Lauterbach fordert Normkinder

Anderssein soll bestraft werden.

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Experten aus Politik und Bildung forderten gestern Konsequenzen - bis hin zur Kindergeld- und Hartz-IV-Kürzung als Strafe für Eltern dicker Kinder.
Es ist kaum zu glauben, was man da liest: „Wenn sich Eltern nicht um gesunde Ernährung und genügend Bewegung ihrer Kinder kümmern, ist das im Extremfall schon der Einstieg in Kindesmisshandlung.” 
Man weiß nicht, ob man amüsiert oder entsetzt reagieren soll.


Amüsiert, weil man sich fragen muss, welche Normen aufgestellt werden und für wen? Und was machen wir mit anderen aus der Norm ragendem Anderssein?
Müssten wir dann nicht ebenso fordern, dass zuerst übergewichtige Politiker und Beamte, rauchende Lehrer und überhaupt ungesund lebende Erwachsene ein Viertel ihres Gehaltes an die Krankenkassen abführen müssten. Wäre noch zu regeln, wie viele Stücke Schokolade, Kuchen oder Eis in der Woche als ungesund einzustufen sind. Und nicht zu vergessen wäre natürlich eine Kontrolle über die tägliche, gesundheitlich zu fordernde Menge an Bewegung, die jeder in der BRD Lebende zu absolvieren hätte.


Entsetzt, weil es sich hier offensichtlich um Unkenntnis über die Ursachen von Übergewicht handelt. Entweder sind die Experten keine Experten oder haben ihr Wissen auf einem andren Fachgebiet. Fast schon Allgemeinwissen ist, dass es sich bei gestörtem Essverhalten um eine psychosomatische Krankheit mit Suchtcharakter handelt. Denn wenn eine Person einfach nicht aufhören kann zuviel zu essen, sie sogar von anfallsartigen „Fressattacken“ heimgesucht wird, kann man das Problem nicht mit mangelnder Disziplin erklären, geschweige denn durch ein Diät-Programm beheben.
Es zeigt sich häufig, dass Essstörungen meist aus Bindungsstörungen während der Kindheit, zwischen dem Betroffenen und seinen Eltern resultieren. Sie stellten den tapferen Versuch dar, unerträgliche Situationen doch zu ertragen, gewaltige Spannungen abzubauen, sich vor Wahnsinn, oder dem eigenem Selbstmord zu schützen.
Das, was also behandelt werden muss, ist die Bindungsstörung.

 

Macht Herr Lauterbach sich nun der Kindesmisshandlung schuldig, wenn er politisch übersieht, dass er durch die Befürwortung der ganztägigen Entfremdung von Eltern und Kindern (durch frühkindliche Bildungsinstitutionen) die Bindungsstörung jedenfalls nicht beheben kann, sondern schlimmstenfalls verstärkt?

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: babsi

@Astrid:
ich kenne keine Eltern, die ihr Kind absichtlich mästen, um ihm zu schaden. Meist haben die Eltern schon ein Gewichtsproblem, also eine Bindungsstörung

Gravatar: Astrid Lender-Deehagen

Liebste Steuer!!

Auch ich bin bestimmt keine Freundin solcher Politiker,aber man muß doch ehrlich sagen,das es genug Familien gibt,die ihre Kinder dick und fett füttern,damit sie einmal "groß und stark" werden.Selbst wenn die Kinder schon Bauchansätze und dicke rote Backen haben,wird immer noch gesagt:"Nimm noch ein Stück Sahnetorte!,Nimm noch einen Streusel!,Der Teller muß leergegessen werden,eher darfst du nicht aufstehen!......".Selbst wenn Schulärzte schon Alarm schlagen,sagen diese Leute dann immer noch:"Ach die überklugen gescheiten Studierten,die denken auch das sie sonst was wissen, ha ha ha".
Vielleicht sollte solchen Leuten von staatlicher Seite wirklich mal ein Denkzettel verpasst werden!!

Astrid Lender-Deehagen/Feministin der 1.Stunde

Gravatar: Gockeline

Ja,wir haben Eßstörungen in allen Bevölkerungsschichten.
Die einen fressen sich ihren Frust in sich hinein oder als Ersatz für fehlende Liebe.
Die anderen essen kaum noch oder Spucken es als Protest wieder aus um der Norm eines dünnen (= schön) Menschen zu entsprechen.Sie leiden alle an einer großen Portion von mangelnder Liebe und Zuneigung.
Müßten wir nicht dafür sorgen ,dass die Kinder wieder mehr Zuwendung von ihren Eltern bekommen?
Zeitgleich ist der Sport die Hauptursache für die Kosten bei den Krankenkassen.
Würde man die Statistik veröffentlichen was alle Sportverletzungen an Kosten verursachen,Herr Lauterbach würde es die Stimme verschlagen.
Aber da wird geurteilt,Sport ist gesund.
Gesund ist auch,wenn Kinder ihre Eltern haben, die Zeit für sie haben.

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