Was mich an Riester & Rürup stört

Altersarmut wird in Deutschland ein immer größeres Problem. Die private Altersvorsorge ist deshalb für viele Menschen unverzichtbar. Die meisten setzen dabei auf eine Riester- oder Rürüprente. Diese Durchführungswege sind staatlich gefördert, aber es gibt auch Nachteile.

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  • Unflexible Auszahlung: Wird das Kapital ausbezahlt, dann geht das nicht in einer Summe. Bei Riester kann man ein Drittel des Guthabens sofort entnehmen; bei Rürüp gibt es nur die Rentenzahlung. Bei Riester kann man aber auch einen höheren Betrag entnehmen, sofern es der Entschuldung einer selbstgenutzten Immobilie dient (Wohn-Riester).
  • Nachgelagerte Besteuerung: Bei allen Formen der staatlich geförderten Altersvorsorge steckt der Staat in der Ansparphase einiges an Geld in den Vertrag. Doch in der Auszahlphase kommt der Showdown: Jeder Euro, der aus einem Riester- oder Rürüpvertrag fließt, gilt als Einkommen und muss versteuert werden. Man versteuert also nicht nur die Kapitalerträge, sondern das gesamte Guthaben. Problem dabei: Wer kennt denn heute schon seinen Steuersatz zum Rentenbeginn? Berechnet man solch einen Vertrag “netto”, dann ergeben sich oft keine Vorteile mehr.
  • Vererbbarkeit: Rürüp ist nicht vererbbar; weder in der Spar- noch in der Auszahlphase. Gegen Prämienaufschlag kann man aber einen Todesfallschutz integrieren. Riester ist nur in der Sparphase vererbbar. Bei manchen Anbietern  gibt es eine Vererbbarkeit bis zum 85. Lebensjahr; bei manchen endet die Vererbbarkeit mit dem Rentenbeginn. Bei frühem Tod in der Auszahlphase geht das Geld dann an den Anbieter.
  • Unnötige Kapitalgarantie: Bei Riester (nicht bei Rürüp) muss der Anbieter eine harte Kapitalgarantie aussprechen. Warum eigentlich? Garantien kosten Geld und machen nur Sinn, wenn man sie benötigt. Eine Anlage mit langfristiger Kapitalmarktpartizipation braucht meiner Meinung nach keine Kapitalgarantie. Wer 20-40 Jahre Zeit hat und in regelmäßigen Beträgen einsteigt, kann anfangs sogar zu 100% Aktien haben, und wird keinen Verlust erleiden. Eine Garantie bremst die Rendite und kostet unnötig Geld.
  • Komplexität: Rürüp ist einfach. Man gibt die Sparleistung einfach bei der Steuer an und bekommt eine “Gutschrift” auf die zu zahlende Einkommenssteuer. Riester ist da komplizierter. Man muss einen Zulagenantrag ausfüllen und jede Lebensveränderung mitteilen. Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ergab, dass zirka 52% aller Riestersparer keine Zulage beantragen, weil sie zu faul oder zu dumm dazu sind.
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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: jenny

die Niedrigen Zinsen sind nun auch für Betriebsrenten ein Problem und Riesterrenten retten das System und viele Bürger auch nicht mehr. Wenn man sich ansieht, ist jeder 5. bis 7. Riestervertrag ruhendgestellt und wird nicht mehr bespart. Dann werden oft lächerliche Beträge angespart, ein Großer Teil (40 % oder so) erhält nicht die volle Zulage, da nicht 4% Jahresbrutto gespart werden (können), damit sind viele Zusatzrenten nachher lächerlich gering. außerdem werden sie immer noch mit GRUSI verrechnet, so dass viele Frauen nicht profitieren würden.

was man braucht ist ein tragfähiges neues Rentenmodell - es muss für alle zumindest eine sicher kalkulierbare Basis bieten, um die Menschen nich zu verunsichern , schon aus psychologischen Gründen, sonst werden wir die Gesellschaft der Pessimisten und Depressiven. Denn dann verliert Erwerbsarbeit ihre Legitimität, wenn man die gleiche GRUSI erhält, also muss man eine Basisrente für alle schaffen, die armutsfester ist. So oder so ist das System eh gegen die Wand gefahren, nun muss man es voll umbauen. So oder so spielt es ja kaum noch eine rolle, ob man malochen war, oder Dauersäufer am Bahnhofskiosk.

gerade auch Frauen und Mütter sollten von der Basisrente profitieren, so wie in holland die Grundrente - die bekommen auch Teilzeitler. Das System fährt so auch gegen die Wand, von daher ist der Umbau nötig. außerdem macht zunehmende Automatisierung wie bei VW umbau nötig, da es künftigg mehr Roboter gibt, weniger gut verdienender Facharbeiter.

das Beamtentum sollte in den meisten Bereichen abgeschafft werden, nicht jedes Bauamt braucht einen verbeamteten Sesselfurzer, Polizei, Bundeswehr, Justiz -das sind echte Beamte. Aber heute wird ja schon wieder jeder verbeamtet, um sozialversicherungsbeiträge zu sparen -- ein ungehöriger Vorgang -- denn Unternehmen müssen Sozialabgaben zahlen, aber der Staat macht sich hier zum Zechpreller, obwohl das linke und rechte Tasche ist. Außerdem lockt das Beamtentum tw. leute vom allg. Arbeitsmarkt weg - das ist mir aufgefallen, als ich mal die Studentenlisten im Flexicurity land Dänemark durchgesehen habe: das Studium öffentl. Verwaltung/Staatsdienst ist voll unbeliebt, gesundheitsfächer wie Pflege etc. total beliebt --- mehr Interessenten als Plätze -- da man überall keinen Kündigungsschutz hat, Staatdiener weniger Vorteile dort haben, sondern in der Bürgerkassa sind, gibt es auch weniger Anreize in dieser Branche zu arbeiten. Ist voll wenig beliebt im Gegensatz zu DE, wo manchmal auf 10 Stellen hunderte Bewerber kommen und laut Umfragen am liebsten junge Deutsche Beamte werden wollen oder Lehramtsstudenten das als Studiengrund nennen.

Das ist nur noch ein verkommenes Kostensparmodell und verlagert eben Pensionskosten in die ferne Zukunft, wo andere regieren. Generell sollte man evtl. mehr über Steuern statt nur Sozialabgaben finanzieren, auch hier sollte ein umbau erfolgen, der alle fair beteiligt weiterhin, auch unternehmen, Beamte, kapital und Vermögen, keine Beitragsbemessungsgrenze, sondern ein pott nach leistungsfähigkeit. Dafür dann aber höhere steuerfreie Existenzminima.

das Rentensystem in DE ist momentan auf den Weg in den Untergang -- 28 Mio finanzieren den Sozialstaat und wieviele Mio. mit einkommen unter 2500 Brutto und weniger?

na gut --- dann noch Pauschalabgaben auf den Minijob von 30% ---- das sind dann noch mal 7,4 Mio. Jobs --- aber mit oft nur geringen Einzahlungen -- ob das auf Dauer trägt?

der Riesterfaktor wird die Rente von geschätzt 40% der Bevölkerung richtung Grundsicherung oder nur knapp darüber treiben --- wenn man dann noch die Abgaben bedenkt. Bin mal gespannt wie dann künftig eine Finanzierung gelingen soll. Die Kaufkraft geht dann ja auch zurück. Reallohnstagnation dauerhaft senkt auch alle Rentenansprüche ab. Dann soll der Rentner nachher mal noch Beiträge darauf zahlen, Zusatzbeiträge KV UND der Staat will noch Steuern, Mauten sonstwas haben --- ich glaub, die Mittelschicht wird stranguliert, ein erheblicher Teil wandert nach unten. Nur GRÜNE glauben das nicht, die denken immer in DE ist Schlaraffenland und Weltkirmes mit Freibier bis in die Ewigkeit. Am liebsten würden die noch jeden einladen aus dem hinterletzten Erdenwinkel.

Gravatar: D.Eppendorfer

Diese dem gutgläubig-naiven aber auch gierigen Michel als Milch-und-Honig-Zukunft verkauften privaten Zusatzrenten dienen nur einer Klientel: der Versicherungswirtschaft.

Ich habe die genauen Zahlen nicht im Kopf, aber man muss uralt wie Methusalem werden, wenn man als Versicherter damit Gewinn machen will. Vorher werden nämlich alle Kosten abgezogen und nachher muss alles versteuert werden. Was da am Ende an Netto übrig bleibt, steht in keinem Verhältnis zu den Summen, die man einzahlte.

Das ganze ist also eine auf der Angst vor Altersarmut basierende Mogelpackung der Politiker, die dafür dann später hoch dotierte Pöstchen in der Wirtschaft bekommen oder mit eigenen Firmen daran üppig verdienen. Ich nenne das legalisierten Trickbetrug und Diebstahl.

Gravatar: Andreas Schneider

Die "staatliche Förderung" allzu vieler Bereiche ist einer der Hauptgründe dafür, dass überhaupt Altersarmut zum neuen Thema werden konnte.

Ein (Arbeits-)Leben lang muss ein Bürger heute beobachten, wie ihm ein raffgieriger "Staat" mehr und mehr von seinem oft sauer verdienten Lohn abgreift - wo bleibt da der Sinn eines Systems, dass aufgrund dessen in der Ruhestandsphase eingreifen muss (und damit folgenden Generationen die Taschen leert)?

So richtig die oben aufgeführten Punkte im Einzelnen sind: sie stellen nicht einmal im Ansatz einen Lösungsweg dar. Solange nicht eine grundlegende Reform des Steuer- und Abgabewesen erfolgt (wodurch produktive Leistungen anstatt subventionierter und oftmals ideologisch motivierter Hirngespinste in den Fokus kommen), wird sich nichts, aber auch gar nicht ändern - bis zum "Großen Knall", der dann natürlich einmal mehr die kleinen Leute in erster Linie treffen wird.

Unser aufgeblähtes Sozial(un)wesen ist das Unsozialste Gebilde, das man sich vorstellen kann.

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