Wenn der Staat über die Seele zu regieren beginnt

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(Ü)ber die Seele kann und will Gott niemand regieren lassen als sich selbst allein. Deshalb: wo weltliche Gewalt sich vermißt, der Seele Gesetze zu geben, da greift sie Gott in sein Regiment und verführt und verdirbt nur die Seelen.

… Da wendest du ein: Hat doch Paulus in Röm. 13 gesagt, jedermann solle der Gewalt und Obrigkeit Untertan sein, und Petrus sagt, wir sollen aller menschlichen Ordnung Untertan sein, Antwort: Da kommst du mir recht; denn die Sprüche dienen für mich. Paulus redet von der Obrigkeit und Gewalt. Nun hast du jetzt gehört, daß über Seelen niemand Gewalt haben kann als Gott. So muß Paulus von keinem Gehorsam reden können als da, wo die Gewalt sein kann. Daraus folgt, daß er nicht vom Glauben redet, nicht davon, daß weltliche Gewalt den Glauben zu gebieten haben solle, sondern von äußerlichen Gütern, diese auf Erden zu ordnen und zu regieren.

Martin Luther. Von weltlicher Obrigkeit (1523). Kapitel 2 “Wie weit sich weltliche Obrigkeit erstrecke”

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Gravatar: Herbert K.

Ein Luther-Zitat, in dem er die Fürsten auffordert, die aufständischen Bauern zu töten:
"Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Volk den Himmel eher mit Blutvergießen verdienen kann denn anders sonst mit Beten ... Steche, schlage, würge hie[r], wer da kann. Bleibst du darüber tot, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmermehr erlangen. Denn du stirbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort und Befehl."

Anmerkung: Einige der Bauernführer wurden von den Lutheranern kopfüber aufgehängt und dann langsam mit der Säge vom Hodensack an bis zum Bauchnabel aufgesägt, bis sie unter grausamsten Schmerzen gestorben waren (Hubertus Mynarek, Die neue Inquisition)
Dem auf den Aufruf Martin Luthers folgenden Massaker fielen zwischen 70.000 und 100.000 Menschen zum Opfer, darunter zahllose Unbeteiligte.

Martin Luther gilt als großer Held und wird ungebrochen als nationale Symbolfigur genutzt. Seine Ideologien sind allerdings derart menschenverachtend, dass er ohne Skrupel als Vordenker der Nazis bezeichnet wird, die sich immer wieder positiv auf den Reformator bezogen: In abstossenden Formulierungen phantasierte er über das feurige Ende aller Juden, vom Ersäufen behinderter Menschen in der Gosse und rechtfertigte das Morden an den aufständischen Bauern. Martin Luther steht für Sexismus, Sozialrassismus, Antisemitismus und Obrigkeitshörigkeit - ungeachtet dessen feiern die evangelische Kirche und auch insgesamt die patriotischen Teile Deutschland Luther unkritisch als wichtigen Gesellschaftsgestalter.
Daher bleibt Aufklärung gegen den Luther-Fankult auch in Zukunft notwendig!

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