Weihnachten: Zeit hupender Parkplatzsucher?

Weihnachten, das Fest der Freude, des Friedens, der Liebe? Nicht in (zumindest deutschen) Einkaufszonen! Viele versuchen, zu Weihnachten alles das an Familienleben nachzuholen, was ihnen übers Jahr fehlt.

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Da die offenbar grassierende Magen-Darm-Grippe, die erst nur unsere Kinder erwischt hatte, gestern auch meine Frau getroffen hat, habe ich einen verkürzten Arbeitstag eingelegt und bin unter anderem mit meinem Kleinen einkaufen gewesen. Traditionell (wobei wir diese Tradition gestern gemeinsam begründet haben), sind die Männer in unserem Haushalt für das Beschaffen des Weihnachtsbaumes zuständig, der von uns auch am kommenden Samstag geschmückt werden wird. Also erst Weihnachtsbaum kaufen, dann Lebensmittel …

Und wie fast befürchtet, der Feiertagstrubel geht schon los: lange Schlangen an Fleischtheken und Kassen, Weihnachtslieder allenthalben (am liebsten englische, damit es keiner so recht merkt, um was es da eigentlich geht), überfüllte Parkplätze … vor allem aber: missgelaunte Menschen! Weihnachten, das Fest der Freude, des Friedens, der Liebe? Nicht in (zumindest deutschen) Einkaufszonen!

Vielleicht gibt es zwei Dinge, die uns – als Christen, die wir das Weihnachtsfest bewusst und nicht als Fress- und Feierorgie begehen wollen – durch diese Tage helfen, uns dabei unterstützen, uns nicht von einer negativen Grundstimmung vereinnahmen zu lassen, die um sich greift und von der man sich nur allzu leicht anstecken lässt (mir jedenfalls fällt es schwer, entspannt zu bleiben, wenn ich auf der Parkplatzsuche angehupt werde, weil es jemandem hinter mir nicht schnell genug geht, oder wenn vor mir jemand zu langsam bei der Parkplatzsuche unterwegs ist …)

Tu Jesus dazu

Diesen Slogan hatte Papst Franziskus in einer Predigt beim diesjährigen Weltjugendtag für ein gelungenes Leben ausgegeben. Oft, wenn uns Situationen zu sehr belasten, uns Zukunftsängste plagen, wir uns sorgen, liegt das daran, dass in unseren Plänen Jesus gar keinen Platz erhält. Das, was generell gilt, sollte doch aber auch in der Weihnachtszeit gelten: wir feiern die Geburt Gottes als Mensch, wir erwarten in Freude seine Wiederkunft – da sollte Jesus doch auch bei den Festvorbereitungen seinen Platz haben!

„An Jesus denken, an Jesus denken, an Jesus denken …“ – ist es das, was uns immer durch den Kopf gehen sollte? Auch wenn es sicher ein Ziel sein sollte, sich seines Glaubens und der Gegenwart Gottes zu jedem Zeitpunkt bewusst zu sein, eignet sich so ein Mantra vermutlich für die meisten Menschen aber nur bedingt. Stattdessen kann es aber ein guter Weg sein, sich im Gebet auseinanderzusetzen, was Jesus denn in diesem Advent, in diesen Weihnachtstagen von mir erwartet – Was ist mein Auftrag für Weihnachten?

Vielleicht ist mein Auftrag, viel der freien Zeit mit den Kindern und der Familie zu verbringen? Dann sollte es mir nicht in den Sinn kommen, mit Freunden auszugehen, mich in einen Bastelkeller oder in mein Hobby zu flüchten. Oder mein Auftrag ist, Menschen in meinem Umfeld zum Gang in die Weihnachtsmesse zu bewegen? Dann sollte ich auch selbst gehen, darüber sprechen, meine Verwandtenbesuche entsprechend einplanen, vielleicht einladen, mit mir gemeinsam die Messe zu besuchen als „Programmteil“ des Besuchs?

Worauf ich hinaus will: Viele versuchen, zu Weihnachten alles das an Familienleben und –idylle nachzuholen, was ihnen übers Jahr fehlt. Stattdessen ist es doch legitim, sich den Auftrag für die Weihnachtstage bei dem abzuholen, dessen Geburt wir da feiern. Jesus, was möchtest Du von mir? Ist der ungeliebte Onkel, der zu Besuch kommt, vielleicht einsam und braucht positive Ansprache, ein schönes Umfeld – selbst dann, wenn der darauf (zunächst) mürrisch reagiert? Kann die Tante mit Weihnachten seit Jahren nichts mehr anfangen und boykottiert jede gute Stimmung, weil sie vergessen hat, was Weihnachten eigentlich bedeutet, und würde es ihr helfen, wenn man sie bäte, den Kindern eine Weihnachtsgeschichte vorzulesen.

Es sind wohl in der Regel die kleinen Dinge, die – neben dem großen Ereignis das wir feiern – Weihnachten besonders machen können. Wenn wir planen, dass es ein perfektes Familienfest mit Friede, Freude, Eierkuchen sein soll, und dabei den Hauptbeteiligten außen vorlassen, ist der Misserfolg eigentlich schon vorprogrammiert. Wenn wir dagegen einen konkreten Auftrag, einen Einsatzplan Gottes für die anstehenden Tage haben, dann wird er uns auch durch diese Zeit tragen und uns über die Misstöne hinwegsehen lassen, die die Welt bereit hält. Vielleicht ist ein Gedanke hilfreich, der mir letztens durch den Kopf ging: Jesus ist ganz unscheinbar zur Welt gekommen, in einem fast vergessenen Winkel der Welt, in einer Höhle oder einem Stall, von der damaligen Welt fast unbemerkt – vielleicht ist das auch ein Zeichen, was wir zu Weihnachten tun können, ganz unscheinbar, was die Welt ein bisschen näher zu Gott führt?

Und um auf die Parkplatzsituation zurück zu kommen (auch weil das eine ist, die mich selbst immer wieder zur Weißglut bringt): Vielleicht ist es unser Auftrag, nachsichtig mit denen zu sein, die selbst an diesem Tag nicht nachsichtig sein wollen oder können, Mitleid mit denen zu haben, die in Weihnachten nur die große Einkaufs- und Geschenkeschlacht sehen und vielleicht ein kleines Stoßgebet für sie an den senden, in dessen Namen sie eigentlich unterwegs sein sollten?

Der Gegner macht keine Ferien

Eigentlich möchte ich kein Wasser in den Wein guter Stimmung schütten, die ich hoffentlich oben verbreitet habe, aber es gibt jemanden, dem dieses Fest ganz und gar nicht gefällt: wir feiern die Geburt Jesu, unseres Erlösers, wir feiern dieses Fest hoffentlich in Liebe zu Gott, in Liebe zu unseren Mitmenschen, wir erleben hoffentlich die Freude des Weihnachtsfestes, die mehr ist als die Freude über geschenkte Handschuhe oder eine Krawatte, eine XBox oder ein neues Handy – was sollte uns zu der Vermutung Anlass geben, dass der Gegner Gottes, der Vater der Lüge und der Sünde, derjenige der hasst, gerade an diesen Tagen die Hände in den Schoß legen wird?

Es ist unpopulär über den Teufel zu sprechen, wenn auch dankenswerterweise Papst Franziskus immer wieder auf seine Existenz und sein Wirken hinweist. Man will ihn nicht wahrhaben, die Anerkennung seiner Existenz erscheint für denjenigen, der Gott nicht kennt entweder als Legendenbildung oder als zu bedrohlich, um diesen Gedanken zuzulassen. Für einen Christen gibt es aber, einfach weil schon Jesus selbst immer wieder auf sein Wirken hingewiesen hat, keinen Zweifel, dass es ihn gibt. Und wenn das so ist, dann schiebt der zu Weihnachten Überstunden! Bei uns zu Hause hieß es früher immer: Weihnachten geht der Teufel auf Stelzen!

Der Teufel ist aber – so real und bedrohlich er auch sein mag – durch Christus besiegt. Er kann nur noch gegen uns, unsere Liebe und unsere Freude ankämpfen, um uns von Gott zu entfernen. Wenn wir aber unsere Zuflucht bei Jesus nehmen, kann er uns nicht besiegen. Es ist also gut, sich bewusst zu machen, dass es jemanden gibt, der uns die Freude an Weihnachten verderben will – damit wir nicht überrascht sind, wenn uns Hindernisse entgegen treten, mit denen wir nicht gerechnet haben und die uns die Feier des Weihnachtsfestes verleiden.

Und es ist gut, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir Gott auf unserer Seite haben, der uns die Geburt seines Sohnes geschenkt hat und uns die Freude dieses Festes in Fülle spüren lassen möchte. Haben wir ihn im Herzen, sind wir in seinem Sinne zu Weihnachten unterwegs, dann kann das Fest kommen, dann können Störungen kommen, dann kann passieren was will: Wir feiern Weihnachten, die Geburt des Herrn!

In diesem Sinne wünsche ich jetzt noch kein gesegnetes Weihnachtsfest, aber allen eine freudige Zeit der Vorbereitung auf diese großen Tage! Und nicht vergessen: der hupende Autofahrer hinter uns und der langsame Parkplatzsucher vor uns, sie alle suchen das gleiche wie wir – und werden es hoffentlich finden!

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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