Sarrazins Tabubruch: Der Kaiser ist nackt

Bundespräsident Wulff  macht sich Sorgen um unsere Demokratie. Die Kluft zwischen den Politikern und den Wählern werde immer breiter, die Bürger sollten sich, so appellierte er, stärker am politischen Leben beteiligen. Als Wulff dies forderte, war die Debatte um Sarrazin schon ausgebrochen. Politiker und Medien  sind sich in seiner Verurteilung fast geschlossen einig. Sie rücken angreifbare Thesen in den Vordergrund, auf die sich Sarrazin in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" unvorsichtigerweise eingelassen hat.

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Seine Kernaussage, dass die wachsende Zahl  von bildungs- und integrationsunfähigen Einwanderern aus der islamischen Welt ein rasch wachsendes Problem für Deutschland darstellt, bleibt dabei eher unterbelichtet.  Die SPD reagiert mit einem Ausschlussverfahren, die Bundesbank will ihn aus ihrem Vorstand entlassen. Nun hat der Bundespräsident das letzte Wort. Es ist offenkundig: Sarrazins Tabubruch soll möglichst schnell vergessen werden.


Das wird nicht funktionieren, denn unabhängig davon, was man ihm vorwirft: Dieses Buch hat politisches Gewicht. Schon am Tag seiner Präsentation  war es vergriffen. Das zeigt, Sarrazin hat ein Thema gewählt, das den Leuten unter den Nägeln brennt.  Wie Emnid inzwischen  ermittelt hat, stimmen 51 Prozent der Deutschen Sarrazin zu, nur 39 Prozent lehnen ihn ab. In der Wählerklientel aller Parteien – die Grünen ausgenommen – bilden seine Unterstützer   die Mehrheit, bei der CDU  mit 59 Prozent am deutlichsten;  unter den SPD-Wählern sind es immerhin 50 Prozent. Bei Urabstimmungen wäre Sarrazin also in beiden Volksparteien mehrheitsfähig.
 Um so mehr fällt auf, dass im Bundestag die Ansicht der Wählermehrheit von keiner Fraktion und von keinem Abgeordneten vertreten wird. Wie repräsentativ ist der Bundestag und wen repräsentiert er wirklich?
 Sarrazins Ächtung ist somit ein Politikum, denn sie provoziert bei denen, die so,wie er denken, den Eindruck, selbst geächtet zu sein und gut daran zu tun, nicht laut zu sagen, was man denkt. Das fördert ein öffentliches Klima, das autoritären Gesellschaften eigentümlich ist. Die vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit wird so zu einem Postulat von dem man in der Praxis besser die Finger lässt. Der Schaden, den diese konzertierte Aktion für die Glaubwürdigkeit der Rede- und Meinungsfreiheit und damit für die Demokratie bringt, ist noch gar nicht abzusehen. Absehbar ist dagegen, dass dieses Thema nicht länger nach den Regeln der political correctness, sondern offen diskutiert werden wird. Es ist wie im Märchen: Der Kaiser ist von nun an nackt –und alle sehen es.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: pirat

susanne for president!

Gravatar: Susanne

Alle sehen nicht nur, dass der Kaiser nackt ist, sie sehen zudem auch, dass er impotent ist.

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