Verantwortungsübernahme unterstützen- statt Krippenplätze

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Den Ausführungen der neuen Bundesfamilienministerin im aktuellen Focus-Interview ist nur zuzustimmen, wenn sie die staatliche Förderung eines „mit einer bestimmten Rollenverteilung verbundenen Familienmodells“ kritisiert. Ja, der Staat solle statt dessen die „Übernahme von Verantwortung unterstützen egal in welcher Form dies geschieht.“ Dieser Forderung kann sich eigentlich kein sachlich denkender Mensch verschließen. Ob der noch recht jungen Ministerin jedoch bewusst ist, dass damit – wenn auch indirekt – die traditionelle Familie wieder stärker ins Blickfeld rücken würde, ist mir nicht klar. Fakt ist jedenfalls, dass mit einer solchen Forderung der seit Jahren zu gut 80% aus Steuermitteln finanzierte Krippenausbau sofort zu stoppen ist. Denn der Staat mischt sich in eklatanter Form in die Familie ein, wenn er Mütter und Väter gleichermaßen animiert, möglichst schon im Säuglingsalter wichtige Kommunikationsprozesse in Kinderzimmer und Küche für bedeutsame Stunden im Stich zu lassen, um den Nachwuchs bei Kitas oder Tagesmüttern abzugeben. Stattdessen hat sich der Staat, auch angesichts der leeren Kassen, darauf zu beschränken, die Rahmenbedingungen für ein optimales Aufwachsen von Kindern zu fördern. Bezogen auf die sicher dann auch reklamierten Krippenplätze hätte er die Aufgabe, deren Ausbau so anzuregen, wie dies für die öffentliche Hand auch in anderen Bereichen - wie beispielsweise beim familiengerechten Wohnungsbau, der Versorgung mit Ärzten oder einer wohnortnahen Einkaufsmöglichkeit -selbstverständlich ist. Alles muss ausreichend vorhanden sein! Und so wie in diesen drei Beispielen der Staat mit der Übernahme dieser Aufgabe selbstverständlich weder die Miete, noch die Arzt- oder Einkaufsrechnung zu 80% per Subvention übernimmt. genauso so würden auch jene Eltern, welche Kitas- oder Tagesmütter nutzen, die Rechnung selber begleichen. Die Ministerin hat Recht: ‚Nicht Formen sondern die Qualität eines förderlichen Zusammenlebens sind zu fördern.


So ist den Familien selbst zu überlassen, sich für eine bestimmte Verteilung von Haus- und Erziehungsarbeit zu entscheiden. Der Familienministerin ist zuzustimmen: „Familienmodelle, die mit bestimmten Rollenzuweisungen verbunden sind”, gehören “in die private Sphäre.” Diese Entscheidung wäre dann auch von allen Möchtegern-Emanzen zu akzeptieren, welche Frauen allzu gerne vorschreiben, wie sie zu leben haben. Und bei der Qualitäts-Forderung ist darauf zu achten, dass bei allem Diskutieren mit dem Ziel einer tragfähigen Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsarbeit ein für das Leben ermutigender Umgang mit dem Nachwuchs nicht auf der Strecke bleibt. Denn Kinderbedürfnisse sind darauf gerichtet, unabhängig von modernen Gesellschaftstrends oder politischen Ideologien, mit ihren Eltern reichlich Zuwendungs-Zeit zu erhalten und liebevolle Anerkennung zu erfahren, um durch sie und im Verbund mit Anderen in geeigneter Weise auf ein Leben in Selbständigkeit und Eigenverantwortung vorbereitet zu werden. Kinder benötigen dazu Elternhäuser und keine Verschiebebahnhöfe zwischen öffentlicher Ganztagsbetreuung und familiärem Nachtquartier! Und alle Familien brauchen gesellschaftliche Rahmenbedingen, welche sie bei ihrer Erziehungstätigkeit optimal – auch finanziell – unterstützen. Denn: Kinder sind das Erbgut einer Gesellschaft und starke Familien ihr Rückgrat.

Dr. Albert Wunsch, Erziehungswissenschaftler Neuss/Köln
Im Hawisch 17, 41470 Neuss
Weiter Infos unter: www.albert-wunsch.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Berndt

Wir verfallen einer dramatischen Täuschung, wenn wir bei der ausufernden Debatte vergessen, dass es um unsere Kinder geht. Wir reden von Betreuungsmodellen für unsere Kinder in einer Art und Weise, dass man glauben könnte, es ginge um die Abarbeitung irgendeines Meilensteines. Aber es geht um Beziehung zu uns anvertrauten Menschen, die uns ausserordentlich wertvoll sein sollten.
Dieser Grundeinstellung werden die aktuellen Aufbewahrungsmodelle nicht gerecht. Eine Gesellschaft, die ihrem Beziehungsauftrag zu ihren Kindern nicht mehr nachkommen kann ist in meinen Augen langfristig nicht überlebensfähig. Die Aufgabe des Gemeinschaft muss es sein, ein Umfeld für intakte Familienbeziehungen zu schaffen. Horte, Tagesstätten und Betreuungseinrichtungen können hier die Familie nicht ersetzen.

Gravatar: Lucky Strike

"Gestern" war staatliche Erziehung in Staatsschulen, HJ und FDJ.
"Heute" wird immer noch versucht, die Lufthoheit über die Kinderbetten zu gewinnen.
Trotzdem gibt es Lebensmodelle, die weder etwas mit dem "heute" noch mit dem "gestern" etwas zu tun haben wollen.
Es gibt immer noch Menschen, die die Verantwortung für die Erziehung der eigenen Kindern nicht abgeben wollen.

Wer die Staatsknete nimmt (die im übrigen zuvor seinen eigenen Taschen entnommen wurde), begibt sich in Gefahr, irgendwann auch die Verantwortung für seine Kinder zu verlieren, und sei es durch Bequemlichkeit.

Gravatar: LuckyKvD

Ich glaube der Author verkennt, dass es auch Lebensmodelle gibt die mit dem "gestern" nur noch wenig zu tun haben. Ich begrüsse es wenn Menschen ihre Kinder ohne Krippe und Tagesmutter aufziehen können, aber ich finde das diese Einrichtungen sehr wichtig in unserer Gesellschaft geworden sind und vom Staat unterstützt und gefördert werden sollen. IMHO! LuckyKvD

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