Das gilt nicht nur für den von Präsident Obama bereits Anfang Februar gemachten und von Moskau sogleich begrüßten Vorschlag, die Atomwaffenvorräte beider Seiten um 80 Prozent auf je eintausend Sprengköpfe abzubauen. Das gilt auch für den Konflikt um das von Amerika geplante Raketenabwehrsystem. Obamas Vorgänger Bush hatte bereits mit Polen und der Tschechien den Bau einer Raketenbatterie und einer Radarstation in beiden Ländern vereinbart und alle russischen Vorschläge, gemeinsam ein Abwehrsystem gegen eine künftige Bedrohung aus dem Iran aufzubauen, abgelehnt. Das bewertete Russland als Bedrohung und reagierte mit der Ankündigung seinerseits Kurzstreckenraketen gegen die amerikanischen Stellungen aufzubauen. Das wäre für uns in Europa auf einen Neubeginn des Kalten Krieges hinausgelaufen.
Wie inzwischen bekannt geworden ist, hat Obama bereits Anfang Februar Präsident Medwedijew angeboten, auf den Bau dieses Abwehrsystems zu verzichten, falls Moskau bereit sei, ihn in seinen Bemühungen voll zu unterstützen, den Bau einer iranischen Atombombe zu verhindern. Medwedijews Antwort bestand in der Forderung, Obama solle konkrete Vorschläge machen, über die man verhandeln könne.
Obamas neue Politik fällt in Moskau offenkundig auf fruchtbaren Boden. Das zeigt sich auch in Bezug auf Afghanistan. Russland unterstützt Amerikas Engagement nicht nur verbal, sondern auch praktisch, in dem es ihm erlaubt, nicht militärische Güter mit der russischen Bahn nach Afghanistan zu transportieren. Der erste Transport ist vor wenigen Tagen dort eingetroffen. Dass dies nicht das letzte Wort sein muss, beweißt Deutschland. Als erstes Land erhielt es von Russland eine Generalerlaubnis zum Transport militärischen Materials nach Afghanistan. Das Motiv für die Kooperationsbereitschaft ist klar: Moskau will vom Westen, vor allem von Washington, als Partner und damit als gleichwertig anerkannt werden. Es geht ihm darum, den Rang zurückgewinnen, den es mit dem Zerfall der Sowjetunion verloren hat. Dazu gehört für Russland aber auch, die Staaten als Einflusszone zu behalten, die einst zur Sowjetunion gehörten. Das verträgt sich weder mit Amerikas Präsenz in Kirgisien noch in Georgien oder in der Ukraine. Ob die Annäherung auch diesen Graben überbrücken kann ist allerdings fraglich.
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