Mehr als nur ein Alibi-Konservativer

Jan Fleischhauers Spiegel-Kolumnen treffen ins Schwarze

 

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Die ideologischen Hausmeister der „rechten“ Publizistik sehen in dem Spiegel-Autor Jan Fleischhauer www.spiegel.de/thema/spon_fleischhauer eine Art Alibi-Konservativen des Hamburger Nachrichtenmagazins. Diese Klassifizierung ist jedoch völlig irrelevant, bestenfalls ist sie Ausdruck von Neid. Die jüngst erschienene Sammlung seiner Kolumnen für Spiegel Online unter dem Titel „Der schwarze Kanal“ www.rowohlt.de/artikel/3008750 zeigt: Fleischhauer kann schreiben. Er ist witzig und meinungsstark. Er schreibt an gegen den intellektuellen und medialen Zeitgeist. Kurzum: Man sollte sich sein neues Buch unbedingt kaufen!

 

Natürlich ist es von Fleischhauer selbstverliebt zu behaupten, dass er einen Preis für die meistgehasste Kolumne erhalten müsse, falls es sie denn gäbe. Doch alle Journalisten, die etwas mitteilen und dabei unterhalten wollen, sind eitel. Ansonsten könnten sie ja ins Kloster gehen oder im Finanzamt arbeiten. Sehr hübsch ist die Idee von Autor und Verlag, am Ende des Buches kein Nachwort zu plazieren, sondern einige ausgewählte negative Reaktionen der Leser seiner Kolumne zu veröffentlichen. Zu gerne würden manche linke Gutmenschen dem scharf gescheitelten Fleischhauer, der eine gewisse Herrenreiter-Ausstrahlung hat, die „Fresse polieren“. Sie ertragen es nicht, dass im selbsternannten „Sturmgeschütz der Demokratie“  ein Mann schreibt, der nicht (mehr) links ist.

 

Hassfigur für linke Kritiker

 

Unter dem Schutz von Pseudonymen können die Ge- und Betroffenen so ihre Protestnoten absenden. Wenn „das_dunkle_orakel“ ein Schreibverbot für den Autor verlangt und einräumt, das es ja nun leider die blöde Meinungsfreiheit gibt, dann spürt man förmlich, wie der linke Volkszorn kocht. Andere wollen dem Bübchen und Schreiberling, so ihre Diktion, gleich in den Hintern treten. Man merkt: Wer so viel hasserfüllte Reaktionen bekommt, der muss etwas Wahres aussprechen. Und um Karl Kraus zu zitieren: „Was trifft, trifft auch zu“.

 

Fleischhauer ist wohl mittlerweile ein gelassener Konservativer, der von einem heiteren Pessimismus getragen wird. Er ist ironisch und schreibt gegen die Moralisierung der Politik an. Das mögen die Blockwarte der politischen Korrektheit aber überhaupt nicht. Fleischhauer verteidigt all diejenigen, die von unserem Meinungskartell als Paria dargestellt werden. Er bricht eine Lanze für Guido Westerwelle, den Freiherrn zu Guttenberg und die attraktive FDP-Frau Silvana Koch-Mehrin. Er piesackt die Grünen als die Partei des öffentlichen Dienstes, die in ihrer eigenen „BAT-Boheme“ leben. Für die rot-grünen Heuchler Fischer, Schily und Schröder hat er erkennbar wenig übrig. Während bei Christian Wulff jeder Cent überprüft wurde, gab es keinen Aufschrei, „als sich der ehemalige Innenminister Otto Schily von einer Firma anstellen ließ, die nun die fälschungssicheren Personalausweise produziert, die er in seiner Zeit als Minister einführte.

 

Sentimentalsozialisten wie Heribert Prantl und die „Käßmann-Kultur“ gehen ihm erkennbar auf den Geist, über den der Konservative im Gegensatz zur angepassten linken Schickeria verfügt. Auch die Wutbürger, die auf Lautstärke statt Wahlzettel setzen, die Rettungs-Europäer und die Merkel-Basher bekommen ihr Fett weg. Meist trifft Fleischhauer ins Schwarze, weil die Fakten stimmen – dem Spiegel-Apparat sei Dank. Und auch unser Riesenstaatsmann Helmut Schmidt bekommt eine Breitseite. Heute gibt der grantelnde Zigarettenraucher den Weltstaatsmann und Weltökonom, dabei war er selbst ein wirtschaftspolitischer Blindgänger. In den achteinhalb Jahren seiner Kanzlerschaft vervierfachten sich nämlich die Schulden des Bundes von 80 Milliarden auf 320 Milliarden D-Mark. Wer schon damals so lässig mit dem Geld der Steuerzahler umging, der kann heute locker seiner Amtsnachfolgerin vorwerfen, einen plumpen D-Mark-Nationalismus zu pflegen. Und wer sich nichts fürs Lesen erwärmen kann, der wird seine Freude an den fiesen Zeichnungen von Greser & Lenz finden, die man aus der FAZ und dem Stern kennt.

 

Jan Fleischhauer: Der schwarze Kanal. Was Sie schon immer von Linken ahnten, aber nicht zu sagen wagten. Rowohlt Verlag: Reinbek bei Hamburg 2012. 222 Seiten. 12,90 Euro. ISBN 978 – 3 – 499 – 62975 – 4.

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