Vatersein das muss jetzt her!

Vätermonate, das viel bejubelte Erfolgsmodell, sollen ausgeweitet werden.

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Die Vätermonate sind zur Zeit eine zweimonatige Zeitspanne, in der der Vater eines Kindes zu Hause bleiben kann und sich um sein Kind kümmern kann und dabei 67% seines letzten Netto-Lohnes (Elterngeld) bezahlt bekommt.

Das Elterngeld wird bis zu zwölf Monate ausbezahlt (unter den Partnern frei aufteilbar) und um zwei so genannte „Partnermonate“ verlängert, wenn der zweite Elternteil mindestens für diese beiden Monate die Elternzeit in Anspruch nimmt und wenn ein Elternteil während des Bezugszeitraums sein Einkommen um zwei Monate mindert

Ein Team aus schwedischen und deutschen Forschern hat die Auswirkungen der 1995 eingeführten „Vätermonate“ für das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd. „Die Väter gehen nur kurz an die Erziehungsfront“, sagt Guido Friebel, einer der Autoren der Studie. „Und sie kümmern sich nur unwesentlich besser um ihre Kinder als vor der Reform.“ Anders als vom Familienministerium erwartet, nehmen die Väter ihre Auszeit mehrheitlich schon nach der Geburt und nicht erst im Anschluss an die zwölfmonatige Babypause der Mutter.

Das Ganze in Zahlen: Mitte 2008 beantragten ca.18 Prozent der Väter Elterngeld. 63 Prozent aller Männer, die Elterngeld beziehen, tun dies ein oder zwei Monate lang. Bekommt die Partnerin ebenfalls Elterngeld steigt der Wert auf 70 Prozent. 11 Prozent der elterngeldbeziehenden Väter nehmen 12 Monate Elternzeit. In Absolutzahlen umgerechnet bedeutet das, dass zwei von hundert Männern 12 Monate in Elternzeit gehen.

In dieser Legislaturperiode sollen die Vätermonate ausgeweitet werden. Offen bleibt dabei, ob die Elternzeit insgesamt verlängert werden soll oder die Mindestzahl der Vätermonate. Eine Verlängerung insgesamt wäre ein großer Fortschritt und würde Eltern dabei helfen, ihren Anspruch auf die dreijährige elterliche Erziehungszeit auch in der Realität umzusetzen. Würde die Mindestzahl der Vätermonate verlängert ohne eine Verlängerung insgesamt, müssten im Gegenzug die Partnermonate verkürzt werden.

Im Klartext: Partnermonate sind nicht übertragbar. Wenn also Väter „ihre“ Vätermonate nicht nehmen, müssten Eltern früher als jetzt auf die finanzielle Unterstützung durch das Elterngeld verzichten und wären viel früher auf eine außerfamiliäre Betreuung ihrer Kinder angewiesen. Dabei können Eltern schon bei dem jetzigen Modell die Elterngeldmonate auch gleichzeitig in Anspruch nehmen (beispielsweise je sieben Monate für beide Elternteile). Aber offensichtlich wollen Eltern anders als sie beglückt werden sollen. So könnten bejubelte staatliche Zuwendungen wie die Verlängerung der Vätermonate in ein bestimmtes Lebensmodell drängen. Wahlfreiheit des gelebten Familienmodells ade!

 

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