"Unser Paul"

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Fast alle waren für Paul. Ich nicht. Seine Deutschlandtour, die Videobotschaften und der Kapuzenpulli, all das erschien mir zu sehr als Weichspülmittel. Mein Kandidat hieß Benedict Pöttering, weil er als Delegierter mit deutlichen Worten die Rente mit 63 anprangerte, weil er frühzeitig die Medien einband und weil er in meinen Augen authentischer wirkte. Doch dann kamen die Bewerbungsreden. Pöttering blieb blass. Paul Ziemiak hingegen brannte ein emotionales Feuerwerk ab. An diesem Abend merkte ich, ohne im Saal zu sein, Paul ist eine große Chance für die JU:

Paul Ziemiak ist ein Aufsteiger. Seine Familie hat sich mutig den Weg in die Freiheit erkämpft. Er selbst hat sich im wenig durchlässigen Bildungssystem nach oben gekämpft. Und er hat mit Iserlohn und dem Sauerland eine echte Heimat gefunden. Diese Heimatverbundenheit nimmt er ernst, weshalb er sein Ratsmandat behalten möchte. Paul symbolisiert das (neue) Lebensgefühl der JU: “Nutze deine Möglichkeiten und vergiss nie wo du herkommst“. Leistungsbereitschaft, Bodenständigkeit und ein gesunder Patriotismus, das sind die Eckpfeiler der JU.

Doch dezent kam noch ein anderer Aspekt zum Vorschein: Der Umgang mit Lebensbrüchen. Paul Ziemiak hat das Jura-Studium abgebrochen.  Das Bekenntnis an etwas gescheitert zu sein, ist in unserer politischen Landschaft, und gerade in der Union, leider immer noch viel zu selten. Dabei gibt es kein Leben ohne Brüche. Aus dem Umgang mit persönlichen Niederlagen kann echte Stärke erwachsen und das Bewusstsein, auf seine Mitmenschen angewiesen zu sein. Mit Paul Ziemiak gibt sich die JU ein ungeschriebenes Mantra: „Mund abputzen und weitermachen - Komm wir schaffen das, wir schaffen das gemeinsam“.

Die Welt hat über Paul Ziemiak getitelt: „Der junge Mann, der Merkel nicht gefährlich wird“. Diese Schlagzeile kann sich bewahrheiten, zwangsläufig ist dies jedoch keineswegs. Paul Ziemiak mag nach außen die leisen Töne pflegen, aber er hat einen klaren Kompass. Und er scheint auf eine enge Verbindung zur Basis zu setzen. Philipp Missfelder hat die JU professionalisiert, Paul Ziemiak kann sie zu einer schlagkräftigen Truppe formen, die um politische Mehrheiten für ihre Ideen kämpft.  Unser Paul ist noch lange nicht Muttis Paul.

Ps.:      Ich wünsche mir, dass auch Benedict Pöttering der JU als prägender Kopf erhalten bleibt.

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