„Meine Oma“

Es gab viele Erlebnisse aus der Corona-Zeit, die ich hier aufzählen könnte, aber eines werde ich niemals vergessen, weil es mir näher ging als alle anderen beruflichen und sonstigen Schikanierungen in der Zeit: Bei meiner Großmutter wurde im Frühsommer 2021 Krebs diagnostiziert.

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Von Felix.

Sie war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, ein herzensguter Mensch, der meine damalige Verlobte und heutige Frau direkt in die Familie aufnahm.

Wir waren oft bei ihr und übernachteten bei ihr, wenn wir meine Familie in der Heimat besuchten. Ich kann gar nicht so knapp beschreiben, wie wichtig sie uns war. Sie kam ins Krankenhaus, wir durften sie zunächst im Sommer unter Vorweis von Tests besuchen, dann jedoch nicht mehr. Im Dezember wurde sie dann aus dem Krankenhaus entlassen, damit sie zuhause sein konnte. Wir freuten uns sehr darauf, 2 Wochen über Weihnachten zu ihr zu kommen und sie nach einem halben Jahr endlich wiederzusehen.

Eine Woche vor Heiligabend rief mich meine Mutter an und teilte mir mit, dass es meiner Oma schlechter ginge. Ahnend, was das bedeuten konnte, entschuldigte ich mich bei meiner Arbeit und fuhr sofort mit meiner Frau los. Für die bei guter Verkehrslage 1,5h-Stecke brauchten wir 2,5h. Als wir zu der Wohnung meiner Oma kamen, sagte uns meine Mutter, dass sie seit Stunden schlief und wegen der Schmerz- und Betäubungsmittel nicht ansprechbar sei. Der Krankentransport solle nun jederzeit kommen, um sie in ein Hospiz zu bringen, da sie stationäre Versorgung bräuchte.

Wir dürfen nicht in das Hospiz. Es gelte 2G, es gäbe keine Ausnahmen.

Wir setzten uns zu ihr, ich hielt ihre Hand. Sie war plötzlich völlig klar und wach, und trotz sichtlich starker Schmerzen versuchte sie, mit mir zu reden. Wir sprachen ein, zwei Sätze miteinander, umarmten uns. Einige Minuten nach unserem Eintreffen kamen die Sanitäter und holten sie ab. Meine Mutter rief noch in dem Hospiz an, um zu fragen, ob meine Frau und ich sie mit negativem Test besuchen könnten, obwohl wir nicht geimpft sind. Ihr wurde am Telefon zugesichert, dass das kein Problem sei. Ich verabschiedete mich von meiner Oma, als sie dann in den RTW gebracht wurde, aber sie war wohl zu stark sediert, als dass sie mich noch wahrnehmen konnte. Meine Mutter fuhr gleich mit, ich blieb noch in der Wohnung, um einen kleinen Koffer mit den Notwendigkeiten für einige Tage für meine Oma zu packen. Ich organisierte eine Schnelltestmöglichkeit für meine Frau und mich, damit wir noch am Abend meine Oma würden besuchen können. Meine Mutter rief mich dann kurze Zeit später an: Wir dürfen nicht in das Hospiz. Es gelte 2G, es gäbe keine Ausnahmen.

Ich konnte es nicht fassen. Ein Hospiz. Sterbende Menschen. Ein Einzelzimmer. Eine krebskranke Frau, dem Tode nahe. Kein oder kaum Kontakt zu dem Personal (welche sowieso volle Schutzmontur trugen).

Noch in derselben Nacht verstarb meine Oma.

Immerhin durfte meine Mutter bei ihr sein, weil sie geimpft ist. Immerhin hatten wir das große Glück, sie davor noch einige Minuten sehen zu können. Im Nachhinein glaube ich, meine Oma wusste, dass diese paar Minuten unsere letzten Gemeinsamen sein würden, denn sie hatte alle Kraft zusammengenommen, um meine Hand zu drücken und uns einige letzte Worte zu sagen.

Ich will mir nicht ausmalen, wie es anders hätte kommen können. Was, wenn wir ein paar Minuten später angekommen wären? Was, wenn der RTW pünktlich gekommen wäre? Was, wenn meine Mutter auch nicht geimpft gewesen wäre? Zwangsläufig muss ich dann daran denken, dass es das wohl hunderte, ja, tausende solcher Fälle gab. Menschen, die in Krankenhäusern, Hospizen und Altenheimen alleine und einsam gestorben sind. Angehörige, die nicht das Glück hatten, ihre Liebsten noch ein letztes Mal zu umarmen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Rational betrachtet ist Krebs nur eine der vielen Varianten um uns vom Leben in den Tod zu befördern und gehört statistisch zu den Hauptkrankheiten, die das Erdendasein beenden können zusammen mit Arterienverkalkungen die allerdings in der Regel länger anhalten und sich erst zum Schluß bemerkbar machen, bei einer Herzattacke oder einem Hirnschlag oder artverwandes wo alle in vielen Fällen mit dem Tode enden.

Der Sterbeprozeß als solcher ist einer der schlimmsten Erfahrungen die der Mensch machen muß und das hat etwas mit der Entgültigkeit zu tun, und wenn jemand das Glück hat, mit dem Bierglas in der Hand in Feierlaune umzufallen, ist das immer noch die gütigste Variante, als ein langsames Zerfallen bei vollem Bewußtsein, was für alle unerträglich ist und erst wahrgenommen wird, wenn man selbst an der Reihe, als Betroffener oder Mitleidender, wo man schwer geprüft wird um das Unvermeidliche zu akzeptieren.

Wer Sterbende schon oft erleben konnte, durch persönlichen Einsatz, wo der Tod schon neben einem stand, wird sich im Laufe der Zeit an diesen unglückseligen Zustand gewöhnen, denn je nach Leiden kann er sogar eine Erlösung sein und ich selbst kann mich noch, auch des höheren Alters wegen an viele Äußerungen der Altvorderen erinnern, die den Tod ab einem bestimmten Zeitpunkt herbei sehnten, was der Lebende nicht begreifen kann, denn der Tod wird erst relevant wenn es unabdingbar ist und das nimmt man zum Schluß nach längerem Kampf auch hin und das ist die Tragik die darin steckt und bei Familienmitgliedern oder guten Freunden ebenso, wenn man mit ihnen leiden muß.

Auch ist der Tod eine Frage der religiösen Philosophie, denn was bei uns mit Trauer begleitet wird kann durchaus in anderen Ländern mit Freude gesehen werden, denn der Verstorbene geht dann ein in das Reich der Götter und hat den Lebenden etwas voraus und wird mit einer festlichen Zeremonie begleitet, als Ausdruck der Wertschätzung und des Glücks, was dem vermeintlich Unglücklichen nun in anderen Sphären zu Teil wird.

Schon ab der Geburt beginnt das langsame Sterben und da man voller Saft und Kraft steckt sind die meisten Jahre dazwischen anderer Natur, bis man für sich selbst erkennt, daß es ab einem bestimmten Zeitpunkt auch enden kann und der Gedanke ist bestimmt nicht einfach und das muß man selbst erleben, weil es nicht erklärbar ist und jeder an die Reihe kommt, egal ob reich oder arm, zum Schluß sind sie alle gleich und sogar wieder vereint, wenn es das Paradies wirklich gibt.

Gravatar: Sam Lowry

Ich vergesse und vergebe nicht, auch wenn ich selbst schon im Gefängnis war. Nur mit dem großen Unterschied, dass niemandem etwas passiert ist. Außer mir im Knast.

Mein herzliches Beileid im Nachhinein. Danke.

Gravatar: Werner Hill

Man könnte weinen oder vor Wut aus der Haut fahren, wenn man soetwas liest. Und das war ganz bestimmt kein Einzelfall.

Da wurden Politiker, die sicher auch selber stark unter Druck gesetzt wurden, plötzlich zu Despoten und glaubten, sich durch Erlaß besonders strikter Regeln das Wohlwollen der Corona-Mafia erschleimen zu müssen.

Als Beispiel für die Lächerlichkeit vieler Maßnahmen sei genannt, daß in Bayern keine Skipässe an Ungeimpfte verkauft werden durften - dies wohlgemerkt auch in Skigebieten ohne Gondeln.

Und bei der nächsten Plandemie wird wieder die durch die Medien gehirngewaschene Mehrheit brav Maske tragen, zur Impfung gehen und den Verlust wichtiger Menschenrechte widerstandslos akzeptieren.

So leicht lassen sich Mehrheiten manipulieren ...

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Ich will mir nicht ausmalen, wie es anders hätte kommen können. Was, wenn wir ein paar Minuten später angekommen wären? Was, wenn der RTW pünktlich gekommen wäre? Was, wenn meine Mutter auch nicht geimpft gewesen wäre? Zwangsläufig muss ich dann daran denken, dass es das wohl hunderte, ja, tausende solcher Fälle gab. Menschen, die in Krankenhäusern, Hospizen und Altenheimen alleine und einsam gestorben sind. Angehörige, die nicht das Glück hatten, ihre Liebsten noch ein letztes Mal zu umarmen“!!!

Wobei es nun völlig ausreichend ist, wenn die entsprechenden Politiker scheinbar sehr bewusst begangen Fehler in Corona-Pandemie ohne jegliche Konsequenz gestehen
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-politik-fehler-lauterbach-braun-seehofer-100.html
und dieses Lauti nun fordert, „viele“ der geschwärzten Stellen in den Protokollen des RKI lesbar zu machen?
https://www.tagesschau.de/inland/lauterbach-corona-pandemie-protokolle-100.html

Grundsätzlich aber nicht alle, weil der bürgerliche Name unserer(?) auch m. E. nach(?) wie vor(?) Allmächtigen und jene aus Oles Kabinett keinesfalls auftauchen dürfen?

Klar?: „Ein Teil“ auch „dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“!!!
https://www.youtube.com/watch?v=QC47yz-4i6Q&t=2s

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