Uli Hoeneß: Von hinten in die Beine

Jakob Augstein freute sich am gestrigen Montag diebisch. „Allein das Verfahren gegen den Star und mutmaßlichen Steuersünder Uli Hoeneß hat jetzt schon mehr für die deutsche Steuerehrlichkeit getan, als die vereinten Kräfte von Politik und Justiz erreichen konnten. Die Steuer-Täter sind in Angst“, schrieb das Sohnemännchen in seiner aktuellen „Spiegel“-Kolumne.

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Und Augstein blieb nicht lange allein im Feiertaumel. Die Systemschreiberlinge der Republik wenden sich in diesen Tagen etwas ab von geopolitischen Krisen und schuldenfinanzierten Blasen und rücken den Gerichtsprozess gegen den „Steuerdieb“ Uli Hoeneß in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung. Doch was hat der Präsident des FC Bayern München überhaupt gestohlen?

Nichts. Ganz im Gegenteil. Vor Gericht klagt die Steuerkrake rein fiktive Geldsummen gegen Hoeneß ein. Geldsummen, die nie existiert haben.

Nach eigener Aussage führt Uli Hoeneß „seit  Jahren ein Konto bei der Vontobel Bank in der Schweiz.“ Mit diesem habe er „insbesondere in Devisen spekuliert.“ Einen Teil der hieraus entstandenen Gewinne habe er in Aktien und andere, weniger spekulative, Kapitalanlagen investiert. Hieraus resultierten die Kapitalerträge, die er nicht versteuerte. Uli Hoeneß vor Gericht weiter: „In manchen Jahren habe ich zudem hohe Gewinne mit den Spekulationsgeschäften erzielt, in anderen habe ich erhebliche Verluste erlitten. Ich musste leider feststellen, dass sich die Spekulationen in dem fraglichen Zeitraum unter dem Strich nicht gelohnt haben, denn die hier in Rede stehenden Jahre (2003 bis 2009) habe ich trotz zwischenzeitlicher Gewinne im Ergebnis mit einem Millionenverlust abgeschlossen.“

Nach einigen Jahren des Spielens mit Wertpapieren entstand ihm ein Verlust. Die zwischenzeitlichen Gewinne muss er nach dem Willen der Finanzbehörden dennoch versteuern, obwohl er sie nicht realisierte. An diesem Punkt verlangen die Steuervorschriften schlicht und ergreifend Geld, das nicht existiert, niemals existierte. Nach eigener Aussage lief es für Hoeneß in den Jahren 2002, 2003 und 2005 recht erfreulich an der Börse. Seine damals erzielten Gewinne führten zu einer „Steuerschuld“ im zweistelligen Millionenbereich. Von 18,5 Millionen Euro wird gemunkelt.

Doch seine Verluste aus den Folgejahren bis 2009 durfte Hoeneß nicht mit den fiktiven Gewinnen verrechnen. Dabei waren die Verluste am Ende bittere Realität, nicht die Gewinne, die nur in einer kurzen Periode auf dem Papier standen.

Uli Hoeneß musste unter dem Strich mit einem erheblichen Vermögensverlust zurecht kommen. In wenigen Tagen wird die unerbittliche Staatskrake diesen Verlust um einen hohen Millionenbetrag vergrößern. Ihre Besteuerungswut trifft, nicht zum ersten Mal, nichtexistente Einkommen und Vermögen. Es ist die Besteuerung des Nichts.

Uli Hoeneß könnte diesen Irrsinn vor Gericht deutlich auf den Punkt bringen. Nun hat er die Gelegenheit. Doch leider verharrt auch er, der mit eigener Hände Arbeit den FC Bayern München erst zu dem machte, was er heute ist, in dem von den Medien errichteten Hasenherzbau. Er bedauert „zutiefst“. Leider.

Beitrag erschien zuerst auf: ef-magazin.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Wohlfahrt

Mensch, Herr Lindhoff, auf diese Taktik sind noch nicht einmal die Hoeneß'schen Anwälte gekommen. Hut ab! ;-)

Gravatar: Klaus Kolbe

Es ist so verdächtig still geworden um die gute Alice Schwarzer. Wenn Steuergerechtigkeit, dann bitte auch Knast für diese Feministen-Ikone. Oder werden hier Männer allein auf Grund ihres Geschlechts diskriminiert?

Gravatar: KlausPeters

Ulrich Hoeneß dürfte wohl spätestens nach dem Verdacht einer ungültigen Selbstanzeige klar geworden sein, dass er weder ungeschoren davon kommen wird noch von der Öffentlichkeit unbemerkt entthront und bestraft werden kann. Einen Tod wird er wohl sterben müssen, nur nicht dem im Knast. Welche strafmildernden Umstände kann er also vorbringen? Sein soziales Engagement wird sich angesichts der gigantischen vorenthaltenen Summe relativieren. Was ist, wenn sich seine Amigos in den Amtsstuben und Verlagshäusern dazu Gedanken gemacht und einen Masterplan in Gang gesetzt haben: Inszenierung eines Prangers mittels einer Indiskretion. Moralisch und rechtlich geht der Verrat des Steuergeheimnisses genauso durch wie der staatliche Ankauf der Hehlerware "Steuer-CD", auf der Bankgeheimnisse verraten werden. Die soziale Stigmatisierung Hoeneß durch Beschimpfungen, Vorverurteilungen, Ausladungen, Freundesverrat usw. wird vom Richter möglicherweise als schwere, bereits auferlegte Strafe angesehen und ist ein Grund mehr für ein milderes Urteil (Bewährung). Hoeneß büsst ja auch bereits: schlaflose Nächte im Angstschweiß, keine Einladungen mehr zum Mittagstisch im Kanzleramt, Entzug des Rampenlichtes der Talkshows, kein Katheder an Universitäten mehr, von denen herab er gegen die Auswüchse des Kapitalismus wettern kann usw. Ihm widerfahre bereits die öffentliche "Hinrichtung", wie sein Bruder meint. Die Nebeneffekte sprunghaft gestiegene Anzahl von Selbstanzeigen durch den Pranger und Erwartung positiver Auswirkungen auf die Steuermoral der Steuerproduzenten, wird vielleicht auch noch dies als strafmildernd beim morgigen Richterspruch gewertet werden. Schau'n mir mal... . Für die Akzeptanz einer Bewährungsstrafe beim Publikum wurde schon viel getan: seitenweise Beichten kleiner und großer Leute über ihre größeren und kleineren Sünden, v.a. auch Steuersünden, Schwarzarbeit etc. Suggestive Befragungen von Strassenpassanten, denen in den Mund gelegt wurde, denn Staat bescheißen, warum nicht, aber eben nicht erwischen lassen. Wer solches einmal so von sich gegeben hat und wer sich beim Lesen damit identifiziert, hat nichts gegen ein nachsichtiges Urteil aus den Mund des Richters, der überdies als besonders harter Hund herausgestellt wurde.
Wichtig bei dieser Strategie das die Frage, ob Ulrich H. aus "tätiger Reue" oder nur auf höchste Gefahr im Verzuge sich offenbarte, nur auf den formalen Aspekt gelenkt bleibt, ob seine Verheimlichung durch die Stern Recherche zu einem geheimen Konto eines großen bayerischen Fußballclubs bereits aufgedeckt war oder nicht. Die eigentlich entscheidende innere Konfliktdynamik zwischen seinen Verheimlichungsgründen und seinen Bereinigungswünschen, die "kognitive Dissonanz" und Hoeneß persönliche Art sie zu reduzieren (um jahrelang zu verheimlichen mussten immer die Verheimlichungsgründe über die Bereinigungswünsche triumphiert haben; erst höchste Gefahr im Verzuge wendete das innere Blatt und panikartig das Alternativverhalten) darf nicht im Verfahren zur Sprache kommen. Okay, Steuerkonsumenten dürfen ihn als asozial oder gar als Verbrecher hinstellen, aber keinesfalls dürfen die Tatmotive aufgehellt werden. Es muss so getan werden, als hätten die mit seiner Glaubwürdigkeit nichts zu tun. Deswegen sind im Verfahren auch keine psychologischen Gutachter gehört wurden, obwohl ja schon über " verrücktes" Verhalten gesprochen und zur Erklärung der Verheimlichung die falsche Fährte " suchtartige Zockerei" ausgelegt wurde. Wer dem Ulrich genau zugehört hat ("...Es gibt nicht nur den einen, sondern auch einen anderen Uli Hoeneß... Sehnsucht nach einer anderen Wirklichkeit, auszubrechen...) und vielleicht auch noch auf die der Verheimlichung vorausgehenden und sie stabilisierenden (Privat)Lebensumstände zu schauen weis, dem drängt sich die Vorstellung auf, die Steuerhinterziehung könnte ein unbeabsichtigter Kollateralschaden einer ganz anderen, auch zu verheimlichenden Konfliktlösung gewesen sein. Vielleicht sollte ja gar nicht in erster Linie dem Finanzamt der Blick auf seine Vontobel-Kontoauszüge verwehrt werden. Wie man liest, soll ja Frau Dreyfus auch nichts vom Kredit ihres Mannes an den Kumpel Uli gewusst haben. Männersache? Was dem Hoeneß jetzt geschieht mutet dann wie die Veräußerlichung eines Schuldgefühls und Bestrafungsbedürfnis' an. Vielleicht hat der vorletzte "Fokus" den Bericht über Hoeneß auch deshalb mit Kafkas Romantitel " Der Prozess" als Schlagzeile aufgemacht. Warten wir das morgige Urteil ab, was ob und was da etwas zu den Tatmotiven gesagt wird. Den "Zeit"-Lesern wollte Hoeneß sie nicht im Interview mitteilen. Er bat dort nur die verehrte Frau Bundeskanzlerin um Gehör, damit er ihr erklären könne "...wie der ganze Mist zustande gekommen ist." Er rechnet wohl auf ihre Vergebung und neue Einladungen zum Mittagstisch. Schließlich hat ihn seine eigene Frau auch schon einmal eine Affäre, eine heftige Liebesaffäre, verziehen und ihn, den reuigen Sünder, wieder zu Hause aufgenommen.
Das aufschlussreichste an der Steueraffäre des Ulrich H. sind für mich die heftigen und tonangebenden Entrüstungen über Steuerhinterziehung. Sie lassen mich an Hölderlins Warnung denken:"Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, das Ihr ihn zu Eurem Himmel machen wolltet." Vielleicht müssen die Steuerkonsumenten über Abschaffung des Bankgeheimnisses, des Bargelds, der Steuerschlupflöcher und damit des Wettbewerbes um Steuerzahler, über moralischen Tugendterror erst soviel Druck aufbauen, das der Gegendruck nicht mehr in reaktanter Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit verpuffen kann und aus der Reaktanz mit ihren eher persönlichen Folgen endlich Rebellion wird, die ein Steuersystem erzwingt, in dem alle ihre Steuererklärungen auf dem Bierdeckel machen können und gern ihre Pauschalsteuer entrichten

Gravatar: Coyote38

Vielen Dank, Herr Schuler.
Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. Die alleinige Tatsache, dass Herr Hoeness seine zwischenzeitlichen Gewinne anschließend wieder verzockt hat, hat mit der Frage, ob er seine zwischenzeitlichen Gewinne zu versteuern hatte, NICHTS zu tun.

Darüber hinaus ist es hochgradig zweifelhaft, ob Herr Hoeness JEMALS zum Instrument der Selbstanzeige gegriffen hätte, wenn - wie man zwischenzeitlich weiß - die schweizer Banken nicht in einer ganzen WELLE ihre "Kunden" angeschrieben hätten und auf die neue gesetzliche Regelungslandschaft hingewiesen hätten, welche solche "Saubermänner" wie Herrn Hoeness in ihren Mauscheleien massiv zu enttarnen drohte.

Die Verdienste des Herrn Hoeness um den deutschen Fußball und den FC Bayern sind ebenso unbestritten wie sein nachweisliches soziales Engagement, steht jedoch in KEINERLEI Zusammenhang mit seinem persönlichen Fehlverhalten in der Steueraffäre. Sein ergänzender Hinweis, er habe "auch so schon Millionen an Steuern gezahlt" ist an Arroganz, Hybris und Fehlwahrnehmung der eigenen Person hingegen nicht zu überbieten. Nicht ER bestimmt, wieviel Steuern auf welche Einkommen zu entrichten sind, sondern der Staat. Wenn Herrn Hoeness das nicht gefallen hat, dann stand es ihm frei, seine deutsche Staatsbürgerschaft abzulegen und auszuwandern. Und wenn Herr Hoeness - wie er meint - KEIN "Sozialschmarotzer" ist, dann stellt sich die Frage, warum er überhaupt erst ein Konto bei einer schweizer Bank eingerichtet hat ...? Er WOLLTE, dass sein Treiben dem deutschen Fiskus verborgen bleibt. Alles andere ist belangloses "Kaffehaus-Geschwätz" unter bayrischen "Amigos".

Gravatar: Wilfried Schuler

Liebe Frau Weber,

Sie haben recht und ich stimme zu. Was die allermeisten Zeitungen schreiben ist Quark.
Nicht wert Geld dafür zu bezahlen.

Gravatar: Tobias Lettmann

Ihr Artikel ist doch wohl als Satire gemeint, Herr Lindhoff.

Gravatar: Karin Weber

Zitat: "Herrn Augstein als Sohnemännchen zu diffamieren ist unterste Schublade. Seine Arbeiten haben Substanz."

Warten Sie mal ab, wie man über diese "Substanz" in 10 Jahren urteilen wird. ich lese solche Zeitungen schon lange nicht mehr. Seriöser Journalismus sieht anders aus.

Letztens wollte man mir in einem Einkaufszentrum 4 Wochen kostenlos die lokale Zeitung anbieten .. so als Leseprobe. "Nicht mal geschenkt!" habe ich zu dem gesagt.

Gravatar: Wilfried Schuler

Wenn das Gesetz vorschreibt, dass Gewinne versteuert werden müssen, so gilt diese Regel ohne Einschränkung. Niemand hat Hoeness gezwungen die Gewinne nicht zu realisieren. Ihr Gemähre Herr Henning ist also überflüssig. Die Steuerkrake saugt alle gleich aus. Sollte man denken. Jedoch wird ein kleiner Sünder bei dem es um hunderte oder wenige tausende geht
im Verhältnis härter bestraft. Vollkommen unangebracht sich hier als weißer Ritter für Hoeness profilieren zu wollen. Herrn Augstein als Sohnemännchen zu diffamieren ist unterste Schublade. Seine Arbeiten haben Substanz.

Gravatar: Bhoeki

Herr Höneß hat gelogen, lügt immer weiter und hat die Selbstanzeige nicht gemacht, weil er eingesehen hat, dass er etwas gestzeswidriges getan hat. Es ist unerläßlich hier die Höchststrafe ohne Bewährung zu verhängen,alles andere wäre ein Promibonus.
Jemand in dieser Pisition muß Vorbildwirkung haben, darf kein Gestzesbrecher sein. Ulli Höneß erfüllt diese Bedingungen nicht. Er kann nicht in seinen Positionen verbleiben und gehört ins Gefängnis.

Gravatar: Klimax

Ob er "zutiefst" bedauert, Herr Lindhoff, wissen wir nicht. Und auch wissen wir nicht, wieviel Libertäre gerne an seiner Stelle zum Märtyrer würden und ihrer Haltung wegen in den Knast gingen. Ich glaube, so viele wären das nicht. Mit dem Mund kann man freilich immer groß sein. Daß Hoeneß nun versucht, für sich selbst das günstigste Ergebnis zu erzielen, wird man ihm aber nicht verübeln können.

Gravatar: Karin Weber

Aus meiner Sicht müsste dieser Prozess eigentlich ein "nichtöffentliches Verfahren" sein, so man es mit dem Steuergeheimnis noch ernst meint. Zumindestens auf dem Papier. Das Gegenteil ist der Fall: Man zerrt Herrn Höneß und großem medialen Rummel vor Gericht und in das Licht der Öffentlichkeit. Damit wird der Prozess zum politischen Prozess.

Richtig wäre, und dieses Recht hat auch Herr Höneß, wenn man seinen Fall nichtöffentlich vor Gericht klärt und so seine Schuld rechtssicher und zweifelsfrei festgestellt hat, dies der Öffentlichkeit mitteilt. So wie es jetzt abläuft, will man die Bürger in Angst und Panik versetzen, ihnen den Überwachungsstaat demonstrieren, dem sie nicht entkommen können. Wenn es dem vermeintlichen Rechtsstaat wirklich um die fehlenden Steuern gehen würde, dann müsste man die parlamentarische und regierungsnormale Steuerverschwendung auch unter Strafe stellen. Genau das aber ist nicht der Fall und so verkommt dieser Prozess zur Farce.

Angemerkt sei, dass bei Frau Alice Schwarzer sich absolut nichts tut. Scheint wohl doch am Geschlecht zu liegen, wenn "frau" ungeschoren davon kommt. Während Herr Höneß einer Freiheitsstrafe entgegenzittert, konnte Frau Alice Schwarzer munter bei Ina Müllers Nachtshow im NDR schon wieder ausgelassen trällern. Jaja, vermutlich hängt die fiskalische Absolution wohl mit dem Internationalen Frauentag zusammen.

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