Erdgeschichtlich betrachtet ist das, was wir hier tun, in höchstem Maße irrelevant! – Das ist einer meiner Lieblingssätze, wenn Kollegen oder Chefs mal wieder so tun, als sei eine bestimmte Projektentscheidung oder eine Investition, die sich als schwierig herausstellt, gleichbedeutend mit dem Untergang des Abendlandes. Den Blick auf die Ewigkeit, der den Gläubigen auszeichnet, kann man oft nicht erwarten, aber „erdgeschichtlich“ sagt den meisten schon was: Ob in tausend Jahren noch jemand danach kräht, ob ich eine Beule ins Auto gefahren habe? Oder auch nur in einem? So eine Formulierung soll nicht im Fatalismus enden aber doch die Relationen zurechtrücken.
Und diese Frage – Wie relevant ist das eigentlich? – stellt sich auch bei einem Blog, vor allem bei einem, der sich dem katholischen Glauben und der Verteidigung des Papstes verschrieben hat. Wie relevant ist es eigentlich, wenn ich politische Beiträge schreibe, die zugegeben nur noch wenig Bezug zu Glaubensfragen haben? Ich bin guter Dinge, dass diese Beiträge nicht dem katholischen Glauben widersprechen und sich in mancher Hinsicht nur kritisch mit Äußerungen des Papstes auseinandersetzen, ohne sich gegen ihn zu wenden. Ich wäre also der Ansicht, dass sie nicht schaden – aber ob sie nutzen, darüber ist damit noch nichts gesagt. Im Kontrast dazu muss man dann schließlich die eigentlichen Kernbeiträge dieses Blogs sehen, die sich mit dem Glauben beschäftigen. Dazu kann man, oder jedenfalls ich, nicht jeden Tag ausführlich schreiben, insofern ist es nur konsequent, dass die Beitragsdichte in den vergangenen Tagen deutlich nachgelassen hat. Umgekehrt bilde ich mir aber ein, dass die Relevanz der Themen, die Beschäftigung mit der Barmherzigkeit, durchaus gegeben ist.
Und hier ergibt sich nun der Spagat: Rein geistliche Themen eröffnen bislang nur eine recht kleine Leserschaft. Eine hohe Beitragsfrequenz sorgt für hohe Zugriffszahlen, eine geringe Beitragsdichte lässt sie sinken. Ich bin sicher, dass es unter katholischen Bloggern ruhmreiche Ausnahmen gibt, die durch entsprechende Qualität bei gleichzeitiger Häufigkeit von Beiträgen glänzen. Aber ganz klar zu beobachten ist in meiner Blogstatistik seit Beginn meines Politblogfastens: Die Zugriffszahlen gehen drastisch zurück!
Das ist – und so ist es ja auch gewollt – eine Übung in Demut, denn die politischen Inhalte, über die ich schreiben könnte, springen einen aus den Nachrichten und Magazinen geradezu an. Material wäre locker für zwei bis drei Beiträge am Tag vorhanden, mir fallen jede Menge prägnanter Formulierungen und Überschriften ein, provokante und trotzdem katholische Thesen und Analysen, die sich vom medialen Mainstream abheben und damit für hohe Zugriffszahlen sorgen würden.
Keine Sorge, ich werde mich nach der Fastenzeit auch wieder mit politischen Themen auseinandersetzen. Es kann aber durchaus passieren, dass sich die Schwerpunkte dabei doch in Richtung Glauben verschieben werden, um sicherzustellen, dass die Beiträge ein Mindestmaß an Relevanz aufweisen, und nicht nur geschrieben werden, weil zwar „schon alles gesagt wurde, nur noch nicht von mir“ und mit meinen eigenen Worten. Das mag Zugriffszahlen kosten, es wird womöglich noch weniger „mainstreamtauglich“ sein, als es die Beiträge bislang schon waren. Aber ich hoffe, damit die tatsächlich Relevanz der Beiträge zu steigern und denjenigen, die sie lesen, einen größeren Wert bieten zu können. Und wenn das dazu beiträgt, die Ausrichtung dieses Blogs noch ein wenig besser zu schärfen, dann mag sich das am Ende auch in Bezug auf Nutzerzahlen lohnen.
Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de
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