möglich, das die Verwilderung in einer allgemeinen Probierphase eintritt, kaum daß die Geschlechtsreife erreicht wird, und diese hat sich ohnehin in den letzten Jahrzehnten zumindest bei den Mädchen weiterhin verfrüht. Später aber, im Erwachsenenalter, treten immer mehr Sexualstörungen zutage oder werden gar Ursache dafür, in Perversionen auszuweichen. Es kann schließlich nicht das Ziel der Sexualerziehung sein, dass z.B. in den gebrannten Kindern eine mit Ekel untermischte Abneigung vor sexuellen Beziehungen, vor Schwangerschaft und Geburt entsteht, oder als Gegenteil Sexualsüchte das Leben beherrschen.

Es bedeutet deshalb nicht zu verantwortende Verfrühung, wenn die Kinder im Kindergarten oder im Grundschulunterricht mit drastischen Methoden mit der Erwachsenensexualität konfrontiert werden, oder wenn man sie gar durch sexuelle Spielereien darin einzuführen sucht. Die sexuelle Erregung der Kinder in diesem Alter ist zwar bereits auslösbar, sie bedarf aber vor der Geschlechtsreife noch überoptimaler Reize; denn auch hier gilt die Regel der Verhaltensforscher: Der äußere Reiz muss um so stärker sein, je geringer die innere Bereitschaft ist, wenn Wirkungen erzeugt werden sollen. Sexuelle Reizung der Kinder hat aber eine gefährliche Wirkung: Es entsteht durch die Verfrühung und Übertreibung eine Abspaltung, eine Verselbständigung der sexuellen Funktion. Sie kann sogar die Gewichtigkeit eines Kitzels bekommen, der suchtartig und verabsolutiert nach immer mehr Stimulation drängt.

Viele Patienten, deren Sexualität tragischerweise zu früh geweckt wurde, berichten genau diesen Sachverhalt: Sie klagen darüber, dass die Sexualität für sie keine Kontaktmöglichkeiten mit einem Partner darstellt, dem sie sich in Liebe verbunden fühlen, sondern sie erleben sie als einen Zwang, der seinen Tribut fordert, der mit Hilfe irgendeiner Methode - durch Masturbation oder durch etwas beliebig anderes - dranghaft absolviert wird. Deshalb ist auch die Freigabe der Pornographie so verhängnisvoll gewesen; denn seitdem ist auch über das Fernsehen, über die “Bravo”, über Videos den Kindern viel Pornographisches zugänglich geworden.

Zu drastische Beschäftigung mit der Sexualität im Kindesalter hat auch mit dazu beigetragen, dass der sexuelle Missbrauch zu boomen begann. Das hat bewirkt, dass die Kinder schutzlos wurden; denn es ist dem Menschen nun einmal unbekömmlich, den so mächtigen, notwendigen Lebensbeweger Sexualität aus seinem Zusammenhang zu reißen. Sexualität hat das mit allen Grundtrieben des Menschen gemein: Isoliert man sie, setzt man sie absolut, so beginnen sie zu wuchern und den Menschen seiner Freiheit zu berauben. Sein Wille erweist sich dann allzu oft geringer als der aufgereizte und absolut gesetzte Antrieb. Er verselbständigt sich und zwingt so den Menschen in die Sucht. An den Trieb gefesselt, verliert er seine Willensfreiheit. Nicht er ist noch in der Lage, den Trieb zu beherrschen, sondern dieser beherrscht ihn. Er fordert durch immer größer werdenden Druck seinen Tribut. Der Mensch wird zu seinem Sklaven. Pornographisches Material wird zum süchtig gesuchten Moloch.

Die Freigabe der Pornographie hat zur Folge gehabt, dass jede Menge für Kinderaugen und -ohren verderbliche Ware gewissermaßen als hoffähig angeboten wird. Das hat bereits zur Folge gehabt, dass - besonders unter den Männern - aus den sexualisierten Kindern sexualsüchtige Erwachsene wurden. Die zu frühe Stimulation, Weckung und Reizung des Antriebs drängt dann zu immer gleicher, oft nur schein-befriedigender Entlastung; denn die Sexualität der so Fehlgeleiteten bleibt auf das Kind fixiert, wenn die Fehlprägung in der Kindheit begann. Ein Teil ihrer Seele selbst bleibt kindlich, bleibt infantil. Auf diese Weise wurden pädophile Bedürfnisse enorm verstärkt. Obgleich die Verführten dann im Erwachsenenalter nicht mehr selten zu Tätern werden, sind sie im Grunde doch selbst erbarmungswürdige Opfer einer verfrühten, unangemessenen, drastischen Sexualerziehung, Opfer einer ihnen aufgenötigten Triebsucht im Wiederholungszwang.

Die Eskalation der Pädophilie und anderer Perversionen, die Zunahme des sexuellen Kindsmissbrauchs auch im privaten Bereich als konsequente Folge einer allgemeinen Fehlentwicklung sind eine große Herausforderung für jeden menschlich denkenden Bürger heute. Spätestens jetzt sollte das einen internationalen Aufbruch hervorrufen. Es ist an der Zeit, nicht weiterhin verantwortungslosen Schreibtischtätern und Geschäftemachern das Feld zu überlassen. Nur wacher Widerstand vieler mündiger Bürger kann es hier noch bewirken, dass in diesem Bereich eine neue verantwortungsbewusste Umgangsweise – besonders mit dem Sexualkundeunterricht in der Grundschule – einsetzen kann.

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