Langsam wird mir bange

Mit der Kampfparole “Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so” polarisierte Matthias Matussek vor einigen Monaten in einem Essay in der Welt.

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Abgesehen von der Tatsache, daß knackige Formulierungen immer gut polarisieren, sind sie in der Regel zu grobkörnig für ein klares Bild. Dennoch kann die Polarisierung nötig sein, um einen Sachverhalt ins rechte Licht zu rücken. Die Homophobie, so die Grobthese von Matthias Matussek, hat den Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde abgelöst.

Eine These, die so sollte man auf den ersten Blick denken, schlicht unhaltbar ist. Homosexuelle Männer und Frauen können in unserem Land Karriere machen, Partnerschaften eingehen, werden weder strafrechtlich verfolgt noch in irgendeiner Weise öffentlich zurück gesetzt. Der Popanz der Diskriminierung von Homosexuellen und sein fieser Bruder, der Popanz der Homophobie, sind also im Grunde nichts als Schattenbilder einer Lobby, die ihr politisches Spiel mit der persönlichen sexuellen Orientierung betreibt.

Wer sich also den öffentlichen Vorwurf der Homophobie zuzieht, ist in der Veröffentlichten Meinung ein Vogelfreier, ein Geächteter unserer Tage und er darf beliebig von jedem Freien abgeschossen werden. Ein solcher Abschuß wird von Klaus Kelle hier nüchtern dokumentiert.

Eine Psychologin, in der Rolle einer Briefkastentante einer ostwestfälischen Regionalzeitung rät einem Vater, seine kleinen Töchter nicht zu einer “Hochzeit” seines homosexuellen Bruders mitzunehmen. Der Vater legt seine Sorgen dar, daß die Kinder dadurch seelischen Schaden leiden könnten und die Ratgeberin stimmt ihm darin zu.

Folge dieser Veröffentlichung ist zunächst für Zeitung und letztendlich auch für die betroffene Psychologin ein enormer Shitstorm. Am Ende distanziert sich die Zeitung unter dem öffentlich gegen sie erhobenen Vorwurf der Homophobie von der Mitarbeiterin und erklärt, diese werde künftig für die Zeitung nicht mehr schreiben.

Wäre ich abonnent dieser Zeitung, wäre das Abo jetzt beendet. Eine solche Zeitung brauche ich nicht. Das Einknicken der Verantwortlichen in der Redaktion vor dem öffentlichen Druck der Anpassung und political correctnes widert mich an. Diese Feigheit gegenüber öffentlichem Widerstand in einer Sache, die durchaus diskussionswürdig ist, ist dermaßen ekelig, daß ich mich weigern würde, der Redaktionsleitung überhaupt noch die Hand zu geben.

Zur erinnernden Vergewisserung: Der Artikel 5 Abs. 1 unseres Grundgesetzes lautet

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Im Shitstorm und dem Einknicken vor demselben wurde dieses Grundrecht schwer verletzt.

Geschieht die Verletzung von Grundrechten systematisch und/oder gar mit Billigung staatlicher Organe, so räumt das Grundgesetz in seinem Artikel 20 Abs. 4 ein besonders wichiges Recht ein:

Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Dieses Recht wird zur moralischen Pflicht für alle, die den freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat nicht auf dem Altar einer Selbstanpassung und politischen Korrektheit geopfert sehen wollen.

Wenn nun schon der Rat einer Briefkastentante ausreicht, eine Zeitung unter öffentlichen Druck zu setzen, dann ist das mehr als nur bemerkenswert, dann ist das ein Alarmsignal, daß die Freiheit in unserem Land ernsthaft gefährdet wird. So langsam wird mir wirklich bange darum, denn es sind die, die die Freiheit der Gemeinschaft bedrohen, indem sie vorgeben, für die Freiheit ihrer Klientel zu streiten.

Beitrag zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ewald

inaller kürze
lieber homo-phob als pädo-phil

Gravatar: Jürg Rückert

Es muss heißen: Er hat mindestens die gleiche Daseinsberechtigung wie “Homophobie”.

Gravatar: Jens

Staatliche Verbote braucht es auch nicht, wenn Gesinnungsterror durch Meinungsdiktate herrscht. Sie sorgt für eine Parallel-Justiz mit Strafen bis hin zur sozialen Hinrichtung.
Wenn Sie das als nicht vorhandene Zensur ansehen, frage ich mich, wes Geistes Kind Sie sind.

Gravatar: G. Baldo

Ist doch alles wunderbar, besonders, dass man für die freie Meinungsäußerung gekündigt werden kann in einem freien Land, nicht wahr?

Gravatar: Jürg Rückert

Die jüngste Hasskampagne gegen die Psychologin ist wahrlich keine Überraschung! Die Homoparanoia hat bereits Personen wie den ehemaligen CEO von Firefox hinweggespült oder einen italienischen Nudelkaiser in die Knie gezwungen. Sämtliche Redaktionen sind gebrieft. Da geht Angst um.
Frau Schwarzer hat doch Anfang der 70iger Jahre (?) mit zahlreichen Damen auf der Straße demonstriert: wir haben abgetrieben! Warum sollten wir nicht mit einem Schild um den Hals durch Berlin wandern, das die Aufschrift trägt "wir sind homophob"?
Allein die Psychiatrisierung derer, die es wagen, Homosexualität abzulehnen, ist an sich ein Straftatbestand. Homosexualität war bis in die 70iger Jahre im Manual für psychiatrische Diagnosen als Krankheit geführt worden. Jetzt werden die anderen als Kranke eingestuft!
Wir leben wie in einem Zoo, in dem die hinter Gittern getauscht haben mit denen vor den Gittern!
Die "Homoparanoiden" ist kein medizinischer, sondern ein Kampfbegriff. Er hat mindestens die gleiche Daseinsberechtigung "Homophobie".

Gravatar: G. Bautze

Werden Shitstorms von vernünftigen, anständigen Menschen durchgeführt?
Eher nicht.
Also ist die Richtung doch klar, in die wir steuern.

Herzliche Grüße weiterhin

Gravatar: Greenhoop

Der Genderschwachsinn konterkariert sich immer wieder selbst, hier empfehle ich ausdrücklich Harald Eia: Das Gleichstellungs-Paradox aus dem Musterland der Gleichmacherei (Norwegen). Wie absurd die ganze Diskussion ist wird hier nachdrücklich dokumentiert und am Ende stehen die Genderisten dort wo sie letztendlich hingehören - blamiert, demaskiert und von ihrer einfälltigen Ideologie aufgefressen.

Bei der Westfalen Post verhält man sich erwartungsgemäß wie es die gesamte Systempresse macht, man beugt sich einer schreienden Minderheit der selberklärten Gerechten und Gleichmacher, um dann ungefragt und unbedrängt der Menschheit ein neues Weltbild zu implantieren, steter Tropfen höhlt den Stein.

Es geht um nicht weniger, als der Gesellschaft eine Umerziehung zu verpassen - England, Norwegen und natürlich auch Deutschland. Das aber lassen wir nicht zu und der Widerstand wächst gerade erheblich, das sind gute Nachrichten.

Gravatar: Marc Bisop

Alles gut und schön, das Problem ist nur, daß die heutigen installierten Verfassungsrichter mit ihrem 68er-Gedankengut mittlerweile selbst zum Problem geworden sind...

Gravatar: Blobfisch

Na und? Sie hat doch ihre freie Meinung geäußert. Niemand hat sie daran gehindert.

Und die Leser haben dann halt deren freie Meinung geäußert, nämlich dass die Meinung der "Briefkastentante" diskriminierend und verabscheuungswürdig ist.

Und die Betreiber der Zeitung haben dann widerum auch ihre freie Meinung geäußert, nämlich dass man vom Inhalt des Artikels abstand nimmt und mit der "Briefkastentante" lieber nicht mehr zusammen arbeiten möchte.

Eine Zensur, wie z.B. ein staatliches Verbot, die Zeitung zu drucken, fand zu keinem Zeitpunkt statt.

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