Ostern: Erwarte das Unerwartete

Immer wenn wir als Christen heute glauben, dass es zu Ende gehe mit der Kirche, dann geschehen Dinge, treten Menschen auf, die den Glauben wieder stärken – nicht aus sich heraus, sondern weil sie dem Ruf Gottes gefolgt sind, der nicht nur ein Ruf zum Glauben sondern auch zur Verkündigung ist!

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Erst mal wünsche ich allen Lesern ein gesegnetes Osterfest: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Man könnte dazu einen kleinen Logikwinkelzug bemühen (und ich schreibe das bewusst, damit niemand mich darauf aufmerksam machen muss, dass es einer ist): Dass es diesen Blog gibt, ist ein Indiz dafür, dass Jesus auferstanden ist – denn wäre er nicht auferstanden, glaubt dann wirklich jemand, die Apostel wären für den Glauben daran in den Tod gegangen, dieser Glaube hätte sich über zwei Jahrtausende fortgesetzt und ich hätte dann eines Tages den Entschluss gefasst, einen Blog über den Glauben, Gott, Jesus, die Kirche und nicht zuletzt die Treue zum Papst zu schreiben?

Nein, frei nach Douglas R. Hofstadters Theorie von den selbstbezüglichen Sätzen kann man sagen: Wenn Jesus nicht auferstanden wäre, würden Sie diesen Satz nicht lesen! Dabei stand auch das, die Weitergabe des Glaubens, auf Messers Schneide. Gerade heute lesen wir im Evangelium (Lukas 24,13-35) von den Jüngern, die enttäuscht vom Tod Jesu wieder ihrem alten Leben nachgehen und nach Emmaus wandern wollen. Und selbst als sie Jesus sehen, erkennen sie ihn nicht und berichten ihm lediglich von den Geschichten und davon, dass das nun alles vorbei ist. Erst als Jesus sich ihnen zeigt, als sie in der Lage sind, ihn beim Brechen des Brotes zu erkennen, erst da legen sie die Mutlosigkeit ab, und laufen, nachdem es bereits dunkel geworden ist, von Emmaus wieder los nach Jerusalem, um den anderen davon zu berichten. Sie hatten Jesus nicht mehr erwartet, wären im früheren Trott weiter marschiert, aber dann geschah, was sie nicht für möglich gehalten hatten, als Jesus von Tod und Auferstehung berichtet hatte.

Ähnliches trifft auch auf den Apostel Paulus zu, aus dessen Brief wir in der zweiten Lesung heute gehört haben (1. Korinther 15,1-8.11)

[Er] erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.

Als letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der "Missgeburt".

Wer hätte das gedacht, Saulus, der im Ruf stand, die Sekte der Christen ausrotten zu wollen, trifft bei Damaskus auf Jesus, und dieses Erlebnis und die Worte Jesu, nicht zuletzt die Frage, warum Saulus ihn verfolge, sorgen für seine Umkehr. Das hatte niemand erwartet, am wenigsten er selbst!

Und heute – die Worte des konvertierten seligen Kardinal Newman gelten noch immer:

Die Zeit ist voller Bedrängnis – die Sache Christi liegt wie im Todeskampf. Und doch, nie schritt Christus mächtiger durch die Erdenzeit, nie war sein Kommen deutlicher, nie seine Nähe spürbarer, nie sein Dienst köstlicher als jetzt. Darum lasst uns in diesen Augenblicken des Ewigen, zwischen Sturm und Sturm in der Erdenzeit zu ihm beten:

O Gott, du kannst das Dunkel erleuchten, du kannst es allein!

Immer wenn wir als Christen heute glauben, dass es zu Ende gehe mit der Kirche, dann geschehen Dinge, treten Menschen auf, die den Glauben wieder stärken – nicht aus sich heraus, sondern weil sie dem Ruf Gottes gefolgt sind, der nicht nur ein Ruf zum Glauben sondern auch zur Verkündigung ist!

Wir dürfen ruhig erwarten, dass in Zeiten, in denen wir den Glauben und die Kirche im Todeskampf wähnen, Jesus sein Wort einhalten wird, dass er immer bei uns sein wird, bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28,20b) und dass seine Kirche, die er auf den Felsen Petrus, den Papst, gebaut hat nicht von den Mächten der Unterwelt überwältigt werden wird (vgl. Mt 16,18). Ob das ein großes Wunder sein wird, oder ob es die kleinen, erst in der Rückschau großartigen Schritte des am kommenden Sonntag heiliggesprochenen Papst Johannes Paul II. sind – immer wird Jesus, der Auferstandene, in der Welt wirksam.

Und wir? Wir „normalen“ Gläubigen? Wir dürfen mit Christus gehen, sind berufen zum Glauben und zur Verkündigung, und wir alle sind das Wunder, das Gott selbst möglich macht. Demut gegenüber Gott ist angebracht, aber Starkmut in der Welt ist gefordert, damit wir nicht hängenden Kopfes eine scheinbar endlose Fastenzeit erleben sondern im Gegenteil ein ewiges Osterfest! Erwarten wir doch auch das Unerwartete – Gott wird es tun!

Nachtrag: Ich selbst komme gerade mit meiner Familie von einem katholischen Osterkurs, man könnte es als Familienexerzitien bezeichnen, zurück. Rund 15 Familien, über 40 Kinder, alle mit ihren eigenen kleinen oder großen Problemen, aber alle auch in der Gewissheit, dass Jesus für jeden einzelnen gestorben ist, auferstanden ist, dass sie alle von Gott gewollt und geliebt sind – für mich ein „Großereignis“ des Glaubens – und auch in solchen Tagen unerwartet. Vielleicht hilft das auch dem einen oder anderen meiner Leser: Wir sind nicht allein – Jesus ist bei uns, und viele, viele Gläubige, manche von denen wir es vielleicht nicht annehmen, sind neben uns!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Rießler

Dass die Kirche nicht von den Pforten des Totenreiches überwältigt wird, ist in der Tat biblisch. Dass mit dieser Kirche Jesu Christi die römisch katholische Kirche inkl. Papst gemeint sein soll, steht so nicht im Text, das ist eine menschliche, selbsterhöhende Interpretation Ihrer Kirche, die Sie einfach so gedankenlos übernommen haben. Folgendes Bibelzitat (ebenfalls aus dem Matthäusevangelium) passt besser auf die Papstkirche und den Papst auf dem Stuhl Petri:
„Auf den Lehrstuhl Moses haben sich die Schriftgelehrten und die Pharisäer gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen (= zu tun gebieten), das tut und befolgt, aber nach ihren Werken (= ihrem Tun) richtet euch nicht; denn sie sagen es nur, tun es aber nicht. Sie binden schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, sie selbst aber wollen sie mit keinem Finger anrühren. Alle ihre Werke tun sie in der Absicht, von den Leuten gesehen zu werden; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und ihre Mantelquasten lang; sie lieben den ersten Platz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen; sie wollen auf den Märkten (oder: öffentlichen Plätzen) gegrüßt sein und lassen sich von den Leuten gern ›Rabbi‹ (d.h. Meister, Lehrer) nennen. Ihr aber sollt euch nicht ›Meister‹ nennen lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Und niemand auf Erden sollt ihr euren ›Vater‹ nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch ›Lehrer (oder: Führer)‹ sollt ihr euch nicht nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer (oder: Führer), nämlich Christus. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23,2-11)

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