Vor ein paar Wochen wurde eine Aufnahme von „Lenin und andere Leichen“ von Ilya Sbarsky gesendet. Sparskys Vater Boris hatte mit Hilfe von Felix Dzerzhinsky, Chef der Tscheka, nach Lenins Tod dafür gesorgt, dass die eingefrorene Leiche des Partei- und Staatsführers aufgetaut und nach einer vom Charkower Professor Vorobiov entwickelten Methode einbalsamiert wurde. Sbarsky sen. war sich sicher, dass sich hervorragende Forschungsmöglichkeiten ergeben würden, denn für die Einbalsamierung Lenins und sie kontinuierliche Überarbeitung seiner Leiche war ein eigenes Labor nötig. Außerdem handelte es sich um eine Lebensaufgabe, wenn es gelang. Letzteres war keineswegs sicher, denn man bewegte sich auf absolutem Neuland. Wenn das Experiment gescheitert wäre, würden es die Wissenschaftler schlimmstenfalls mit ihrem Leben bezahlen müssen. Die Hoffnung, als Einbalsamierer vor dem stalinschen Terror geschützt zu sein, erwies sich als trügerisch. Boris Sbarsky wurde im März 1952 im Zuge der Kampagne gegen die „Kosmopoliten“, also Juden, verhaftet. Er wurde nach zwei Jahren entlassen, war aber gesundheitlich so geschwächt, dass er wenige Monate danach starb.
Ilya Sbarsky wurde als Student von seinem Vater in das Projekt aufgenommen. Das Buch, das er im hohen Alter mit Samuel Hutchinson geschrieben hat, ist hochinteressant. In Deutschland ist es praktisch nicht mehr zu bekommen, ich musste auf eine englische Ausgabe zurückgreifen, als ich die Geschichte nachlesen wollte. Sbarskys gehörten zur Nomenklatura, wobei der Senior ein überzeugter Anhänger des Regimes war, dem der Junior kritisch gegenüberstand. Das Buch ist einer der seltenen Berichte aus dem Umfeld des Politbüros.
Sbarsky beschreibt in einem der interessantesten Kapitel die letzten Jahre Lenins. Seine gesundheitlichen Probleme begannen mit dem Attentat, das Fania Kaplan am 30. August 1918 auf ihn verübte. Danach entwickelte der Bolschewistenführer Symptome von Dauerkopfschmerz und Schlaflosigkeit. Auf Rat seiner Doktoren zog sich Lenin nach Gorki zurück und erlangte kurzfristig seine Arbeitsfähigkeit zurück. Aber am 22. Mai 1922 erlitt er seinen ersten Schlaganfall. Seine Sprechfähigkeit war beeinträchtigt, seine linke Körperhälfte teileilweise paralysiert. Im Oktober 1922 präsidierte er die Versammlung des Rates der Volkskommissare. Das war sein letzter öffentlicher Auftritt.
Während Lenins Krankheit verschärfte sich der Kampf Stalins gegen Trotzky um die Nachfolge, in dem Stalin immer mehr die Oberhand gewann. Im Dezember 1922 erlitt Lenin tägliche Herzattacken. Er sammelte seine letzten Kräfte, um Stalin zu verhindern. Im Januar 1923 hatte Stalin einen Streit mit Krupskaja, Lenins Frau. Danach verschärfte Lenin sein Urteil über Stalin: Er ist ungeeignet. Zu spät. Stalin hatte inzwischen zu viel Macht. Er verbot Lenin über seine Ärzte die Kommunikation mit der Außenwelt. Er durfte nur noch täglich 5 bis 10 Minuten seinen Sekretären diktieren. Nach dem nächsten Schlaganfall war Lenins linke Seite vollständig gelähmt und er verlor seine Sprechfähigkeit vollständig. Aber immer noch war sein Geist intakt und seine Energie ungebrochen. Es gibt ein schreckliches Foto vom August 1823, das den Vollinvaliden zeigt. Eine Elendsgestalt mit einem unheimlichen Feuer in den hasserfüllten Augen.
Mit seiner sprichwörtlichen Energie gelang es Lenin, etwa 300 Wörter wieder zu erlernen. Im Oktober raffte er sich noch einmal auf und besuchte ein letztes Mal den Kreml. In seinem Arbeitszimmer suchte er in den Schubladen sein gesammeltes Belastungsmaterial gegen Stalin. Aber der hatte schon alles beiseitegeschafft. Als Lenin am 20. Januar 1924 starb, waren die Würfel für seine Nachfolge zugunsten von Stalin bereits gefallen. Es gab noch einmal einen kurzen Kampf zwischen Stalin und Trotzky, der dafür war, Lenin zu beerdigen, den Stalin für sich entschied. Einen Monat nach seinem Tod begann die Einbalsamierung der Leiche, die bereits zu verfallen begann. Aus der Einbalsamierung wurde eine Erfolgsgeschichte, die ich hier nicht wiedergeben kann. Lenins Leiche befand sich tatsächlich am Ende in einem Zustand, als schliefe er. Ich habe das als 16jährige selbst gesehen.
Nach Lenin wurden andere Kommunistenführer wie Stalin, Georgi Dimitrow, Klement Gottwald und zuletzt Ho Chi Minh einbalsamiert und mehrere Jahre zur Schau gestellt, ehe sie beerdigt wurden.
Nach dem Zusammenbruch des Sowjetregimes gab es unter Boris Jelzin eine Volksabstimmung, was mit Lenins Leiche geschehen solle. 58% der Wähler waren dafür, die Einbalsamierung beizubehalten. Weil aber die staatlichen Mittel um 80% gekürzt wurden, mussten sich die Mausoleumsmitarbeiter neue Geschäftsfelder suchen. Die eröffneten sich, als die neuen Reichen die Einbalsamierung für ihre toten Gangster entdeckten. Nach den politischen Verbrechern wurden die gewöhnlichen Schwerkriminellen einbalsamiert. Das ist eine Farce, wie sie nur das Leben selbst erfindet.
Kommentare zum Artikel
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Frau Lengsfeld, bringen Sie hier bloß niemanden auf solche Ideen. Dann müßten meine Enkelkinder jedes Jahr zur Besichtigung von Habeck, Scholz und Bärbock marschieren. Ausgestopft mit Holzwolle und Sägespänen.
Fast permanent wird Woche für Woche auf das sogenannte Potsdamer Treffen hingewiesen. Es ist fast, so könnte man sagen, schon mehr als langweilig...
Interessanter wäre es aber, auch einmal auf einen bestimmten Fall in der linken Szene hinzuweisen. Ein Ereignis, das auf etliche "intelligenten" Leute der Regierung zutrifft: Es sind die Wahlkämpfe im Berliner Maxim-Gorki-Theater (2021). Zwei Frauen der Zeitschrift Brigitte plauderten damals (künstlich elegant) auf der Bühne mit Frau Merkel, oder auch Herrn Scholz ... oder Habeck, Bearbock, von der Leyen, Schulz und Laschet. Man war im Theater darüber mehr als begeistert. Aber dass Gorki auch ein persönliicher Freund von Lenin, von Stalin und Genrich Jagoda war, wurde niemals erwähnt.
Dazu hier drei Punkte, was den kritischen Dichter betrifft:
Während eines Schauprozesses in Moskau wandte sich die „Liga für Menschenrechte“ gegen ein geplantes Todesurteil. Daraufhin erwiderte Gorki in einem offenen Brief: „Meines Erachten war diese Hinrichtung absolut legitim. Es ist ganz natürlich, dass die Arbeiter- und Bauernpartei ihre Feinde wie Ungeziefer vernichtet!“
Hier das zweite Beispiel: 1933 stellte der weltbekannte und kritische Literat einen Antrag zu einem bestimmten Thema (fast exakt wie Heinrich Himmler 10 Jahre später): „...Wollt ihr, dass alle Krankheiten, Behinderungen und Senilität präzise untersucht werden? Diese Untersuchung kann nicht mit Experimente an Hunden oder Kaninchen durchgeführt werden. Versuche am Menschen selbst sind unerlässlich... Versuche an einer moralisch degenerierten Klasse von Räubern und Parasiten.“
Drittes Beispiel: ...Der beste Freund von Gorki war ein Mann namens Genrich Jagoda, Leiter des NKWD (die rote SS). Zusätzlich auch noch Leiter des GULAG (des roten Holocaust). Beide Kommunisten veröffentlichen 1933 ein Proagandabuch, in dem der Bau des „Weißmeer-Ostesee-Kanals“ beschrieben und gelobt wurde. Obwohl bei der Arbeit rund 50.000 Menschen umkamen.... Dafür bedankte sich Frau Merkel im Wahlkampf immerhin auf der Bühne: „...dass wir das Gorki-Haus wieder einmal betreten dürfen“. Schon diese wenigen Fakten weisen deutlich auf das himmliische Paradiesziel der rot-braunen Parteien hin.
Wir alle in Deutschland schweigen darüber aber leider schon seit Jahren. Was für einen normalen Menschen ein kaum nachvollziehbarer Zustand ist, fast eine Schande, so könnte man sagen. Wieso spricht nicht einmal die AfD diesen „Wahnsinns-Punkt“ an? Es ist schwer zu begreifen... - Man sollte endlich auch auf diese Gorki-Plaudereien (im Goebbels-Haus) immer und immer wieder hinweisen. Am besten mit einem kurzen und unwiderlegbaren Schlagwort.
Damit wäre auch das ewige „Entsorgungs-Thema" sofort beendet...