Mein Kind braucht MICH

Nachfolgend lesen Sie eine Pressemitteilung von »Mütter für Mütter«. Autorin ist Gundula Tews.

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In unserer über 5-jährigen Arbeit mit Familien in Mecklenburg begegnen wir zunehmend Müttern, die ihre Kinder über den ersten Geburtstag hinaus selbst betreuen möchten. Diese Frauen kommen aus allen Bildungsschichten und Kulturkreisen. Oft geht dieser Entscheidung eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit voraus, wobei die negativen Erinnerungen an die Krippenzeit meistens den Anstoß dafür geben. Auch verbreiten sich langsam die Erkenntnisse der Bindungs- und Hirnforschung und viele Eltern erkennen die Übereinstimmung mit den Gefühlen ihren Kindern gegenüber. Bei der Entscheidung, das eigene Kleinkind nicht in eine Betreuung zu geben, spielt das Betreuungsgeld keine Rolle. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: bei den Hartz-IV-Empfängern wird das Betreuungsgeld vom Hartz-IV abgezogen und ist deshalb bedeu-tungslos. Bei den Frauen mit mittleren oder akademischen Abschlüssen spielt dieser geringe Betrag keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Es ist zu beobachten, dass Müttern immer wichtiger ist, ihren Job länger zurückzustellen um ihren Kindern die Liebe, Zuneigung und Bindung zu geben, die für ein gesundes Aufwachsen so entscheidend ist und die sie selbst so schmerzlich vermissten. Das ist sehr zu begrüßen, denn Kinder zwischen 0 und 3 Jahren brauchen keine sogenannten Bildungsangebote, sondern einfühlsame und prompte Reaktionen auf ihre Bedürfnisäußerungen, viel direkte Ansprache mit Blickkontakt, ungeteilte Aufmerksamkeit, altersentsprechende Kommunikation, das Kommentieren ihrer Gefühle und ihres Tuns durch die konstante Bezugsperson und bedingungslose Liebe. Das ist in einer Krippe mit fünf bis acht U3-Kindern pro Erzieherin schlichtweg unmöglich. Um eine kindgerechte und pädagogisch sinnvolle Betreuung zu gewährleisten, darf der Schlüssel nicht über 1:3 liegen (siehe aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung). Dem Steuerzahler kostet die Subvention eines Krippenplatzes monatlich ca. 1200 € pro Kind und wird scheinbar durch niemanden in Frage gestellt. Würden stattdessen alle Kinder in Deutschland, für die aktuell ca. 15 Mio € Betreuungsgelder gezahlt werden, in eine Krippe gehen, hätten wir Mehrkosten von mindestens 175 Mio € im Monat. Es wäre sehr empfehlenswert, Eltern so zu unterstützen, dass alle, die ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren selbst betreuen möchten, auch den finanziellen Rahmen bekommen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.

Beitrag erschien auch auf: familiengerechtigkeit-rv.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ursula Prasuhn

Ohne Besserwisserei und Einflüsterungen von sog. Experten wissen Mütter in der Tat am besten, was gut ist für ihre Kinder. Der Umgang macht's und nicht die Schablonen-Theorie, mit der alle Kinder über einen Kamm geschoren werden. Das unterscheidet Mütter von den "gelernten" Erzieherinnen. Letztere lernen nach staatlich verordnetem Allgemeinwissen.
Ihnen, Anne, und Ihnen, Julia, kann ich nur beipflichten.

Gravatar: Anne

Sie haben völlig recht, Julia!
Glauben Sie nicht an die Allmacht der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systeme und lassen Sie sich nicht verunsichern.
Niemand bestreitet, daß kindliche Erfahrungen Einfluß haben, doch bis jetzt konnte noch nicht auch nur annähernd bewiesen werden, daß bestimmte Erfahrungen in den ersten Lebensjahren das ganze spätere Erwachsenenleben prägen müssen.
Der größte Schaden dürfte durch verunsicherte Mütter entstehen, die von allen Seiten bombardiert werden bis sie nicht mehr wissen, was ihren Kindern am zuträglichsten ist.
Ohne diese Einflüsterungen wissen Mütter in aller Regel, was das beste ist, wie Sie ganz richtig anmerken.

Gravatar: Andreas Schneider

Da es doch im Grundgesetz heißt, dass die Würde des Menschen unantastbar sei: von der Würde eines Kindes, das von einer seelenlosen Maschinerie quasi vom Brutkasten weg einem liebevollen Elternhaus entzogen wird, redet in den einschlägigen Kreisen niemand.

Was mich alles irgendwie an die Erziehungsvorschläge des kinderlosen Lehrerpaares erinnert, das vor einigen Jahren zu meinen Nachbarn zählte. Pädagogisch durchgestylt, aber das war's auch schon. Der bitterböse Gedanke "Hoffentlich vermehren die sich nicht" trieb mich damals schon um. Solche Eltern hätte kein Kind dieser Welt verdient.

Gravatar: Julia

Freut mich, solche Artikel wie auch Kommentare zu lesen. Betreuungsgeld per se spielt wirklich keine Rolle. Es ist aber ein Zeichen von Respekt und Unterstützung. Es zeigt uns die Richtung von der Familienpolitik. Die Gesellschaft muss umerzogen werden. Heutige Werte sind so verkehrt, finde ich, dass eine Frau nicht laut gestehen darf, nicht arbeiten zu wollen.

Was mich aber stört, dass es immer um "das Kind" geht. " in einer Krippe kriegt Das Kind nicht genug Liebe. Das Kind muss zuhause bleiben bis es 3 Jahre alt ist." Es gibt kein "das Kind". Jedes Kind ist ein Mensch mit seinen Bedürfnisse. Meine Tochter - mit zwei Jahren - wollte unbedingt in eine Krippe, wir haben nachgegeben und es nie bereut. Die Erzieherinnen waren sehr liebevoll und freundlich zu ihr, Alltag gut und gerecht organisiert und wir haben sie immer noch "genug" geliebt. Sie war sehr zufrieden. Mein Sohn dagegen wollte sowas gar nicht, also blieb zuhause voll-zeit. Ich selbst habe meine Erzieherinnen vergöttert und von denen mehr Aufmerksamkeit und Liebe gekriegt als zuhause, wo ich den ganzen Tag auf Oma und Opa angewiesen war.
Es ist immer so eine Falle mit diesen pauschalen Äußerungen. Dann versuchen die armen Mütter ihr Kind zu stillen bis es eingeschult wird oder es in ein Tragetuch zu zwingen , obwohl es das offensichtlich nicht mag. Wenn man sein Kind liebt und aufmerksam beobachtet, wird man schon merken, was das Beste ist.

Gravatar: die Rabenmutter

Kinderaufzuchts-Nostalgie
- eine humorvolle Anmerkung zum selben Thema -

Kürzlich habe ich mit meiner Familie einen verregneten Sonntagnachmittag lang vor der Flimmerkiste gesessen und alte Kindervideos geschaut. Erfreut durfte ich dabei feststellen, dass unsere Kinder inzwischen offenbar alt genug sind, um sich entspannt mit der Zeit auseinandersetzen zu können, in der sie noch Pampers und Milchzähne trugen…
- was nicht immer so war !

Bis vor kurzem noch hat sich der Jüngste während solcher Video-Vorführungen regelmäßig darüber empört, dass wir schon VOR seiner Geburt Urlaube gemacht haben, obwohl er noch nicht dabei gewesen ist; meine Tochter war stets entsetzt, wenn sie sehen musste, mit welchen Kleidern ich sie damals hatte herumlaufen lassen, („in aller Öffentlichkeit !!!“) und der Mittlere schämte sich lautstark für die Frisur, die ich ihm an seinem vierten Geburtstag verpasst hatte… ("Ich sah ja aus wie der kleine Lord !")

Doch nun sitzen unsere Teenager gelassen auf der Couch neben ihrer Mutter, überhören deren Vorwurf, dass sie VIEL ZU SCHNELL groß geworden seien… (und verbuchen ihre gelegentlichen Seufzer als einen peinlichen Ausdruck mütterlicher Sentimentalität.)
Gemeinsam staunen wir noch einmal über erste Zähne und erste Schritte,
erinnern uns an Schneeballschlachten im Garten und Wasserschlachten im Kinderpool… und stellen übereinstimmend fest:
Was war das für eine herrliche Zeit !

Glücklicher Weise gab es in der Kleinkinderzeit unserer Sprösslinge
ja noch keine „Herdprämie“, und so merkte seinerzeit auch niemand,
dass ich im Grunde eine bildungsferne, arbeitsscheue „Nur“-Mutter war,
die ihre Nachkommen jahrelang ohne staatliche Kontrolle aufzog.

Damals wusste man nämlich noch nicht, wie schädlich es für Kleinkinder ist,
wenn sie ihre Bilderbücher von der eigenen Mutter und nicht von einer ausgebildeten Erzieherin vorgelesen bekommen, weshalb zwei meiner Kinder inzwischen sogar versehentlich das Gymnasium besuchen…
- was heute ja undenkbar wäre.

Anstatt meine Babies mit einem Dutzend Gleichaltriger in eine zertifizierte Kinderbildungsanstalt zu geben, habe ich sie drei Jahre lang einfach das machen lassen, was schon meine Eltern uns Kinder in diesem Alter machen ließen:

Es wurde gepuzzelt, gebastelt und mit Bauklötzen gespielt; merkwürdige Höhlen entstanden unter unserem Wohnzimmertisch, und kleine Hände halfen beim Kochen;
da durfte im Sandkasten gematscht und mit Fingerfarbe herumgeschmiert werden
– und all das ohne pädagogischen Impetus !

Spielerisch lernten sie die Zahlen und die Farben, das Singen und das Reden,
(- damals konnten sie sogar „Bitte“ und „Danke“ sagen, und Sätze mit mehr als drei Worten… aber das hat sich während ihrer Pubertät leider wieder verloren…-),
und als sie dann nach dem dritten Geburtstag in den Kindergarten kamen,
hatten sie noch genügend Zeit, um sich psycho-motorisch zu entwickeln
und die sozial-emotionalen Kernkompetenzen zu erlangen,
die man spätestens ab dem Tag der Einschulung zwingend vorweisen können sollte….
- rückblickend natürlich eine Utopie;

denn inzwischen weiß man ja, wie schnell sich die Zeitfenster,
in denen sich Kleinst-Kinder mental auf den Schulabschluss vorbereiten, schließen,
und dann ist es - ratzfatz - Essig mit der Karriere:
Ohne Kindergarten-Englisch kein Auslands-Semester,
ohne Geigenstunde kein Mathe-Diplom
– wie schnell hat man da verblödete Erwachsene vor dem Fernseher sitzen,
die nicht mal wissen, was „Steuererklärung“ auf Chinesisch heißt,
und die ihr Leben lang nichts Grünes essen (außer Gummibärchen) ?

Aber so weit dachten wir damals noch nicht. Wie all unsere Freunde auch, erzogen wir unsere Kinder mit Liebe und Gelassenheit, scherten uns nicht um die Demographie und den Willen der Wirtschaft, und begriffen die Familienplanung auch eher als private,
denn politische Entscheidung.

Und erst als unsere Kinder längst die Schule besuchten, änderte sich das abrupt:
Auf einmal waren „Frühförderung“ und „staatliche Betreuung“ die Schlagworte der Zeit, und plötzlich galt ein zweijähriges Kind bereits als hoffnungsloser Bildungsverlierer, wenn es im heimischen- und nicht im Kindergarten spielte…

Besorgt habe ich damals das Gespräch mit der Lehrerin meines Jüngsten gesucht; habe von geschlossenen Zeitfenstern gesprochen, von verpassten Karriere-Chancen und der Tatsache, dass mein Sohn mit 8 Jahren noch kein einziges Auslands-Semester vorweisen konnte…
Worauf sie mich lächelnd unterbrach, nachsichtig ihr pädagogisches Haupt schüttelte und mir folgende Weisheit mit auf den Weg gab:

„Blumen wachsen dann,
wenn sie in der Sonne stehen und regelmäßig gegossen werden
– und nicht, wenn man an ihren Stengeln zieht.“

- Ist das nicht eine wundervolle Philosophie ?
Seit diesem Tag jedenfalls erziehe ich wieder mit mehr Gelassenheit.
Und Liebe.
Und nicht mehr mit permanent schlechtem Gewissen.

(c) by F. Rupprecht, 2014

Gravatar: pit

Solche Stimmen wie die von Gundula Tews brauchten wir sehr viel mehr - vor allen Dingen in den tonangebenden Medien wie ARD und ZDF mit ihren Ablegern.

Gravatar: Dr. Gerd Brosowski

Vielleicht ist in dieser wichtigen Frage doch Verlass auf die Natur: Vor etwas mehr als zweitausend Jahren drückte Horaz es wie folgt aus: „naturam expellas furca, tamen usque recurret“ : Du magst die Natur mit der Heugabel vertreiben, sie wird doch wieder zurückkehren. Auf die beschriebene Lage übertragen: Du magst versuchen, die Mutter von ihrem Baby zu trennen und sie an der Werkbank festzuhalten, sie wird sich von dir nicht festhalten lassen.

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