Wüstenstromprojekt Desertec steht vor dem Aus

Bei ScienceSceptical schreibt Michael Krüger "Die Industrie-Initiative Desertec wollte in der Wüste Strom für Europa und Afrika produzieren. Nachdem sich immer mehr Geldgeber zurückgezogen haben, steht das Projekt jetzt vor dem Aus."

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Deutsche Technologie- und Baukonzerne wie Siemens, Bosch, Eon oder Bilfinger haben sich schon abgewandt, genauso wie die ursprünglich namensgebende Desertec-Stiftung. Das Unternehmen Desertec steht vor dem Aus.

Bis 2050 sollte Desertec den Weg für den Bau Hunderter Öko-Kraftwerke in Nordafrika und dem Nahen Osten ebnen, die zusammen den Strombedarf der Region zu großen Teilen decken könnten und dazu noch rund 15 Prozent des europäischen Verbrauchs. Dieses Vorhaben ist jetzt offensichtlich gescheitert.

Am Montag treffen sich die beteiligten Firmen, darunter die Deutsche Bank, Munich Re und mehrere europäische Energiekonzerne, um eine Entscheidung über die Zukunft zu treffen. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sie dem Projekt den Geldhahn zudrehen werden. ScienceSceptical hier

Die FAZ schreibt dazu:

Der vor fünf Jahren mit großen Hoffnungen gestarteten internationalen Wüstenstrominitiative Desertec Industrial Initiative (Dii) droht einem Medienbericht zufolge das Aus. Der Zusammenschluss von 35 internationalen Konzernen kann sich nach Angaben aus Gesellschafterkreisen nicht auf eine Fortführung in bisheriger Form einigen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Ende des Jahres laufen die Verträge mit den Gesellschaftern aus. Das Überleben sichern könnte nur eine rasche verbindliche Zusage für einen neuen Etat von rund zwei Millionen Euro. Doch die sei nicht in Sicht.

Weiterlesen bei FAZ hier

Anmerkung der Redaktion:

Was haben sich die jetzt aussteigenden Gesellschafter dieser Luftnummer -genannt "Desertec-Projekt"- nur bei ihrer Teilnahme gedacht? Wollten sie nur einen PR Gag landen, um endlich mal wieder aus den Negativschlagzeilen, nach den Pleiten mit der Solartechnik (Bosch) und den falschen Prognosen über zunehmende Extremwetter (Münchner Rück) u.ä.m. herauszukommen. Dann war ihr Beitrag zwar nicht teuer, aber wieder mal völlig daneben investiert. Regelrecht in den Sand gesetzt. Denn jetzt gibt es wieder Negativschlagzeilen, weil man wieder mal falschen Propheten aufgesessen ist. Und sie stehen erneut da als die Gelackmeierten, die über den Tisch Gezogenen. Und mit ihnen die Heerscharen von "Journalisten" die sich im Feiern und Hochjubeln diese Projektes auf allen Kanälen überboten hatten.

Oder glaubte man, dass die fröhliche Abkassiererei von Verbrauchergeldern so weiter geht, wie sie durch das EEG und seine weltweiten Ablegern zwanghaft auch bei diesem Projekt von den Staaten den schutzlosen Verbrauchern, für ein "höheres" Ziel, auferlegt würde ? Weil ja, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt: "Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Projekt lobte, der Siemens-Chef sah die Mission in einer Reihe mit der Mondlandung." Da hätten an sich schon sämtliche Alarmglocken läuten müssen.

Oder, was noch weniger vorstellbar ist, glaubten sie wirklich an den Budenzauber, den ihnen grüne Ideologen von der Riesenkraft der Sonne und ihrem einfachen Abzapfen in der Wüste vorgegaukelt haben? Und dann, dass alle Anrainer dieser Wüste - nah und fern- über tausende von Kilometern, erzeugt in politisch chronisch instabilen wie unterentwickwelten Ländern- sich an diesem Strom würden laben können?

Wo waren denn all die Fachleute, Techniker, Finanziers und Politologen, die ihnen diesen Unsinn beizeiten hätten ausreden müssen? Durften sie nicht reden oder wollten sie nicht reden, um evtl. ihren Job nicht zu gefährden. Wir wissen es nicht. Irgendwann wird dann jemand ein Enthüllungsbuch über die "wahren" Beweggründe schreiben. Bis dahin freuen wir uns über die gute Nachricht. Eine drohende riesige Zwangsabgabe weniger. Aber wenigstens der Initiator dieser Schnapsidee, der Niederländer  Paul van Son, hat sich vorübergehend in Sicherheit gebracht. Er geht zum Jahreswechsel zur hochverschuldeten RWE. Ob dort seine Kenntnisse beim Aufbau von Luftnummern hilfreich sind, darf allerdings bezweifelt werden. Eher brauchte man dort bald die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Sanierers, munkelt man in der Branche.

Beitrag erschien auch auf: EIKE

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Udo Stemmer

Wer brauch überhaupt Wüstenstrom in Deutschland ?

Der Bürger kann sich für ca. 10 Cent das kWh selber machen, zumindest einen Teil von seinem Stromverbrauch mit einer neuen PV-Anlage und die kWh sind nicht in Afrika sondern bereits an seiner Steckdose.

Bei den alten PV-Anlagen ist der Bürger bei 1 bis 2 Cent/kWh.

MfG

Gravatar: Friedrich Führ

Viele ihrer Fragen unterstellen bereits als Fakt, dass Desertec gescheitert sei. Dem ist nicht so.

Sie hätten es wohl gerne, dass Desertec scheitert. Und Sie tun so, als hätten Sie es besser gewusst. Ob Sie sich von Fakten beeindrucken lassen, frage ich Sie?

Ich versuche das mal- zu den Fakten:

Die Dii-GmbH (soviel Zeit muss sein) hat ihren Auftrag erledigt! Ich
weiß das, weil ich war an der Formulierung der Ziele der
Planungsgesellschaft aktiv beteiligt.

Das EINE Projekt Desertec gab es nie. Die Vision, die Wüsten der Erde
für saubere Stromproduktion zu nutzen (= Desertec), sollte und soll
immer noch an tausenden unterschiedlichen Standorten in den Wüsten
der Welt umgesetzt werden und ist nach wie vor ein wichtiger Beitrag
zur künftigen Energieversorgung der Menschheit. Und es geschieht
bereits und wird weitergehen.

Und selbst wenn die Dii GmbH abgewickelt werden sollte, dann ist die
Überraschung darüber sehr verwunderlich. Diese Planungsgesellschaft
hatte von Anfang an einen begrenzten Auftrag und nur begrenzt Zeit.
Sie sollte innerhalb von 3 Jahren einen "Roll-out-Plan" liefern, wie
die Desertec-Vision in der Region EU-MENA umgesetzt werden kann. Sie
besteht jetzt schon im fünften Jahr. Und dabei sollte sie ins Detail
gehen und die Kompetenz der Partner nutzen und Forderungen an die
Politik formulieren und Rahmenbedingungen benennen, die die Industrie
braucht, um die Desertec-Vision zu realisieren. (Kraftwerke bauen
oder gar Strom liefern war nicht der Auftrag der Dii GmbH. Das ist
-wie immer- dem jeweiligen Investor überlassen.)

Man darf fragen, ob die Dii "geliefert" hat, ob und wenn ja, wie weit
ihr das gut gelungen ist. Meine Antwort ist ganz klar JA.

Fest steht, dass die Industrie Initiative, die gemeinsam mit der
DESERTEC Foundation als GmbH gegründet wurde, eine einzigartige
Erfolgsgeschichte ist. Allein die Tatsache, dass Industrie, Banken,
Versicherungen dem Ruf einer unabhängigen gemeinnützigen Stiftung
(NGO) gefolgt sind und sich zusammen taten, war schon
außergewöhnlich. Selbst die für ihre David gegen Goliath-Strategie
bekannten Freunde von Greenpeace haben nachgerechnet und anschließend
bestätigt: beste Idee der Industrie seit langem.

Und ohne den Einsatz der Münchner Rück Versicherung und der Einladung
durch deren Vorstand Torsten Jeworrek, wäre nicht so schnell eine
Übereinkunft erzielt worden. Es brauchte die Ebene der Vorstände und
es brauchte einen, der die Angelegenheit zu seiner Sache macht und
weiter trägt. Mit anderen Worten: im besten Sinne Führung übernimmt.

Die Wirkung war weltweit spürbar. Die Zusammensetzung der Partner der
Dii GmbH ist in jeder Hinsicht besonders an Internationalität und
Interdisziplinarität. Das dies nicht ganz reibungsfrei ablaufen kann,
versteht sich von selbst. Es gibt in der Öffentlichkeit und leider
auch bei Ihnen, immer noch eine Fülle von
Mißverständnissen, es sprengte den Rahmen hier, diese darzustellen
und alle zu korrigieren. Ein Abgesang auf "Desertec" ist jedenfalls
definitiv fehl am Platz.

Dank und Anerkennung für "die Mühen der Ebene", für das
Durchhaltevermögen und die Koordination gehen an die vielen Macher.
Und es gibt eine Menge zu lernen.

Jetzt, wo die Ergebnisse von fünf Jahren Arbeit auf dem Tisch liegen,
stellt sich die zentrale Frage: Wollen wir diese Kooperation
innerhalb Europas auf dem Energiemarkt und darüberhinaus mit
Nordafrika? Wir wissen, dass dies für den Umstieg auf Erneuerbare
Energien die kostengünstigste Variante ist. Das haben viele Studien
und auch die umfangreichen Untersuchungen der Dii GmbH glasklar
ergeben.
Wir brauchen einen schnelleren Umstieg auf Erneuerbare Energien
weltweit. Dazu wollte und dazu hat Desertec einen wichtigen Beitrag
geleistet.

Dies in aller Kürze.
Beste Grüße aus Berlin
Friedrich Führ, Rechtsanwalt (Gründungstifter und Gründungsvorstand
der DESERTEC Foundation. Mitglied der Deutschen Gesellschaft des Club
of Rome)

Gravatar: Hans Meier

Desertec ist ein klassisches Beispiel für das „Inszenieren einer Vision“ für die sich dann Politiker und Subventions-Spekulanten begeistern.
Dass diese „Schnappsidee“ jetzt erst stickum im Wüstensand untergeht, lässt erstaunlich klare Schlüsse zu, die denen, die sich vormals an diesem irrationalen Unfug beteiligten, persönlich zugeordnet werden müssen und ihre wahre Kompetenz als maskierte Hochstabler dokumentieren.
So als ob solche visionären Akteure sämtlich unter Realitätsverluste verursachenden Medikationen in ihrer Karrierefunktion hauptberuflich überzeugend Optimismus verkörpern, obwohl ihr persönlicher Bezug zur Realität längst zu einer Utopie oder Wahnvorstellung mutierte.
Diese visionären Inszenierungen mit denen sich Phantasten aufschwingen, um politische Aufbruch-Stimmungen zu erzeugen, weil ihnen persönlich zwar jeder praktische Beruf dokumentieren würde, das die Realität unbestechlich ist, und darum sind sie ja in die Politik ausgewichen, um dort Theater zu spielen.
Die deutsche Energiewende-Politik mit Kartellprivilegien für teuer „vergüldeten Zappelstrom“ aus Windmühlen und Sonnenspiegeln der technisch nur dadurch verwertbar wird, weil die Kraftwerke das Stromnetz entsprechend Spannung und Verbrauch ständig mit großem Aufwand regeln, damit das Netz nicht unter dem Zappelstrom kollabiert, wird auch an der Realität aller eklatanten Widersprüche als grandiose, theatralische Dummheit scheitern.
Wie inkompetent und abgehoben unser politisches Personal tatsächlich ist, das in des „Kaisers neuen Kleidern“ medial telegen präsentiert wird, aber eher eine erschreckende Realsatire vorführt, das passt zu einer Bananenrepublik.

Gravatar: Michael Limburg

Schäuble hat schon viel Unsinnigeres gesagt und noch viel Törichteres getan. Das ist noch eine der Harmlosere seiner vielen "Rettungsideen".
mfG
M. Limburg

Gravatar: Karin Weber

Wenn ich das so lese, dann bin ich zufrieden darüber, dass Rechtsanwalt Schäuble seinen Unfug-Vorschlag 2011 nicht umgesetzt hat:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/strategie-gegen-die-krise-schaeuble-will-solarstrom-aus-griechenland-a-769600.html

Zitat: "Strategie gegen die Krise: Schäuble will Solarstrom aus Griechenland

Öko-Vorstoß des deutschen Finanzministers: Nach Ansicht von Wolfgang Schäuble könnten die Griechen ihre Wirtschaft wieder flott bekommen, wenn sie große Mengen Solarstrom in die Bundesrepublik exportieren würden. Er sieht Vorhaben wie dieses als Bedingung für neue Milliardenhilfen."

Rechtsanwalt Schäuble wollte, dass die Griechen mit den Milliardenhilfen bei uns Solarplatten kaufen und mit dem erzeugten Strom ihren Schulden bezahlen. Diese Milliarden wären dann sicher auch unwiderruflich weg gewesen.

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