Kirche und Gesellschaft

Oder: Warum es prinzipiell wichtig ist, Distanz zu wahren.

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In den letzten Woche wird oft die „Weltfremdheit“ der Kirche kritisiert, die sich von der Gesellschaft immer weiter entferne (bzw. diese von jener). Ohne auf die Berechtigung dieser Kritik inhaltlich im Einzelnen einzugehen (ich denke, die Kritik stimmt nur teilweise; insbesondere stimmt sie ganz offensichtlich für den Bereich der Sexualmoral, völlig abwegig ist sie hingegen für den Bereich der karitativen Arbeit und der Soziallehre, deren Beachtung im Rahmen einer Sozialen Marktwirtschaft, ihrer säkularisierten Form, in unseren globalisierten Zeiten von vielen Menschen, nicht nur von Katholiken, schmerzlich vermisst wird); möchte ich einige allgemeine Bemerkungen zum Wert der Distanz vortragen.

Es ist immer wieder der Nicht-Katholik Norbert Bolz, der darauf aufmerksam macht, dass die Nähe einer Kirche zum Zeitgeist zwar zu ihrer Akzeptanz beiträgt, aber nicht zur Stärkung ihrer Bedeutung. Mit Blick auf die evangelische Kirche meinte Bolz erst kürzlich im KNA-Interview: „Sie praktiziert schon seit Jahren eine bedingungslose Anpassungsstrategie an den Zeitgeist und segelt im Windschatten der öffentlichen Meinung. Dabei verliert sie aber jedes Profil.“ Die katholische Kirche, so Bolz an anderer Stelle, ecke an, praktiziere den offenen Widerspruch, provoziere – und sei gerade dadurch wert-, kraft- und sinnvoll. Beispiel: Zölibat. Bolz: „Zölibat ist Askese, und Askese ist etwas, das für unsere Gesellschaft unerträglich ist, das absolut Nicht-Säkularisierbare. Es gibt zwar alle möglichen Formen von Konsum und Befriedigung, aber Askese, also der freiwillige Verzicht auf Möglichkeiten, ist für die offizielle Selbstbeschreibung einer säkularen bürgerlichen Gesellschaft ein Skandal. Die Leute wittern, dass hinter der Askese Macht steckt, und das reizt sie bis aufs Blut.“

 

Weiterlsen auf jobo72.wordpress.com

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Gravatar: Freigeist

Die Askese wird doch in den wenigsten Fällen eingehalten und wenn dann von Personen mit geringem Sexualtrieb.
Sex ist die Triebfeder der Evolution und wir sind deshalb so zahlreich auf der Erde eingesperrt weil Sex so sensationell erfolgreich ist.

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