Wer mit sechzig noch immer Herz und Verstand hat, misstraut jeder Überzeugung

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Hatten Samstagabend eine äusserst anregende politische Langstreckendiskussion bis tief in die Nacht. Mit reichlich Italiener; Hauptgang: ein Taubenrisotto. Stelle einmal mehr fest, dass unser Freundes- und Bekanntenkreis mehr Linke aufweist als Bürgerliche. Wobei die Positionen, auch in grundsätzlichen Fragen, nicht mehr so weit auseinander liegen wie früher.

Die Welt hat sich für alle stark verändert.

Winston Churchill wird der Satz zugeschrieben: “Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand.” Nun war ich mit zwanzig kein Sozialist, sondern habe mich nach Indien abgesetzt. Dass ich hingegen mit vierzig ein überzeugter Wirtschaftsliberaler war, lässt sich nicht bestreiten. Inzwischen ist der Wirtschaftsliberalismus von den Nationalkapitalisten kassiert worden.

So hinterhältig wie die Krim von Putin.

Und der Sozialismus? Ist noch eine Leerpackung  in der  Twitter- und Facebook-Timeline hormongetriebener junger Männer aus der Agglo. Die meinen, sie könnten damit noch immer ein breites Publikum erschrecken. Man müsste also den inzwischen (auch) in die Jahre gekommenen Satz von Churchill fortschreiben. Vielleicht so:

“Wer mit sechzig noch immer Herz und Verstand hat, misstraut jeder Überzeugung.”

Beitrag erschien zuerst auf: arlesheimreloaded.ch

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Adorján Kovács

Sehr schön gesagt. Die selbstgewisse, um nicht zu sagen fanatische Besserwisserei ist irgendwann unglaubwürdig. Obwohl ich nicht weiß, ob sich die Welt wirklich so sehr oder lediglich unsere Generation sich mit dem Alter geändert hat. Mir für meinTeil dämmert immer mehr, dass gewissen religiösen Überzeugungen auch mit 60 noch zu trauen ist. Aber das war nicht, was Sie meinten.

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