Nokia, Europa und die USA

Nokia war das Parade-Exempel, wie eine marode, altmodische Produkte wie etwa Gummistiefel erzeugende Firma durch Dynamik und Umstellung auf Handys ein globaler Marktführer geworden ist. Fast jeder hatte einmal ein Nokia-Mobiltelefon. Umso tragischer ist das Heute Nokias.

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Jahrelang kam keiner meiner Vorträge ohne Nokia aus. Nokia war das Parade-Exempel, wie eine marode, altmodische Produkte wie etwa Gummistiefel erzeugende Firma durch Dynamik und Umstellung auf Handys ein globaler Marktführer geworden ist. Fast jeder hatte einmal ein Nokia-Mobiltelefon. Umso tragischer ist das Heute Nokias.

Denn heute ist Nokia kaputt.

Der Verkauf an Microsoft war für Nokia nicht die Rettung, sondern der Untergang. In den nächsten Monaten muss jeder zweite gehen, der zu Nokia gehört. Eine fünfstellige Anzahl von Menschen.

Nokia ist aber weit über deren Schicksal hinaus ein Fanal. Denn es war der letzte große europäische Spieler im gesamten Bereich der Elektronik. Auch das einst deutsche Unternehmen SAP ist immer mehr nach Amerika gegangen. Die USA und Ostasien beherrschen heute komplett alles, was in irgendeiner Weise mit dem Internet, mit dem Computer, mit der Elektronik zusammenhängt.

Daher geht es völlig am Kern vorbei, wenn „Experten“ diesen oder jenen Fehler Nokias nun als Ursache des Absturzes nennen. Gewiss: Diese Fehler wird es schon gegeben haben. Immer spielt auch Glück bei einzelnen Firmen mit. Nur: Wenn ganze riesige Felder der Zukunft in Europa komplett tot sind, wenn nur noch US-amerikanische und asiatische Konzerne den Ton angeben, dann ist die Politik Europas, seiner einzelnen Länder hauptverantwortlich dafür. Dann ist es lächerlich, von Einzelentscheidungen zu reden.

Denn Europas Länder haben viel grundsätzlichere Fehler begangen. Dazu zählt vor allem die gigantische Abgabenbelastung auf jeden, der im alten Europa unternehmerisch initiativ wird. Dazu zählen die unzähligen Vorschriften, mit denen Politiker immer noch mehr regulieren wollen, aber immer öfter nur noch strangulieren. Dazu zählen die gigantischen Sozialleistungen, die von eigenen Anstrengungen fernhalten. Dazu zählen Grenzsteuersätze, die etwa in Österreich 50 Prozent betragen. Dazu zählen Europas schwache Universitäten. Dazu zählt die nur auf diesem Kontinent existierende Schwierigkeit, jemanden zu kündigen, weshalb man gleich gar niemanden anstellt. Dazu zählt das meist wahnwitzig niedrige Pensionsantrittsalter. Dazu zählen die zahllose Jobs kostenden Aktivitäten Europas im Bereich Umwelt, wo man der Illusion erlegen ist, dass sich der Rest der Welt an Europa ein Vorbild nimmt.

Weiterlesen auf: anderas-unterberger.at

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: rainy

>Der Verkauf an Microsoft war für Nokia nicht die Rettung, sondern der Untergang.
Diese Aussage ist einfach falsch. Nokia ist nicht an MS verkauft worden. Nokia hat seine Handy-Sparte an MS verkauft . Es ist weiterhin ein eigenständiger Konzern und verdient seine Brötchen mit NSN und HERE.
Also ist auch der nächste Satz falsch. MS hat nicht Nokia Mitarbeiter entlassen. Sondern es wurden MS Mitarbeiter entlassen, die früher zu Nokia gehörten. Angeblich auch Redundanz-Gründen.

Gravatar: Lutz Finsterwalder

Europa, insbesondere Deutschland ist mit seiner Industriepolitik ein Gigant auf tönernen Füßen geworden. Es herrscht Monokultur im Interesse alteingesessener Industriebetriebe. Das merkt nur niemand, da das Bildungssystem weiterhin den jungen Leuten "Sicherheit" einimpft, so wie es nur in der industriell geprägten Epoche funktionierte.

Diese Zeiten sind vorbei. -- Ich gehe so weit zu behaupten, dass wenn ein radikales Umdenken in Richtung Kreativität(sförderung) und die Erschaffung von Wert/Mehrwert außerhalb des bestehenden Systems (Konzernkarrieren, Konzernrädchen), dann kann sogar die Bürokratie ausgehebelt werden.

Die erfolgreichsten Mittelständler wurden nach dem Krieg gegründet, weil weder Verordnungen noch Sichereheitsdenken von oben diktiert wurden.

Falls heute jemand ein Unternehmen in Österreich oder Deutschland gründen will, ist sein Feind nicht die liebe Konkurrenz, sondern der Behördenapparat, also der Staat. Letzterer ist in gewisser Form abhängig von der Industrie (für die er die Gesetze gemacht hat).

Gravatar: Freigeist

Es sind Nebelkerzen, die Sie ins Feld führen. Wenn eine Firma wie Apple ankündigt, ein iPhone vorzubereiten, dann ist höchste Alarmstufe angesagt. Diese Alarmstufe hat es bei Nokia anscheinend nicht gegeben, vor einigen Jahren. Nokia war blind für die Erfolgsfaktoren, die Apple schon seit Jahrzehnten nutzt. Apple abzahlt in USA mehr Gehalt als man in Deutschland für die gleiche Arbeit verdient. An den europäischen Sozialstandards kann es also nicht liegen, die angeblich Produkte aus Europa so teuer machen. Apple kam später und hatte Erfolg, warum wohl?

Gravatar: Martin Baltus

Und Putin, ist der nicht auch dran schuld?

Spass beiseite, ein wichtiger Spieler (wieso eigentlich "Player"?) im Elektronikmarkt
ist natürlich weiterhin die schwedische Firma Ericsson mit ihren Produkten im Bereich der
Netzausrüstung. Dewseiteren gibt es europäische Chiphersteller und ganz, ganz wichtig
im Bereich des Chip_designs_ die britische Firma ARM.

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