Vor ein paar Wochen sagte ich zu ihr: Komm, wir nehmen den Zug.

Die Idee war eigentlich die, mal in Thailand rumzureisen und dann Richtung Osten nach Kamdodscha, Laos und Vietnam zu schwenken.

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Ich meine, alle ausser uns vom Clan waren schon dort und der Jüngste wird demnächst in Bangkok ein Gastspiel als Lehrer geben.

Allerdings.

Allerdings ist mir die Vorstellung ein Graus, mit einem dieser zahlreichen Touristenbomber zu einem schamlos tiefen Preis nach Bangkok zu fliegen.

Ich meine nicht mal die lange Zeit, die man auf unbequemen Polstern in einer für meine 1.84 immer zu engen Sitzreihe verbringen muss, dazwischen scheussliches Essen und spätabends Ortszeit, kurz vor der Landung, die Schlange vor den paar wenigen Toiletten.

Nein, ich meine, menschliches rumfliegen hat mit dem coolen Gleiten der Adler in warmen Aufwind nichts zu tun, sondern ist eher wie U-Bahn fahren.

Man sitzt in einer Röhre, bekämpft mit Kopfhörermusik  das Pfeifen und Rauschen der Triebwerke,diesen von den Motoren und Luftwirbeln erzeugten Tinnitus.

Wenn man rausschaut, ziehen tief unten unbekannte Landschaften vorbei, ohne dass einem dabei von der Bauchgegend her die Höhenangst überfällt.

Doch wer sitzt in der Touristenklasse schon am Fenster.

Deshalb schaut man immer wieder zur GPS-Anzeige hin. Je näher das Ziel desto öfter.

Bis man nur noch hinstarrt und der eine Satz im inzwischen abgestumpften Denkapparat seine Endlosschlaufe dreht: Wann landen wir endlich!

Dann wartest du auf dein Gepäck.

Du könntest nicht auf Anhieb sagen, wo du bist, stände das nicht auf deinem Ticket.

Diese Gepäckstationen sehen auf allen Flughäfen der Welt gleich aus. Mitsamt den grossformatigen Plakaten der weltweit bekannten Marken, die dir aufschwatzen: Willkommen Zuhause.

Du gehst raus in die feuchtheisse Nacht, siehst Leute, die dir völlig fremd sind, schnappst dir ein Taxi und denkst – endlich da.

Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weisst du nicht, wo genau das ist.

Über den Daumen gepeilt in einer Woche etwa ist dann auch der Rest von dir angekommen.

So war das vor einem Jahr, als wir von Paris aus in nur sechseinhalb Stunden nach Delhi geflogen sind.

Vor ein paar Wochen, während eines längeren Spaziergangs, sagte ich zu ihr: Komm, wir nehmen den Zug.

Beitrag erschien zuerst auf: arlesheimreloaded.ch

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