Von Honig und Essig

Der Hl. Franz von Sales rät mit Recht dazu, auf einladende Weise zu schreiben und den Leser argumentativ mitzunehmen. Man soll immer wieder versuchen, auch den anders denkenden Menschen zu verstehen, aber dennoch bei der erkannten Wahrheit zu bleiben.

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Wenn das erst rauskommt, daß der Patron der Journalisten ein Fürstbischof ist, dann würde man ihn bestimmt noch postum in Grund und Boden schreiben. Immerhin “wohnen” seine sterblichen Überreste jetzt in einem vergoldeten Protzreliquienschrein in der Basilika von Annecy in Frankreich. Zu Lebzeiten hatte er als Fürstbischof von Genf seinen Sitz Annecy. Genf war zu der Zeit calvinistisch, so daß er nicht in Genf wohnen konnte.

Es ist natürlich der Hl. Franz von Sales, dessen Gedenktag die Kirche heute feiert. Geboren als ältestes von ältestes von zehn Kindern am 21. August 1567 auf dem Schloss in Thorens in Savoyen. Gestorben am 28. Dezember 1622 in Lyon in Frankreich. Zunächst studierte er Philosophie und Jura in Paris. Später auch Theologie in Padua. Eigentlich war er als ältester Sohn einer adeligen Familie für den diplomatischen Dienst vorgesehen. Diplomatie war auch in seinem späteren Wirken als Bischof immer wieder erforderlich. In der Auseinandersetzung mit dem Calvinismus in seiner Diözese, so sagt man, habe er stets den richtigen Ton getroffen und die Menschen für sich einnehmen können. Mit der Zusage, als Priester Karriere zu machen, erwarb er sich die Zustimmung seines Vaters zur Priesterweihe. Am 8. Dezember 1602 wurde er zum Bischof geweiht und folgte Claude de Garnier, dem er zuvor schon als Koadjutor zur Seite gestanden hatte als Bischof von Genf im Amt.

Ab 1604 pflegte Franz von Sales eine intensive Freundschaft mit Johanna Franziska von Chantal, die mit seiner Unterstützung 1610 eine erste Gemeinschaft und dann 1618 den Orden der Heimsuchung Mariens gründete. Vom ersten Ansatz her war eine Gemeinschaft von Frauen ohne Klausur geplant. Dies stieß damals auf Widerstände innerhalb der Kirche. Vom Grundgedanken sollten die Schwestern Aktion und Kontemplation miteinander verbinden. Gedanklich ist hier schon die Nähe zu den erst im 20. Jh. verwirklichten Säkularinstituten zu erahnen.

Der Alltag eines Christen ist für den Hl. Franz von Sales ein großes Thema. Geistliche Begleitung von Laien, die ein Leben in der Welt führen, ist für den Heiligen und Kirchenlehrer ein ganz großes Thema. Seine Schrift Philothea, die aus einer Korrespondenz mit seiner Cousine Louise de Charmoisy entstand prägte damals die Frömmigkeit vieler Menschen und ist bis heute eines der geistlichen Anleitungen einer tragfähigen Laienspiritualität.

Sanft soll er gewesen sein, sagt man ihm nach. Durch seinen Freund und Schüler Jean Pierre Camus ist uns ein bemerkenswertes Zitat des Hl. Franz von Sales überliefert:

Man sei immer so sanft wie möglich und bedenke, dass man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen herbeilockt als mit hundert Tonnen Essig.

Für Journalisten ist das eine echte Herausforderung. Natürlich hat der Hl. Franz von Sales Recht damit. Eine einladende Weise zu schreiben, ein argumentatives Mitnehmen des Lesers, ein immer wieder gemachter Versuch, auch den anders denkenden Menschen zu verstehen, aber dennoch bei der erkannten Wahrheit zu bleiben, das ist Honig. Wir haben viel zu viel Essig in der veröffentlichten Meinung. Und ja, in unseren Tagen muß man sich oft genug gegen den Essig von geleiteten Interessen zur Wehr setzen. Doch das mußte der Heilige und Kirchenlehrer in der Auseinandersetzung mit dem Calvinismus auch. Lernen wir doch mal in Zeiten eine drohenden Dikatur des Relativismus von der Klarheit, der Wahrheit und der Güte des Patrons der Journalisten und Schriftsteller. Es gehört alles zusammen. Ohne Klarheit – nur Geschwurbel, ohne Wahrheit – nur Lüge, ohne Güte – nur Verhärtung. Eines geht nicht ohne das andere.

Heilige Franz von Sales, bitte für uns, die wir als Schreiber im Weinberg des Herrn unterwegs sind.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: D.Eppendorfer

Ich wundere mich über ihre Naivität, die hoffend behauptet, man könne die weit verbreitete bornierte Dummheit durch verbalen Honig anlocken und klug machen.

Klugheit wächst allein durch die eigene Bemühung der Wissensbildung und bedarf keinerlei äußerer Belohnung, weil sie sich aus sich heraus der Suche nach der Wahrheit jenseits all der religiösen oder sonstwas vermutenden Ideen verschrieben hat. Wen man mit Bonbons von seinem archaischen Trampelpfad auf eine moderne Straßen locken kann, der muss doch das schlichte Gemüt eines Kindes vor dem Quengelregal haben. Was soll man so einem Einfaltspinsel dann noch alles beibringen, bevor er mündig genannt werden darf?

Für den Aufmerksamen reicht ein kleines Wort, für den Unaufmerksamen reichen nicht hundert Bibliotheken. Und gerade in unserer heutigen Zeit mit Zugang zum Weltwissen kann sich niemand mehr auf Uninformiertheit heraus reden - es sei denn, er ist ein kompletter Idiot.

Ich werde also dabei bleiben, aus Protest gegen die manipulativen Süßstofflieferanten reichlich Essig zu verteilen, denn instinktive naschsüchtige Stubenfliegen habe ich schon mehr als genug herumsummen. Was ich brauche, sind Menschen, die nicht religiösem oder ideologischem Tunnelblick-Fanatismus anheim gefallen sind, sondern Fakten noch halbwegs objektiv auswerten können. Zudem muss ich nicht jeden mögen, den man mir ungefragt vor die Nase setzt und dann auch noch frech erwartet, dass ich den begeistert durchfüttere.

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