Wer braucht denn diese CDU?

Diese Frage tauchte heute in meiner Facebook Timeline auf.
Antwort:
Kurz gesagt: Niemand.
Blogartikel fertig.
So einfach ist es aber dennoch nicht.

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Für mich schon gar nicht. Habe ich der CDU doch lange genug angehört und war treuer Wähler. Seit ungefähr 15 Jahren weichen die Positionen der CDU-Spitze, insofern es um angestammte konservative Implikationen aus dem christlichen Weltbild geht, immer weiter auf. In dem Punkt entscheidet sich die CDU nicht von der anderen SPD, die ihre sozialistischen Positionen auch immer weiter liberalisierte, um die “Neue Mitte” zu erobern. In der CDU sind es die jungen urbanen Wählerschichten, deren Stimmen man sich sichern möchte. Dafür vergrätzt man doch schon mal gerne einen Bauern aus dem katholischen Emsland oder Westfalen oder anderen katholischen Stammlanden.
So wird nämlich ein Schuh aus der Sache. Parteistrategen stellen sich die Frage, wo man Mehrheiten gewinnen kann. Sie fragen nicht, was in Verantwortung vor Gott und den Menschen die richtige Politik wäre.
Der junge urbane Wähler, den man im Blick hat, ist sozial, liberal, tolerant, unverheiratet und/oder kinderlos, möchte seine Partnerschaft auch mal wechseln und gut verdienen. An und für sich möchte er, daß sich die Politik gar nicht in sein Leben einmischt und ethische Standards schon mal gar nicht verbindlich sind. “Jeder nach seiner Fasson” wird hier auf die Spitze getrieben. Ob es den wirklich gibt, sei einmal dahin gestellt.

Dabei werden aber, unter dem Deckmantel einer modernen sozial-liberalen Politik, sehr tief in das Leben eingreifende Maßnahmen bedenkenlos für Allheilmittel der Gesellschaft erklärt. Das ist Sozialismus im neuen Gewand.
Kein Mensch bekommt Kinder, nur weil er sie relativ zeit- und kostenneutral in Krippe, Kita und Ganztagsschule entsorgen erziehen lassen kann. Menschen neigen dazu, Kinder zu bekommen, weil sie am Schöpfungshandeln Gottes teilhaben dürfen und wollen. Das Schöpfungshandeln Gottes ist ein Akt der Liebe und so ist auch “Kinder bekommen” mit allem drumherum und voher und nachher ein Akt der Liebe. Käufliche “Liebe” nennt man auch Prostitution. Glaubt wirklich irgendjemand in der CDU, man könne Menschen durch subventionierte Dienstleistungen zum Kinderkriegen prostituieren? Ein solcher Blödsinn, der volkswirtschaftlich sehr teuer werden wird, wird sich selbst per Erfolglosigkeit ad absurdum führen. Damit soll nicht gesagt werden, daß man Menschen in schwierigen Lagen nicht helfen soll. Kindertagesstätten sind für manche Menschen in unserem Land eine überlebensnotwendige Maßnahme, weil nämlich kaum noch eine Familie von einem Einkommen leben kann. Das ist ein Problem, das beim Namen genannt werden sollte und nicht hinter schönen, blumigen Wortwolken kaschiert werden darf. Das wäre ein Politikfeld für eine christliche Partei, die diesen Namen verdient.
Das Ziel hieße, wir helfen den Menschen, so lange sie in Not sind und streben die Veränderung im Sinne der katholischen Soziallehre an.

Bestimmte Meinungen zu vertreten, gilt in unserem Lande schon fast als Tabu. Sie öffentlich zu äußern setzt einen der Gefahr eines Shitstorm aus. Selbst innerhalb der CDU werden konservative Ansichten zuweilen eiskalt abgekanzlert. Wer öffentlich die Ehe als auf Dauer angelegte Verbindung von Mann und Frau bezeichnet, kann sich des Proteststurmes sicher sein. Andere Lebens- und Beziehungsformen mögen ja für die, die sie leben ihren Sinn ergeben. Für den Staat ist es nötig, die Familie von Mann, Frau und Kindern politisch zu fördern und zu schützen, weil nur hier der Fortbestand unseres Volkes gesichert wird. Wem das natürlich egal ist, der kann darauf verzichten. Es gibt aber immer noch Menschen in unserem Land, für die das eine Beduetung hat.

Man kann das ganz allgemein auf konservative politische Positionen beziehen. Wer solche vertritt, wird in unserer Talkshowkultur als Unikum vorgeführt. Ein Verstoß gegen Gender- und andere politische Korrektheiten bedeutet das gesellschaftliche und erst recht das politische Aus. In der CDU!

Wie sind auf dem Weg in einen Meinungstotalitarismus, der bestimmte Ansichten, selbst wenn sie vom Grundgesetz, insbesondere von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, dennnoch nicht nur tabuisiert sondern schon fast kriminalisiert, zumindest jedoch den “gesunden Volkszorn” auf den Plan ruft. Eine solche Gesellschaft wird von Weiterentwicklung vollkommen abgeschnitten sein. Es ist ja gerade das Querdenken, das Vertreten alternative Meinungen im Diskurs, welches bewirkt, daß sich eine Gesellschaft entwickelt.

Seit Jahren schon werden in der veröffentlichten Meinung konservative Positionen gezielt ausgegrenzt und wahlweise der Lächerlichkeit oder der Empörung preisgegeben. Die CDU hat leider einen erheblichen Anteil daran.

Dabei kann man nicht sagen, die CDU- Basis hätte sich in den letzten 20 Jahren verändert. Was vor wenigen Jahren auf Parteiveranstaltungen auf unterer Ebene noch brandenden Applaus auslöste, nämlich als falsch angeprangerte grüne und rote Fehlsteuerungen in der Familienpolitik, der Sozialpolitk, der Schulpolitik und vieler anderer Politikfelder, hat längst die CDU-Spitze erreicht. Was seinerzeit von Landtags-und Bundestagskandidaten als falsch und gefährlich gebrandmarkt wurde, ist heute Politik eben jener CDU. Das normale Pateimitglied auf dem platten Land fühlt sich verladen.

Die CDU könnte inzwischen mit jeder Partei im deutschen Bundestag koalieren, ohne sich mehr als in der jetzigen Koalition mit der FDP verbiegen zu müssen. Sie mischt munter mit im politischen Einheitsbrei der Berliner Republik. Die Fusion zur SPCDU könnte ihr dauerhaft die absolute Mehrheit sichern, doch dazu müßte sie ja (ihre neue) Farbe bekennen. Alle Politikfelder abzugrasen, würde den Blogartikel sprengen, wer mag kann ja mal die Meinungsentwicklung der CDU in anderen Politikfeldern über die Jahre verfolgen. Und komme mir hier keiner mit Fortschritt. Fortschrittsromantik ist auch sozialistisch.

Für den konservativen Wähler stellt sich das unlösbare Problem, wen man denn wählen könnte. Nichtwählen ist eine Verschwendung der an sich kostbaren Stimme. Protestwählen führt vielleicht zu Unregierbarkeit des Landes oder bringt die ganz falsche Partei ans Ruder. Das kann man nicht wollen. Ungültig Wählen kann ein Signal sein, hat aber nur wenig Wert. Doch wieder das Kreuzchen beim “C” bestätigt ja nur den falschen Kurs. Eine echte Wahlalternative ist (noch) nicht in Sicht.

Es verbleibt eine gewissen Ratlosigkeit gepaart mit der festen Überzeugung, daß die konservative Alternative unter der Oberfläche umso schneller wächst, je sozialdemokratischer und genderistischer die CDU wird.
Schade, die Idee der CDU war gut, mehr noch es war ein Geniestreich von Adenauer.
Der Abschied von dieser Idee fällt vielen schwer.

 

Beitrag zuerst erschienen auf blog.peter-winnemoeller.de.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karin Weber

Lieber Herr Winnemöller, was sie in Ihrem Beitrag machen, ist das Beschreiben von Sympthomen, nicht jedoch der Ursachen.

In unserem Land gibt es eine politische Klasse und Führungselite. Die Kluft zwischen Beiden und dem Volk ist mittlerweile unüberbrückbar. Unter der Führung der Kanzlerin Merkel hat sich dieser Prozess nur noch beschleunigt. Immer deutlicher wird erkennbar, wie profil- und ratlos die großen Volksparteien mittlerweile sind und wie subtil sie zu einer Einheitspartei Deutschlands mit einer Meinung verschmelzen. Man kann hier weder von Meinungs-, noch von Parteienvielfalt sprechen. Dieses Gift ist schleichend in unsere Gesellschaft eingeströmt und wird durch die EU nur noch, ähnlich einem Katalysator, beschleunigt.

Nicht nur in der CDU läuft einiges schief, in dem ganzen Land ist etwas in erheblicher Schieflage. Wir waren mal ein kinderreiches und wirtschaftlich starkes Land. Heute regieren uns Juristen, die demographische Keule jagt die Rentner, billige Leiharbeitssklaven reflektieren ein unsoziales System, Pisa wirkt und die Grünen prügeln uns durch Gender, Feminismus und ins Energiekosten-k.O.!

Ich gebe Ihnen einen Rat: Verlassen Sie die CDU, suchen Sie Gleichgesinnte und schaffen Sie neue politische Alternativen. Argumentativ stehe ich auf Ihrer Seite, auch mir liegt die Erhaltung unserer Kultur, Wert- und Moralvorstellungen sowie der Schutz der Familie am Herzen. Aber mit diesen Altlastenparteien, die in wenigen Jahren selbst der Demographie-Keule zum Opfer fallen, ist das nicht mehr realisierbar.

Gravatar: dw-seneca

Doch eine echte Wahlalternative ist in Sicht. Scheint dem Autor diesen Beitrages nicht so ganz zu gefallen, oder wie soll man das sonst verstehen?

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