Roger Waters vs. E.T.A. Hoffmann: Musik und Theater

Am 17. Mai 2023 berichtete "Deutschlandfunk Kultur" unter der Überschrift "Musik und Ideologie" über ein Konzert von Roger Waters. Was hat diese Meldung mit dem Berliner Universalgenie E.T.A. Hoffmann zu tun?

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Der aus dem "Brexit-Land U.K." vorübergehend als "Gastarbeiter" in Deutschland tätige Alt-Rocker R. Waters (geb.1943), von 1965 bis 1985 Bassist bei "Pink Floyd" und seither Solo-Musiker, gab vor dem "Vatertag" in Berlin ein Konzert.

In diesem Zusammenhang wurde ihm  vorgeworfen, er würde "Weltanschauung auf der Bühne präsentieren" -- vermengt mit seiner Musik. Böse seien "Kapitalismus, Faschismus und Krieg", lesen wir in dem oben angeführten Deutschlandfunk-Bericht zu Roger Waters Berliner Musik-Theater-Aufführung.

Diese Episode führt mich zu dem Schriftsteller, Komponisten, Maler und Juristen E.T. A. Hoffmann (1776--1822), dem ebenso "theatralische Bühnen-Verliebtheit" vorgeworfen wurde, z.B. seine enge Freundschaft zu dem Trink-Gesellen und Schauspieler Ludwig Devrient (1784--1832). Ich studiere seit meinem 18. Lebensjahr die Werke dieses wohl größten Genies der Menschheitsgeschichte und kann die große Liebe Hoffmanns zum Theater- und Schauspiel-Wesen gut verstehen.

Der Hauptgrund, hier "Waters vs. Hoffmann" zu diskutieren, liegt in der Tatsache begründet, dass vor exakt  200 Jahren (Mai 1823), nur 11 Monate nach Hoffmanns Tod, sein Freund und erster Biograph Julius Eduard Hitzig (1780--1849), Geburtsname "Isaak Elias Itzig", das Buch "Aus Hoffmanns Leben und Nachlass" publiziert hat -- bei Ferdinand Dümmler, Berlin, 1823.

Dieses Buch ist ein Meilenstein in der E.T.A. Hoffmann-Forschung. Hitzig hat Hoffmann persönlich gekannt und berichtet somit authentisch. Insbesondere Hoffmanns Tod am 25. Juni 1822 hat Hitzig-1823 im Detail aufgezeichnet -- die dort nur kurz erwähnte "Brenneisen-Tortur", welche den leidenden Dichter-Komponisten-Maler-Juristen auf dem Sterbebett zu Tode gequält hat, habe ich in Kapitel 7 des Buchs "Der Corona-Wahn- 2. A.2023" erstmals ausführlich, auf bisher ignorierte Quellen gestützt, dargestellt, s. https://shop.tredition.com/booktitle/Der_Corona-Wahn/W-564-328-985

Wie der Germanist Jörg Petzel, Vizepräsident der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft, in einer exzellenten Biographie dargelegt hat ("Julius Eduard Hitzig und sein Verlag im frühen 19. Jahrhundert, AphorismA, Berlin, 2022 s. https://shop.aphorisma.eu/products/978-3-86575-595-7), wurden Juden, wie der Jurist Hitzig, damals in Preußen massiv benachteiligt. 

Petzel (2022) schreibt: "Juden wurden zum Richteramt in Preußen nicht zugelassen, laut Edikt des Königs Friedrich Wilhelm III. vermochte nur die Taufe die Karriere als preußischer Richter zu ermöglichen. So entschloß sich Isaak Elias zum Glaubenswechsel samt Namensänderung und konvertierte am 11. August 1799 in Wittenberg zum protestantischen Glauben, vermutlich aus rein taktischen Gründen, denn im Innern blieb er zu diesem Zeitpunkt von der christlichen Lehre unberührt". Hitzig kam mit diesen Herabwürdigungen offenbar zurecht und wurde ein berühmter Berliner Verleger, Jurist und Networker.

Was haben Roger Waters und E.T.A. Hoffmann gemeinsam? Beide sind bzw. waren meiner Ansicht nach geborene Künstler, und beide litten zeitlebens unter der Abwesenheit ihres leiblichen Vaters, -- "Vaterentbehrung", wie ich sie für Hoffmann dargelegt habe, s. http://www.evolutionsbiologen.de/media/files/2022-the-life-of-a-tormented-genius-01.pdf

Aber beide sind bzw. waren doch Musiker!! wird man jetzt einwenden. Das ist korrekt, aber hier muss ich als studierter Nebenfach-Musikwissenschaftler und ausgebildeter Pianospieler scharf differenzieren. 

Während Roger Waters mit relativ simplen, rockig dargebotenen Volks-Melodien ein Millionenpublikum erfreut (es sei ihm von Herzen gegönnt!!),  war Hoffmann ein genialer, ausgebildeter Komponist, Pianist, Violinist, Havist, Dirigent und Sänger. Er schrieb etwa 80 Werke nieder, die Hälfte ist erhalten.

Mit seinem "Harfenquintett", dem "Miserere für Soli, Chor und Orchester" und der "Zauberoper Undine" hat Hoffmann Musikgeschichte geschrieben, ohne jemals wirklich größere Erfolge erzielt zu haben (die 14 Berliner  Aufführungen der Undine, 1816-17 ausgenommen). Kurz gesagt: Hoffmann war ein erfolgloser musikalischer Genius, mit Hang zum Theaterwesen, der noch immer nicht angemessen gewürdigt wird!

Mit dem vor 200 Jahren von seinem Freund Julius Eduard Hitzig, geboren als "Isaak Elias Itzig", publizierten Buch zu Leben, Wirken und Tod des Universalgenies E.T.A. Hoffmann hat dieser wenig bekannte Jurist und Autor Literaturgeschichte geschrieben, die in diesem kurzen "Roger Waters vs. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann" -Beitrag der Vergessenheit entrissen werden soll. 

Musik zum Thema: "Requiem for E.T.A. Hoffmann", s. https://www.youtube.com/watch?v=Py0CGyxx5qE 

--

Dr. Ulrich Kutschera

Professor of Biology                                                                 

Academic Advisor & Manager: Project W. R. Briggs/Stanford-019

I-Cultiver, Inc., San Francisco Bay Area, Tracy, CA 95376, USA

The Systems Biology Group, Inc., Palo Alto, CA 94306, USA

AK Evolutionsbiologie, 79104 Freiburg i. Br., Germany

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Albert Enzian

ach gottchen, Ullrich
is ja nich schlimm, keine ahnung zu haben.
aber warum so leute wie Ullrich sich damit
öffentlich blamieren wollen, versteh ich nich.
wo zum geier hast du denn volksliedhaften
charakter in Waters songs gefunden ?
etwa bei >The Fletcher Memorial Home<?

textauszug:
Take all your overgrown infants away, somewhere
And build them a home, a little place of their own
The Fletcher Memorial Home
For incurable tyrants and kings
They can appear to themselves every day
On closed circuit TV
To make sure they're still real
It's the only connection they feel

na in der tat - klingt sehr nach volkslied, was?
oder "Sheep" von Animals-album:

Harmlessly passing your time in the grassland away
Only dimly aware of a certain unease in the air
You better watch out
There may be dogs about
I've looked over Jordan and I have seen
Things are not what they seem.

Tja, Ullerich - DAS sind volksliedhafte texte...

Gravatar: Achmed

"...hier muss ich als studierter Nebenfach-Musikwissenschaftler und ausgebildeter Pianospieler..."

Hahahaaaa!
Liebster "studierter Nebenfachmusikwissenschaftler und ausgebildeter Pianospieler" (oder doch eher eingebildeter?) Prof. Dr. Kutschera, Ihre Einlassung zu Roger Waters zeugt allenfalls von Vorurteilen und Standesdünkel gepaart mit umfassender Ahnungslosigkeit, was die Musik und Lyrik von Roger Waters betrifft.
Sie schreiben "Mit seinem ''Harfenquintett'', dem ''Miserere für Soli, Chor und Orchester'' und der ''Zauberoper Undine'' hat Hoffmann Musikgeschichte geschrieben, ohne jemals wirklich größere Erfolge erzielt zu haben".
So - nun denken Sie mal und staunen: Roger Waters hat mit fast allen seinen Werken Musikgeschichte geschrieben UND obendrein damit seit über 50 Jahren weltweit Erfolge erzielt. Fällt Ihnen da ir-gend-etwas auf?
Haben Sie überhaupt JEMALS ernsthaft die Kompositionen/Texte von Waters/Pink Floyd zur Kenntnis genommen oder fußt Ihre "Analyse" lediglich auf zufälligem Hören eines Waters-Songs beim Autoradiohören?!
Zu Ihren "musikwissenschaftlichen Erkenntnissen" fällt mir nur das Sprichwort "Schuster, bleib' bei deinem Leisten" ein. In Ihrem Fall also der Biologie. Da Sie aber offenbar genügend Zeit haben, Unsinn zu schreiben und sich selbst zu beweihräuchern als "Musikwissenschaftler" und "ausgebildeter Pianist" kann man wohl davon ausgehen, daß Sie weder Hoffmann und schon gar nicht Roger Waters auch nur annähernd das Wasser reichen können.
Aber vielleicht sind Sie ja lernfähig und überdenken Ihre dümmlichen Aussagen nach Anhören des Stücks "Atom Heart Mother" von Pink Floyd (1970!), dargebracht vom "Live@Théâtre du Chatelet" in Paris:
https://www.youtube.com/watch?v=0ra6B5evR2o
Viel Hoffnung habe ich allerdings nicht bei Biologen wie Ihnen...

Gravatar: Ganimed

Okay - T'schuldigung. Das wusste ich nicht!

Gravatar: Ganimed

Soso, keine Kommentare.
[***]
[Anm. d. Redaktion: Wie sie vielleicht wissen, haben wir in der Freien Welt ein Wochenende, da wir nur sehr wenige Mitarbeiter sind, so dass eine 7-Tage-Redaktion nicht möglich ist! Danke für Ihr Verständnis und dass Sie uns das Wochenende gönnen.]

Gravatar: Ganimed

Tja, lieber Herr Kutschera, mit der Aussage "Während Roger Waters mit relativ simplen, rockig dargebotenen Volks-Melodien" haben Sie lediglich bewiesen, dass Sie von Roger Waters' Musik und Schaffen so gut wie NULL Ahnung haben.
Zweimaliges Anhören derjenigen Titel, die Roger in den Hitparaden plazieren konnte, reicht eben einfach nicht!

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