Palmöl: Transparenz erfordert Fakten

Nach Ansicht der Grünen gehört Palmöl per Lebensmittelkennzeichnung an den Pranger gestellt. Eine nüchterne Analyse belegt das Gegenteil.

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Mit einem Antrag zur Änderung der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung fordert die Grüne Bundestagsfraktion eine besondere Kennzeichnung von Palmöl in der Zutatenliste von Lebensmitteln. Damit reagieren die Abgeordneten auf eine jüngst von verschiedenen Umweltorganisationen durchgeführte Kampagne gegen die Verwendung von importiertem Palmöl.

Diese Kampagnen und das Lobbying europäischer Bauern haben bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass die in der EU-Richtlinie „Erneuerbare Energien“ aufgenommenen Nachhaltigkeitskriterien für die Herstellung von Biomasse zur energetischen Verwendung systematisch zu einer Benachteiligung von Palmölimporten aus südostasiatischen Ländern führten. Obwohl mehrere unabhängige Untersuchungen dem Palmöl eine bessere Ökobilanz bescheinigten als anderen Pflanzenöle, so eine aktuelle Studie des Jenaer Forschungsinstituts Globecon, würde die methodisch schwer nachvollziehbaren Lebenszyklusanalyse der EU Referenzwerte für Biodiesel aus Palmöl angeben, die weit unter denen des von europäischen Landwirten angebotenen Rapsöls liegen.

Tatsächlich konnten die Autoren der Studie dem Palmöl eine dem Rapsöl weit überlegene Flächenproduktivität und damit fast den dreifachen flächenbezogenen Energieertrag bescheinigen. Dadurch sind jedoch bei der Palmölnutzung auch unter Berücksichtigung von Transportemissionen weit höhere Reduktionen von Treibhausgasen (THG) als bei Verwendung von europäischem Raps möglich. Palmöl hält demnach den europäischen Referenzwert von 35 Prozent THG-Reduktion ein, Raps von deutschen Äckern dagegen nicht. Da die EU in ihrer Bewertung auch das Thema Düngung und die energetische Nutzung von Ölpalmen-Residuen vernachlässigt, kommt Palmöl hinsichtlich seiner Klimaschutzwirkung wesentlich besser weg als alle anderen Pflanzenöle. Auch hinsichtlich der Gefahr für die Biodiversität, der aktuelle Hauptvorwurf der Anti-Palmöl-Kampagne, sollte nach Ansicht der Globecon-Autoren berücksichtigt werden, dass ein signifikanter Teil der Ölpalmen-Plantagen auf lange zuvor gerodeten und anderweitig landwirtschaftlich oder derzeit nicht genutzten Flächen angelegt wurde. Der überwiegende Teil der gerodeten Regenwaldfläche sei dagegen anderen Nutzungen durch Infrastruktur, Siedlungen, Industrie und Infrastruktur zum Opfer gefallen. Mehrere Jahrzehnte nutzbare Palmölplantagen wiesen zudem einen wesentlich größeren Artenreichtum auf als jedes europäische Rapsfeld. Bei Diskussionen um den Einfluss des Biomasseanbaus auf die wirtschaftliche Situation in den Entwicklungsländern wird nach Ansicht der Autoren stets unterschlagen, dass die neugeschaffene Einnahmequelle viel mehr Wohlstand für die einheimische Bevölkerung verspräche, als die von vielen Umweltschutz- und Entwicklungshilfeorganisationen romantisierte Subsistenzwirtschaft.

Es ist nicht das Palmöl oder jedes andere Pflanzenöl per se, dessen Produktion ökologisch oder sozial ungewollte Konsequenzen erzeugt. Es sind die Subventionen und gesetzliche Biokraftstoffquoten, die einen Nachfragedruck erzeugen, durch den mehr Bioenergieträger erzeugt werden als die Marktakteure von sich aus produzieren würden. Ohne marktverzerrende Eingriffe des Staates müssten die Verbraucher den Preis für die Nutzung der knappen Ressourcen des Anbaus  voll bezahlen und hätten die Alternative auf kostengünstigere, also ressourcenschonendere Alternativen auszuweichen. Konsequent wäre es deshalb, wenn die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen die Kennzeichnung subventionierter Lebensmittel forderte. Davon hätten die Verbraucher gute Gründe die Hände weg zu lassen. Und am besten sie würde die Abschaffung der Biokraftstoffquote gleich mit fordern. Das wäre die Transparenz die wir Verbraucher brauchen.

Dieser Beitrag erschien auch auf Denken für die Freiheit, dem Weblog des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freidenker

Bitte, Herr Oberdörffer, keine Verbote! Wenn ich verbieten lese, werde ich sofort skeptisch. Steffen hat doch vollkomen recht, würde man die Subventionitis endlich beenden und den Marktakteuren freie Hand lassen, braucht man sich über diesen ideologischen Unsinn gar nicht unterhalten!

Gravatar: Steffen Hentrich

Herr Oberdörffer, alle Produktion auf dieser Welt macht lebensmittel knapp und teuer, denn die Produktionsfaktoren die beispielsweise in einem Fernsehgerät stecken hätten für den Einsatz in der Landwirtschaft Verwendung finden können. Doch die Marktakteure haben entschieden, dass sie lieber einen Fernseher mehr, als einen Zentner Weizen wollten. Dieser sinnvolle Marktmechanismus wird nur durch Subventionen behindert, die den Menschen das Gefühl geben Bioenergie wäre einträglicher als die Lebensmittelproduktion, oder durch andere Staatseingriffe wie die Biokraftstoffquote, die die Individuen zum Kauf von Bioenergieträgern zwingt, obwohl kostengünstigere Alternativen existieren. Verboten wird in der Welt von Diktatoren, die glauben die richtigen Entscheidungen für die Wahlhandlungen der Menschen zu treffen. Ebenso wird nur in der Welt von Diktatoren subventioniert, wo nicht der einzelne Marktakteur seine Entscheidungen an realen Knappheiten ausrichtet, sondern der Politiker seine Macht missbraucht um Märkte für seine politischen Zwecke zu instrumentalisieren. Sicherlich rettet Bioenergie nicht das Klima, d.h. aber noch lange nicht, dass es Aufgabe irgendeiner Regierung wäre zu entscheiden, ob Pflanzen nun gegessen oder verbrannt werden. Überlassen Sie diese Entscheidung lieber denjenigen, die dafür die Verantwortung tragen.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Biokraftstoffe machen Lebensmittel knapp und teuer und haben keinerlei Auswirkung auf das Klima. Sie gehören verboten!

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