Wie das geht mit Kirche und so – Kirchenknigge

Erstkommunion, Firmung, Trauung oder Beerdigung – plötzlich und unerwartet steht man vor einer – ups – Kirche – schluck – und muß da jetzt rein. Aber wie war denn das noch? Die Frauenzeitschrift Brigitte hat ein paar einfachen Verhaltensregeln für den unvermeidlichen Kirchenbesuch zusammengestellt.

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Es ist wieder so weit, am kommenden Sonntag startet in den Gemeinden der Reigen der Erstkommunionen, etwas später dann über den Rest des Jahres verteilt geht es weiter mit den Firmungen. Der Sommer ist die Zeit der Hochzeiten. Beerdigungen können einen immer erwischen.

Plötzlich und unerwartet steht man vor einer – ups – Kirche – schluck – und muß da jetzt rein. Aber wie war denn das noch?

Nun, sich die Frage zu stellen, ist schon mal die halbe Miete. Nebenbei bemerkt, es zeigt schon mal die Aufmerksamkeit dafür, daß es sich bei einer Kirche eben doch um einen besonderen Ort handelt. Wer versehentlich oder aus familiären Gründen in eine Erstkommunionmesse stolpert erlebt nicht selten den blanken Horror. Verwandte der Kokis, die zehn oder fünfzehn Jahre keine Kirche mehr von innen gesehen haben, zeigen oft genug mehr oder weniger deutlich, wie wenig sie von der Kirche und der Liturgie verstehen und/oder halten.

Dabei kann man auch als Fremder mit ein paar einfachen Verhaltensregeln den unvermeidlichen Kirchenbesuch hinter sich bringen. Das dachte sich wohl auch die Journalistin Michèle Rothenberg von der Frauenzeitschrift Brigitte und stellte im Jahr 2008 einen “Knigge: Richtig benehmen in der Kirche” online.

Gute Idee! Da sie erkennbar selber mit der Kirche fremdelt hat sie sich Hilfe von einem Pfarrer geholt.

Da ich nun einmal über diesen Knigge gestolptert war, habe ich ihn, obwohl schon etwas älter, in meinem Facebook- Profil geteilt. Immerhin erreicht eine Zeitschrift / Onlineportal wie Brigitte wenigstens die Zielgruppe, die es betrifft.

Wie zu erwarten war das Echo überwiegend positiv. Doch an dieser Formulierung:

Oblate: Brotstücke, die beim Abendmahl die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen sollen. Auch hier gilt: Wenn Sie Hemmungen haben, das Gebäck in den Mund zu nehmen, lassen Sie es. Auf keinen Fall sollten Sie sich in der Kirche verstellen. Im Gegenteil: Für Gläubige haben die Rituale eine wichtige Bedeutung, und darum könnten sie es als Affront auffassen, wenn Sie diese nur zur Schau mitmachen.

die mich gestört hatte, stießen sich auch andere. Es zeigt doch nur zu deutlich, wie schwer es ist, die Eucharistie ihre Bedeutung zu erklären. Das fängt schon mit dem Begriff an, der das kleine Stückchen Brot beschreibt: “Oblate”. Natürlich hätte ich “Hostie” gesagt und geschrieben. Doch dann hätte es mal wieder keiner kapiert. Dann bricht sich Frau Rothenberg in allerbester Absicht, die Realpräsenz zu erklären förmlich die Feder an der Formulierung. “… die Gegenwart Gottes vergegenwärtigen … ” Whow!

Lobenswert ist die Empfehlung doch besser nicht zur Kommunion zu gehen, wenn man nicht weiß, was das ist. Aber auch hier wieder eine Wortwahl, die ein Outsider möglicherweise sogar versteht und einen Katholiken fast die Wände hoch treibt. Natürlich sollte niemand zur Kommunion gehen, der nicht in voller Einheit mit der Kirche steht und im Stand der heiligmachenden Gnade ist. Die Sache mit der Einheit mit der Kirche kriegt man noch irgendwie erklärt: Du mußt römisch-katholisch sein. Okay, ist klar. Aber dieses Gnadenzeugs dürfte bei 99% der normalen Erstkommuniongäste schlicht das “WTF???” ins Gesicht schreiben.

Also: Für Gläubige haben die Rituale eine wichtige Bedeutung. Das ist der entscheidende Satz.

Bei allem Stirnrunzeln in Sachen korrekter Beschreibung handelt es sich um einen sehr wohlwollenden Text, der kirchenfremden vielleicht tatsächlich in für sie verständlichen Worten die nötigen Hinweise für unvermeidliche Kirchenbesuche gibt. Von daher kann man es vielleicht sogar dem einen oder anderen Verwandten als Hinweis aus unverdächtiger Quelle an die Hand geben, wenn ein unvermeidbarer Kirchenbesuch ansteht.

Nebenbei bemerkt könnte das eine Anregung sein, auch selber als Pfarrei zum Beispiel so ein kleines Textheftchen zu erarbeiten, das man zur Verfügung stellt, wenn irgendwelche Erstkommunionen, Firmungen, Trauungen oder Beerdigungen anstehen. Aber dann eben auf die Sprache achten. Es ist schon etwas tricky, sachlich / theologisch richtig aber für Fremde verständlich zu schreiben.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Kirchen meiden!

Zitat: "Es ist wieder so weit, am kommenden Sonntag startet in den Gemeinden der Reigen der Erstkommunionen, etwas später dann über den Rest des Jahres verteilt geht es weiter mit den Firmungen. Der Sommer ist die Zeit der Hochzeiten. Beerdigungen können einen immer erwischen."

Man kann sich ja gut herausreden. Das ist wohl kein Problem, man kann zur Not auch draußen warten, z.B. bei einer Beerdigung. Ich habe dies unlängst gemacht. Das Wetter war prächtig, es sprach nichts dafür, sich in eine muffige Dorfkirche zu setzen. Wobei es schon viele nicht kirchliche Beerdigungen gibt.

Es gehen bei uns nur noch unter 3,5% der evangelischen Kirchensteuermitglieder und ungefähr 10% der katholischen Kirchensteuerkirchenmitglieder regelmäßig in die Kirche. Regelmäßige Kirchgänger sehe ich ähnlich wie Zigarettenraucher, sie sollten es lieber sein lassen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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