Prayerfestival: Die Zukunft der Kirche

Beim Prayerfestival in Marienfried bei Pfaffenhofen/Roth konnte man sie am eigenen Leib erleben: Die Zukunft der katholischen Kirche!

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Prayerfestival! Lobpreis! Workshops! Klingt alles wie eine Veranstaltung von Freikirchlern. Aber nichts da, beim Prayerfestival handelt es sich um eine – um den Begriff mal wieder zu verwenden – strunzkatholische Veranstaltung. Allerdings: Von außen sieht sie gar nicht so aus! Und das ist auch gut so, denn wenn katholische Veranstaltungen immer so wären, wie sie von Außenstehenden erwartet werden, wären sie todlangweilig. Und langweilig ist ein Prädikat, das auf das Prayerfestival gar nicht passen will.

Nun bin ich mit meinen 44 Jahren nicht mehr unbedingt Zielgruppe des Festivals, das eigentlich Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 35 Jahren anspricht. Trotzdem durften wir als Eltern kleiner Kinder teilnehmen, und wie ich festgestellt habe, waren auch noch ein paar mehr „leicht angegraute“ Teilnehmer dabei. Ich kann mir vorstellen, dass man diesen Anteil Älterer lieber gering hält, und es würde den Tagen auch nicht gut tun, wenn das Durchschnittsalter aus dem Ruder laufen würde – und womöglich würden manche dann meinen, die „Alten“ hätten sich mit ihren Vorstellungen durchgesetzt.

So aber ist es der Plan der Jugend (die Veranstaltung wird organisiert von der Jugend 2000), dass im Hauptzelt des Festivals neben Workshops und Messen den ganzen Tag über das Altarsakrament zur Anbetung ausgesetzt ist: Wie großartig, den ganzen Tag den Herrn in der Mitte zu haben, ihn zu sehen. Wie ich es mal bei einem Heiligen (ich bin nicht sicher, ob es der Heilige Pfarrer von Ars war) gelesen habe: „Er schaut mich an und ich schaue ihn an!“ Es ist der Plan der Jugend und nicht irgendwelcher älterer Gläubiger, die man damit gemeinhin in Verbindung bringt, täglich vor der Messe den Rosenkranz zu beten. Es ist der Plan der Jugendlichen, den ganzen Tag die Beichte und seelsorgerische Gespräche anzubieten, die durchgängig angenommen wurden – die Priester leisten unglaubliche Arbeit! Und es ist auch der Plan der Jugend, eine tägliche Messe zu feiern, deren Dauer leicht bei zwei Stunden liegt – wo man doch in den Gemeinden oft der Ansicht ist, Jugendmessen müssten kürzer sein als normale.

Ich bin dankbar, das Wochenende mit mehr als Tausend Jugendlichen verbracht zu haben, unsere Kinder erlebt zu haben, wie sie ungezwungen mit der Liturgie umgegangen sind und umgehen konnten, das Sakrament der Buße gespendet bekommen zu haben, erlebt zu haben, mit wieviel Herzblut und beeindruckender Professionalität das Festival vorbereitet und durchgeführt wurde. Und der Hinweis auf die Professionalität soll nicht herablassend klingen, nach dem Motto: Guck, was die Jugendlichen da auf die Beine stellen können. Von solchen Festivals können sich die allermeisten kirchlichen Veranstaltungen, auch solche an deren Organisation ich selbst beteiligt war, noch eine Scheibe abschneiden.

Dabei habe ich an den offiziellen Workshops kaum teilnehmen können: Es waren aber ausgezeichnete Referenten, die zu Glaubens-, Ethik- und Lebensthemen Stellung genommen haben. Vom geläuterten Mörder, über Dr. Johannes Hartl, Gründer des Augsburger Gebetshauses, Weihbischof Marian Eleganti, Paula von Ketteler von 1000plus bis zu den Eheleuten Kelle mit den Themen Gender Mainstreaming bzw. Medien gab es ein breites Angebot an Themen (und das waren aus den vielen Referenten nur einige wenige, ich ich kenne). Für kleine Kinder gab es eine separate Betreuung … und wie gesagt: Inmitten all dessen der Herr im Altarsakrament, der als Garant auch für eine wirklich gute Stimmung stand. Man kann es schlecht beschreiben, aber es gibt Veranstaltungen, bei denen man sich – obschon nicht zur Zielgruppe gehörend – einfach wohlfühlt, weil der Geist stimmt, man spürt, dass Gott selbst anwesend ist.

Ich gehe gestärkt aus diesem Wochenende, bin dem Herrn dankbar, ihm im Altarsakrament so nahe kommen zu dürfen und möchte nur einen kleinen persönlichen Eindruck schildern: Nach der Samstagsmesse von gut zwei Stunden waren wir als Eltern bereit, diese im Interesse unserer Kinder als „Sonntagsmesse“ zu deklarieren und die Abschlussmesse zu „schwänzen“. Aber nicht mit unserem Sohn: Er bestand, trotz mehrmaligem Hinweis, dass das wieder so lange gehen würde, auf eine Teilnahme an der Messe. Und als seine kleine Schwester dann während der Predigt raus musste, weil sie einfach müde und nicht mehr zu beruhigen war … wollte er dabei bleiben. Ob es die Familiensegnung war, bei der er der Monstranz ganz nahe kommen durfte? Ob es die Musik war und die Stimmung während der Messe, die nichts angestaubtes an sich hatte und trotzdem einen würdigen Rahmen lieferte für die Eucharistie? Oder war es einfach der gute Geist, der dort herrschte, der unseren Vierjährigen angezogen hat?

Egal, das Wochenende war ein Fest des Glaubens, wie es jeden Sonntag in deutschen Kirchen – auch mit anderer Musik und anderer Teilnehmerstruktur – stattfinden sollte. Man kann sich nun beklagen, dass das nicht so ist … oder optimistisch sein, was alles möglich ist und möglich sein wird, wenn die Jugend das Ruder in die Hand nimmt!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuerblog.de 

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