Michael Buback - Mann des Jahres 2010

Wenn eine Person in Deutschland den Titel „Mann des Jahres“ verdient, dann Michael Buback. Es ist beeindruckend, mit welcher Konsequenz dieser Mann seinen Weg geht.

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Am 7. April 1977 wurde sein Vater ermordet, Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Mit dem obersten Fahnder der Republik wurden auch sein Fahrer Wolfgang Göbel und sein Begleiter, Justizhauptwachtmeister Georg Wurster, erschossen. Buback und Göbel starben noch am Tatort. Wurster überlebte den Anschlag zwar, starb jedoch 5 Tage später im Krankenhaus. So war es am Ende ein Dreifach-Mord. Wer nun annimmt, die Bundesanwälte hätten fortan jeden Stein umgedreht, um den Mörder ihres Chefs und ihrer beiden Kollegen zu fassen, liegt falsch. In jedem Krimi liefe die Geschichte so ab, nicht jedoch beim Dreifach-Mordfall Buback. Von Anfang an interessierte es offenbar keinen seiner Ex-Kollegen, wer der Mörder war. Sogar das Tatmotorrad und der PKW, in dem die Opfer starben, verschwanden aus der Asservatenkammer. Die Versäumnisse, Pannen, „Anfänger“-Fehler und Missverständnisse im Zuge der Fahndung füllen ein ganzes Buch. Das schrieb Michael Buback, nachdem er am 30. März 2007 erfahren hatte, dass keiner der drei verurteilten Buback-Mörder an
der Tat beteiligt war. In dem Film „Die Bourne Verschwörung“ erklärt Matt Damon alias Jason
Bourne einer jungen Frau, dass ihre Eltern nicht Selbstmord begingen, sondern von ihm im Auftrag
ermordet wurden. „Das ändert alles dieses Wissen. Wenn einem genommen wird, was man liebt, dann will man die Wahrheit wissen.“ Auch Michael Buback wollte nun die ganze Wahrheit wissen.

30 Jahre nach dem Mord begann er, die Tat zu rekonstruieren. Der Chemieprofessor ging dabei vor,
wie man es von den Profis erwartet hätte. Und er wurde fündig. Es meldeten sich bei ihm Zeugen, deren Beobachtungen bei der Rekonstruktion der Tat nicht berücksichtigt bzw. aktiv ausgeblendet worden waren. An Stelle dessen waren Informationen von Personen eingeflossen, die nachweislich nichts gesehen hatten und Falschaussagen leisteten. Nachdem er seine Erkenntnisse publiziert hatte, reagierte die Frau, bei der man kurz nach dem Mord die Tatwaffe fand, die RAF-Aktivistin Verena
Becker. Sie war auch Informandin des Verfassungsschutzes. Der kann Personen ohne Genehmigung anderer Behörden anwerben: „Eigenständige Vetraulichkeitszusagen sind seine spezifische Stärke“. Zudem unterliegt er „strengen Geheimschutzvorschriften“, nicht jedoch einem „Strafverfolgungszwang“. Gen-Analysen ergaben, dass Becker nach dem Mord die Bekennerschreiben versandt hatte.

In privaten Notizen zum Buback-Mord hatte sie zudem ihr „Täterwissen“ eingeräumt. Für die Bundesanwälte blieb Becker gleichwohl und explizit lediglich „Mittäterin“. Trotzdem sahen sie sich gezwungen, die Tat neu aufzurollen. Michael Buback vertritt seine Familie dabei als Nebenkläger.

Vor dem OLG Stuttgart kamen inzwischen erstaunliche Informationen zu Tage. Zeugen sagten aus, eine Frau als Todesschützin erkannt zu haben. Das Motorrad habe den Wagen zudem mindestens einmal umrundet. Diese Aussagen kippen das bisherige Bild der Fahnder. Gleichzeitig liefern sie Erklärungen für die dokumentierten Befunde am Tatort. Generalbundesanwältin Harms sieht trotz allem „ihre Einschätzung bestätigt, dass es keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür gebe, dass Verena Becker auf dem Tatmotorrad gesessen und geschossen hat.“ Kein Mensch weiß allerdings - zumindest offiziell - wer geschossen hat. Wer vor diesem Hintergrund eine Täterschaft bereits vor dem Prozess ausschließt, weiß entweder mehr, als er zugeben kann/darf, oder er schützt vorsätzlich eine Person, der eine Vertraulichkeitszusage erteilt wurde. Folglich werden alle Aktivitäten von
Buback jr., der die ganze Wahrheit ans Licht bringen will, von den Bundesanwälten mit Argwohn begleitet. Gezielt wabert der Begriff „Verschwörungstheorie“ im Raum, um ebenso erstaunliche Fakten, wie ungeheuerliche Schlampereien der Profifahnder zu relativieren. Im selben Atemzug will man den Mann, der sie aufdeckte, diskreditieren. Dass man ihm seitens der Bundesanwaltschaft für seine Arbeit Kränze windet, hatte Michael Buback sicher nicht erwartet. Dass er jedoch von den Kollegen seines Vaters bei der Suche nach der Wahrheit rüde attackiert wird, überrascht dann doch.
Den Prozessverlauf dokumentiert Michael Buback analytisch trocken auf dem 3sat.Kulturzeit-Blog
blog.zdf.de/3sat.Kulturtube/02vor-ort/stammheim-verena-becker-prozes/. Angesichts der Tatsache, dass selbst Blätter wie der SPIEGEL im Fall Buback nicht davor zurückschrecken, nachweisbaren Unsinn zu verbreiten, ist dies die beste Möglichkeit, sich über den Prozess zu informieren.

Peine, den 28. Dezember 2010 gez.: Prof. Dr. Hans-Joachim Selenz

www.hans-joachim-selenz.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Meier

Danke für Ihren Beitrag Herr Prof. Selenz.
Die Erschütterung, die Michael Buback durch das Gerichtsverfahren erlebte, ist schlimm. Das Treiben der Justitz in dem Verfahren trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erhalten oder im Namen des Volkes Gerechtigkeit erwarten zu können. Eventuell, hat doch jede politische Epoche, die Justitz, die sich darin eingerichtet hat.

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