Volksentscheid: "Berlin ist keine gottlose Stadt"

Die von den Kirchen (allen voran Landesbischof Wolfgang Huber) und der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus (CDU und FDP) mit großem Elan und mit bundesweiter medialer Anteilnahme betriebene Kampagne zur Einführung von Religion als Pflichtfach an Berliner Schulen ist gescheitert, das Ergebnis des Volksentscheids aus Sicht der Initiatoren niederschmetternd.

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Gerade mal 14,2% der Berliner gaben am Ende ihre Stimme ab, die Mehrheit von ihnen (51,3 %) war gegen „Pro-Reli“ und für „Pro-Ethik“. Deren Schirmherr und Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper (SPD), zeigte sich zufrieden und in seiner Ansicht
bestätigt, dass den Berliner Schülern Ethik als Pflichtfach zu verordnen sei, und nicht, wie in 13 anderen Bundesländern, als alternatives Wahlfach zum Religionsunterricht.

Eine, wie ich glaube, durchaus problematische Festlegung. Der per Grundgesetz zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtete Staat ist nicht berechtigt, ein Weltanschauung vermittelndes Fach wie Ethik zu privilegieren und den Religionsunterricht in den Hintergrund zu drängen und damit zu diskriminieren. Das verletzt zum einen das Elternrecht und widerspricht überdies dem Geist und Buchstaben des Grundgesetzes.

„Gerade in Regionen und Städten, in denen es eine große Vielfalt gibt, ist es für das jeweilige Kind wichtig, die eigenen Wurzeln zu kennen,“ gab denn auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan zu bedenken. In einer Gesellschaft mit kultureller Vielfalt sei es generell Auftrag der Schule, ethische Standards zu vermitteln, nicht aber Aufgabe eines Einzelfaches wie Ethik. Erfolgreich Werte vermitteln kann Ethikunterricht als solcher ohnehin nicht. Die in ihm vermittelten Werte basieren auf säkularen Begründungsansätzen von Soziologie und Psychologie, die inzwischen allesamt als gescheitert gelten. Werte ohne transzendentale Verankerung und Rückbindung (= religio) erweisen sich „im Ernstfall“ eben doch als wert-los.

Christliche Ethik, basierend auf den in Stein gemeißelten 10 Geboten, ist in einer Stadt mit 70 % Konfessionslosen und Atheisten nicht mehr gefragt. Es ist leicht, dagegen  Stimmung zu machen, wie sich wieder gezeigt hat. Die Entchristlichung, das Ausweichen vor den Ansprüchen des Christlichen und damit der allgemein beklagte Verfall der Werte kann also munter fortschreiten. Mit Sicherheit nicht zum Wohle der Stadt, wie Herr Momper uns glauben machen will.

„Berlin ist keine gottlose Stadt“, resümierte Ministerin Schavan, das Abstimmungsergebnis kommentierend. Noch nicht, könnten Pessimisten geneigt sein  hinzuzufügen.

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