ZdK: Einen Überbringer schlechter Nachrichten will ich nicht töten!

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Eine Bewertung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) habe ich glaube ich in meinem Blog schon mehrfach vorgenommen, und – man ahnt es – das ZdK ist dabei bislang nicht gut weggekommen. Das ganze Gremienwesen, in denen Laien, noch dazu nicht wirklich demokratisch legitimiert (wobei ich nicht sicher bin, ob das die Sache besser machen würde), vorgeben, die Mitglieder der Kirche zu vertreten und Forderungen an die Weltkirche stellen, die an deren Sorgen und Nöte völlig vorbeigeht, ist meine Sache nicht. Ich bin persönlich der Ansicht – unabhängig von entsprechenden Regelungen, die irgendwo vereinbart wurden –, dass beispielsweise ein Pfarrgemeinderat durchaus über die räumliche Farbgebung einer Kirche mitbestimmen sollte, sich in die Programmgestaltung des Pfarrfestes einbringen kann und den Pfarrer ansonsten bei seiner Arbeit nach Kräften unterstützt und dabei vor allem berät. Wenn es aber beispielsweise um die Liturgiegestaltung (im Sinne einer Liturgie, die nicht mehr den Rubriken des Messbuchs entspricht) geht oder um die Forderungen nach einer aktiveren Beteiligung der Gläubigen an der Messe (nicht in dem Sinne, des aktiven Miterlebens und Betens sondern der Übernahme von Aufgaben, die dem Priester vorbehalten sind) ist die Grenze erreicht.

Was im Kleinen gilt, so mein Statement, sollte auch im Großen gelten. Wenn also die ZdK als ranghöchstes Laiengremium (ich spreche bewusst nicht von der höchsten Laienvertretung!) in Deutschland die Forderung nach Aufhebung des Zölibats stellt oder eine Abkehr vom kirchlichen Sakramentenverständnis fordert, beispielsweise in Fragen der Eucharistie, der Beichte oder der Ehe, ist auch hier eine Grenze erreicht, bei der ein solches Gremium seine Kompetenzen überschreitet. Mein Genervtheitsgrad war entsprechend hoch, als zu Beginn der Woche diverse auch eher liberale katholische Medien titelten, das ZdK fordere eine Anpassung der Sexualmoral der Kirche. Immer die gleiche Leier: Sexualmoral, Umgang mit Homosexuellen, Sexualität in der Ehe, Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen … ich gebe Papst Franziskus Recht, wenn er sagt, dass „die Kirche“ nicht ständig über diese Themen sprechen muss, aber was hilft es, wenn sie immer wieder darauf angesprochen wird, und Antworten auf die immer gleichen Fragen geben muss, die notwendigerweise auch immer die Gleichen sein müssen? Nach einem kleinen giftigen Statement auf Facebook hat mich aber eine katholische Journalistin, die wie ich finde dem Modernismus unverdächtige Monika Gräfin Metternich, auf den Originaltext des Statements der ZdK aufmerksam gemacht. Und siehe da – mein Beißreflex war völlig fehlgeleitet, und da ich in vielen anderen Blogs ebenfalls kritische Töne zu den Aussagen des ZdK finde, sehe ich mich genötigt, mich unbeliebt zu machen und das ZdK (wohlgemerkt in dieser Sache) zu verteidigen!

Entgegen dem, was in den Medien verbreitet wird, interessanterweise auch solchen, die dem ZdK erfahrungsgemäß gar nicht fernstehen, hat nämlich das ZdK in seiner Stellungnahme gar keine Forderungen gestellt. Was das ZdK vermittelt, ist eine Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse der vatikanischen Befragung zur Vorbereitung der im kommenden Jahr anberaumten Bischofssynode zur Familie. Und die haben es in der Tat in sich, auch wenn sie einen vielleicht nicht überraschen mögen. Kurz gesagt ist das kirchliche Verständnis von Sexualität, Moral, Ehe, gleichgeschlechtlichen Beziehungen, Scheidung und Wiederverheiratung in weiten Teilen von Kirche und Gesellschaft unbekannt, was allerdings bekannt ist oder zur Kenntnis gelangt, wird dagegen kritisch bis ablehnend betrachtet. Das Papier der ZdK weist darauf hin, dass die Vermittlung der kirchlichen Positionen, die der Wertschätzung der Ehe und der Familie aber auch der Vermittlung von Moralfragen eines breiten Angebots im Rahmen der Ehevorbereitung, Ehebegleitung und auch Unterstützung in schwierigen Ehesituationen bis hin zur Trennung eines Ehepaares bedarf.

Wenn in der Stellungnahme formuliert wird, dass die Enzyklika Humanae vitae „von den meisten Gläubigen – wenn sie überhaupt bekannt ist – im Wesentlichen als Verbot der sogenannten ‚künstlichen Empfängnisverhütung‘ wahrgenommen“ wird, und „die große Mehrzahl auch der praktizierenden Katholiken, verheiratet oder unverheiratet, [..] diese Lehre entweder bewusst ab[lehnt] oder […] sie nicht zur Kenntnis [nimmt].“ dann ist das nicht weniger aber auch nicht mehr als eine bereits befürchtete Zustandsbeschreibung, sie beinhaltet aber keine Forderung des ZdK (selbst wenn man dort in eine entsprechende Richtung denken mag). Weiter heißt es in dem Abschnitt zu Fragen der „Offenheit der Eheleute für das Leben“:

Viele Gläubige können nicht nachvollziehen, dass jeder eheliche Akt auf die Zeugung hin offen sein muss. Zwar erscheint ihnen grundsätzlich die Hinordnung ehelicher Sexualität auf die Zeugung von Kindern einsichtig. Gleichwohl sehen sie darin nicht den einzigen sinnstiftenden Aspekt menschlicher Sexualität. In diesem Zusammenhang können sie auch die lehramtliche moralische Bewertung nicht nachvollziehen, die zwischen (erlaubten) ‚natürlichen‘ und (verworfenen) ‚künstlichen‘ Methoden der Empfängnisregelung unterscheidet.

Dagegen herrscht in der Kirche ein sehr großer Konsens, dass sich alle Methoden der Empfängnisregelung daran messen lassen müssen, ob sie das Wohl und die Würde der Frauen und Männer gleichermaßen respektieren. Grundsätzlich ausgeschlossen sind dabei alle abortiven Methoden.

Die menschliche Sexualität ist mehr als die genitale Sexualität und der Geschlechtsakt, auf die sie häufig verkürzt wird. Sie ist auf den ganzen Menschen zu beziehen und trägt als wesentliches Element der persönlichen Identitätsbildung auch zum Aufbau gelungener zwischenmenschlicher Beziehungen insgesamt bei. Viele Gläubige erwarten eine Sexualmoral, die die personale Liebe in der Beziehung zwischen zwei Partnern, zu der auch die Sexualität gehört, in den Mittelpunkt stellt. Nur so scheint es auch möglich, der wachsenden Trivialisierung und Instrumentalisierung menschlicher Sexualität in vielen Bereichen der Gesellschaft zu begegnen. Nicht zuletzt ist eine aufgeklärte, beziehungsorientierte und lebensfreundliche Sexualmoral ein wichtiger Beitrag, den vielfältigsten Formen sexueller Gewalt besonders gegen Kinder und Jugendliche Einhalt zu gebieten.

Die Unkenntnis bei gleichzeitiger Ablehnung der kirchlichen Lehre, das (nicht nur aber vor allem) daraus resultierende Unverständnis hinsichtlich der Fragen der Sexualmoral, insbesondere der Empfängnisverhütung, kann man beklagen, man kann zur Gesellschaftskritik im Allgemeinen und zur Kritik auch an innerkirchlichen Kräften ausholen, die diese Lehre ebenfalls relativieren, das ändert aber nichts an dem Zustand, mit dem „die Kirche“ umgehen muss.

Übrigens hat das Erzbistum Köln, wie andere Diözesen auch, seine Rückmeldung an den Vatikan veröffentlicht und beschreibt zum gleichen Thema:

Die kirchliche Lehre im genannten Sinn wird nach den Rückmeldungen von den Gläubigen nicht verstanden und nicht angenommen. Während ältere Gläubige wissen, was sich hinter „Humanae vitae“ verbirgt, ist für viele andere der Name dieser Enzyklika kein Begriff mehr, oder sie ist nur verkürzt in Bezug auf die Empfängnisverhütung bekannt und wird deswegen auch oft abgelehnt. Demgegenüber werde die “Königssteiner Erklärung” der Deutschen Bischöfe als maßgebend empfunden. Dies verdeutlicht auch das Ergebnis der Bonner Online-Befragung: „ein großer Anteil der Befragten hat Kenntnis über die kirchlichen Aussagen zur Empfängnisverhütung in Humanae vitae“, stimmt jedoch diesen Aussagen zur Empfängnisverhütung nicht zu. Nur 115 von 2217 Personen, davon sind 49% der befragten Personen zwischen 21 und 50 Jahren, behaupten: „Kirchlicherseits unerlaubte Methoden der Empfängnisverhütung sind für mich tabu“, und 1884 lehnen die kirchlichen Aussagen in dieser Frage ab. Die Menschen erleben die kirchliche Lehre in diesem Kontext eher als Fremdbestimmung im persönlichsten Bereich ihres Lebens und gehen in der Lebenspraxis und Sexualmoral eigene Wege. Die von der katholischen Kirche akzeptierten Methoden der Familienplanung führen ein Nischendasein und sind überwiegend unbekannt. Viele Menschen sprechen der Kirche ab, sich in diesen Fragen in ihr Leben einzumischen.

Diese, wie auch die Ergebnisse zu den anderen Fragen zur Synodenvorbereitung, die ich hier nicht alle aufführen kann, kann man beklagen, aber bitte nicht den Überbringer der Nachricht dafür verantwortlich machen.

Ich gebe zu, dass ich durchaus skeptisch bin hinsichtlich der Zielrichtung, die das ZdK mit der Veröffentlichung verfolgt und wie sie sich in den kritischen Fragen positioniert. Die jetzt herausgegebene Stellungnahme eignet sich aber nicht zu der auch von mir angebrachten undifferenzierten Kritik. Mich vertritt weiterhin nicht das ZdK - aber das kann ich nicht mit dieser Stellungnahme begründen. Es war schon immer schlechter Stil, den Überbringer der Nachrichten zu köpfen, und wenn das medial passiert sollte man auch wieder zurückrudern (und den Kopf zurückgeben) können.

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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