Schweigespirale durchbrochen

Anders als sonst schreibe ich heute nicht aus reflektierten Überlegungen und Analysen heraus einen Artikel, sondern aus unmittelbar zurückliegender Erfahrung: ich war bei der ersten Buchvorlesung mit Thilo Sarrazin, die unter massivem Polizeischutz in Potsdam stattfand und, geplant als eine Vorstellung des Buches, zu einem Vielstimmigen Ausdruck der Überzeugungen vieler Bürger unseres Landes wurde, die durch die 700 sehr heterogen zusammengesetzten aber an der Sache interessierten Menschen im Saal abgebildet wurden.

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Am Anfang: die Vorstellung des Buches, der Thesen, der Inhalte, die  – wer es liest, gewinnt viel- vielfach nichts anderes als die banalste Interpretation bekannter Zahlen sind, die allerdings bisher niemand gemacht hatte – oder machen konnte.

Danach eine Vorstellung der Person Sarrazin, seiner Jugend, seines Lebens: aus dem Autor wurde ein Mensch. In der Folge dann die kritischen aber sehr fairen Fragen des MAZ-Journalisten, der die Gesprächsleitung übernahm und weitergab an das Publikum:

Zwischendurch aber noch die Nachricht, die einschlug wie ein Hammer: Sarrazin tritt als Bundesbänker zurück, aber alle Anschuldigungen werden wiederrufen – Sarrazin bestätigt – live – diese Tatsache. Erst Verwirrung im Saal – dann die Erklärung: er könne nicht allein, nur gestützt auf die Momentaufnahme einer 90%igen Unterstützung des Volkes sich auf Dauer mit der gesamten politischen und medialen Klasse anlegen, er ei auch nur ein Mensch. Aber: er sei nun freier für weitere Ideen und Vorhaben: Aufatmen im Saal.

Es folgten einige linke Provokateursauftritte, die Fragen stellten wie:  “Ich habe eine Studie vom Zentrum für … gelesen und dort sagt ein Experte für . . . dass Sie ein Rassist und Asländerfeind wären. Ich bin sehr verwirrt – sind Sie das Herr Sarrazin?” Solch plumpe Versuche aber führten nur zu Pfeifen und Lachen im Saal.

Viele Fragen kamen zu seinen Thesen, viel Kluges wurde aus seinem Buch rezitiert. Dann die Frage, die dem Beifall nach den Kern so vieler Menschen traf: “Herr Sarrazin – wann gründen Sie die Partei der aufrechten Deutschen – ich möchte beitreten”. Wie viele Menschen stimmten hier zu, wie viele Hände klatschten nun? Der ganze Saal.

Sarrazin betonte, er wolle keine neuen Partei gründen, sei ein Sach- und kein Präsentiermensch. Er wolle sich weiter einbringen, freue sich über diese neue Meinungsfreiheit, die in Teilen nach seinem Buch nun wieder entsteht und würde überdies bisher noch kein Wort zurücknehmen müssen, da ihm kein Gegner die Unwahrheit habe beweisen können.

Am Ende dann die Signierstunde. Mein Sarrazin-Buch – nicht vor Ort gekauft – war abgenutzt und von Markern besetzt, aber immerhin: voll ausgewertet und immerhin Ausgabe 1! So ein Buch darf man nicht hinter Glas stellen – man muss es weiterverborgen. Auch das geschah noch heute Abend.

Beitrag erschien zuerst auf cdu-politik.de

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