Was der Papst so alles sagt

Wenn der papst loslegt, bin ich immer wieder ratlos. Was meint er? Darauf hin habe ich versucht, eine Art hermeneutischen Schlüssel darzulegen, mit der eine verstehende Sicht auf die Weise, wie der Papst spricht möglich ist.

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Manchmal tut man sich, das muß ich zugeben, ganz schön schwer damit, wenn unser Papst loslegt.

Zu Pfingsten sagte er folgendes über die Kirche:

„Die Kirche wird nicht in der Isolation geboren, sie entsteht als universale, als eine, katholisch, mit einer eindeutigen und zugleich für alle offenen Identität. Sie bleibt nicht verschlossen, sondern hat eine Identität, mit der sie die ganze Welt umarmt ohne jemanden auszuschließen. [Quelle]

Das habe ich einfach mal ganz dreist übersetzt mit:

Die Kirche ist einig, heilig, katholisch und apostolisch.

Wie komme ich darauf?

Ein Einwand auf Facebook lautete:

Offene Identität ist aber schon sehr speziell….

Dazu schrieb ich dann:

Das ist aus meiner Sicht das Wesen der Apostolizität.

Die präzise, nämlich auf der Einsetzung der Apostel basierende Identität, die aber in den unterschiedlichen Kulturen ihre ganz eigene Ausprägung gefunden hat, also zwingend offen ist für neue Wege. (Die Heiden taufen??? Örks!)

Trotz der inneren Einheit der Kirche, da mit sich selbst identlisch ist, sind die konkreten Ausformungen im Osten und im Westen unterschiedlich. Die jungen Kirchen in Afrika und Lateinamerika sowie in Ozeanien entwickeln ebenfalls ihre Identitäten, verbleiben dabei aber innerhalb der Apostolizität.

Darauf hin habe ich versucht, eine Art hermeneutischen Schlüssel darzulegen, mit der eine verstehende Sicht auf die Weise, wie der Papst spricht möglich ist.

Zugegeben, ich habe auch eine Weile grübeln müssen und bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es zu 100% getroffen habe. Aber meine Grundannahme ist die, daß der Papst rechtgläubig ist und keine Irrtümer über die Kirche, den Glauben und die Sittenlehre verkündet.
Wenn er dann ungewöhnliche Worte verwendet, so müssen diese aus meiner Sicht zwingend in klassischer kirchlicher Theologie auszudrücken sein.

Wenn also unser geliebter Papst vom anderen Ende der Welt mal wieder frei daher redet, ist mein hermeneutischer Schlüssel dieser:
Worüber spricht er? Hier. Die Kirche.
Was tut er? Er formuliert eine Definition der Kirche.
Was sagt die Kirche in der herkömmlichen Tradition über sich?
s. Credo von Nicea/ Konstantinopel

Der nächste Schritt ist vielleicht nicht trivial, denn es geht darum, herauszufinden, wie die Sprache des Papstes mit der klassischen theologischen Sprache der Kirche kompatibel ist. Dazu muß man berücksichtigen, daß er zum einen aus der jesuitischen Tradition kommt, die ohnehin lieber mit bunten Bildern (auch Sprachbildern – habe ich in Exerzitien gelernt!) arbeitet als hergebrachten Formulierungen. Der Hintergrund ist, daß ein Glaubensinhalt leichter über ein Bild als über eine Formel in mein Herz eindringt. Zum anderen kommt der Papst aus einer jungen lateinamerikanischen Kirche, die mit der europäischen Sprachdiktion nur wenig anzufangen weiß. Folglich eine ganz eigene Sprechweise entwickelt hat.

Berücksichtigt man das, kommt man in den meisten Fällen schon dahinter, was zu sagen beabsichtigt. Und wenn ich es gar nicht kapiere, dann muß ich es auch mal so stehen lassen. Dann schaue ich halt nach, was Papst Benedikt XVI. dazu gesagt hat. Das ist ja a) nicht ungültig geworden und liegt mir b) von der geistesgeschichtlichen Tradion der Ausdrucksweise einfach näher. Und wenn das alles nicht hilft, haben wir die Kirchenväter. Fakt ist, sie lehren alle das gleiche auf ihre Weise. Schon in der (Hoch-)Scholastik lag den einen Thomas näher und den anderen Bonaventura. Es gibt nichts neues unter der Sonne …

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Wenn man niemanden ausschließt, kann man auch nicht heilig sein. Gerade dieses Umarmen der Welt, ohne jemanden auszuschließen, zeigt, dass es sich bei der katholischen Kirche nicht um die Kirche, sondern um die Sekte der Kallistianer handelt.

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