Regionale Chemotherapie

Dieser Beitrag will keinerlei Therapieempfehlung geben, sondern lediglich auf eine klinisch ausgereifte Therapieform, nämlich die regionale (intraarterielle) Chemotherapie aufmerksam machen, die relativ unbekannt ist, obwohl sie in bestimmten Fällen hilfreich sein kann.

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Chemotherapie ist die medikamentöse Therapie von Krebserkrankungen (antineoplastische Chemotherapie) oder Infektionen (antimikrobielle Chemotherapie). Hier sei unter Chemotherapie nur die Krebstherapie verstanden. Sie verwendet Stoffe (Zytostatika); die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen. Wenn diese Stoffe dem ganzen Körper zugeführt werden (systemische Chemotherapie); sind erhebliche Nebenwirkungen praktisch unvermeidbar, weil immer auch gesunde Zellen angegriffen werden. Dennoch kann die hohe Wirksamkeit mancher Medikamente diese Nebenwirkungen bei manchen Krebsarten rechtfertigen. Einer der Vorteile dieser Form der Verabreichung ist es, dass auch kleinste Tumoren oder verstreute Tumorzellen erreicht werden.

Die regionale Anwendung von Chemotherapeutika ist weit weniger bekannt. Das DKFZ (Deutsches Krebsforschungszentrum) schreibt dazu auf seinen Informationsseiten: „Hierbei soll die Chemotherapie nur in eine bestimmte Körperregion geleitet und hier besonders hoch dosiert werden. Sehr vereinfacht dargestellt, werden dazu meist Blutgefäße kurzfristig abgeklemmt, um die Verteilung der Zytostatika im gesamten Körper zu bremsen und Nebenwirkungen an anderen Geweben zu minimieren. Die Zytostatika können dann, je nach Situation, auch in die Arterien als zuführenden Blutgefäße gegeben werden statt wie üblich in die Venen (intraarterielle Chemotherapie). Dies gelingt allerdings je nach Situation nur durch einen mehr oder minder großen operativen Eingriff.“

Genau das muss nicht stimmen. Oft kann durch eine Katheterisierung ähnlich einer Herzkatheteruntersuchung das Zytostatikum zügig an den Ort seiner Wirkung gebracht werden. Der Nachteil der Behandlung kann sein, dass verstreute Krebszellen nicht oder nicht so effektiv angegriffen werden, da das Medikament überwiegend nur am Tumor selbst wirken soll. Wie immer bei einer Therapie muss abgewogen werden, welcher Patient und welcher Tumor für die intraarterielle Chemotherapie geeignet ist. Der große Vorteil dieser regionalen Anwendung ist aber, dass die Lebensqualität durch die meist sehr geringen Nebenwirkungen auch unter der Behandlung hoch bleibt.

Der Zweck dieses Beitrags ist es, die Leser für die regionale, intraarterielle Chemotherapie zu sensibilisieren. Sie sollte den Menschen einfach bekannt sein, damit sie bei Bedarf nach ihr fragen können. Denn leider halten sich die meisten Kliniken an das (Vor-)Urteil des DKFZ: „Eine so genannte lokale oder regionale Chemotherapie ist weit seltener sinnvoll“ und verschweigen die Möglichkeit dieser Behandlung. Es mag ja stimmen, dass die regionale Chemotherapie oft weniger sinnvoll ist als die systemische, aber wo genau könnte sie denn sinnvoll sein?

Für Krebse im Mund und Rachen beispielsweise ist die Anwendung ausführlich untersucht worden. Wer sich genauer informieren will, kann in folgendem Buch fündig werden: A. F. Kovács, Mundhöhlen- und Oropharynxkarzinome. Neue Mittel und Wege der Therapie.

Link zur Seite des DKFZ

 

 

 

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