Kinder: Einzigartig und unwiederholbar

Kinder waren das Thema der gestrigen Mittwochskatechese des Papstes. Wer danach immer noch glaubt, der Papst würdige Kinder nicht ausreiched, dem ist nicht zu helfen.

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Mit dem Thema Kinder hat Papst Franziskus gestern seine Katechesenreihe über die Familie fortgesetzt. Sein Hauptthema war dabei vor allem die Rolle der Kinder als geliebte Wesen, dabei auch die Analogie unserer generellen Beziehung zu Gott (Zitate wie auch schon bei den letzten Katechesen entnommen von Zenit):

Jedes Kind ist einzigartig und unwiederholbar, und dennoch unverkennbar mit seinen Wurzeln verbunden. Sohn oder Tochter zu sein bedeutet, nach dem Plan Gottes, die Erinnerung und die Hoffnung einer Liebe in sich zu tragen, die sich selbst gerade dadurch verwirklicht hat, dass sie das Leben eines anderen Menschen gezündet hat, der neu und einzigartig ist.

Diese Sätze stellen geradezu eine Defintion von Familie dar – liebende Mutter, liebender Vater, geliebte und auch liebende Kinder! Papst Franziskus äußert sich in der Katechese wenig zu Problemfällen von Familie sondern zeichnet ein Idealbild. Da kann man vermutlich darauf warten, dass wieder jemand das Haar in dieser Suppe findet: Was ist mit ungeliebten Kindern, was mit abgetriebenen Kindern, was ist – gerade heute zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten relevant – mit Kindern, denen man ihre Kindheit nicht lässt, denen vielleicht sogar ihre Eltern die Kindheit nicht lassen können?

Das alles gibt es, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die Kindheit eines Menschen anders gedacht ist, weshalb der Papst dieses Idealbild beschreibt, das zumindest zur Orientierung dienen kann:

Ein Sohn und eine Tochter werden geliebt, weil sie unsere Kinder sind: nicht, weil sie schön sind oder weil sie diese oder jene Eigenschaft haben; nein: weil sie unsere Kinder sind! Nicht, weil sie meine Ansichten teilen oder meine Wünsche verkörpern. Ein Kind ist ein Kind: ein Leben, das wir gezeugt haben, das aber für ihn bestimmt ist, für sein Wohl, und für das Wohl der Familie, der Gesellschaft, der gesamten Menschheit.

Daher kommt auch die Tiefe der menschlichen Erfahrung der Kindschaft, die es uns erlaubt, die Dimension der unentgeltlichen Liebe zu entdecken, die nie aufhört, uns zu überraschen. Es ist die Schönheit, zuerst geliebt zu werden: […] Wie oft begegne ich auf dem Platz werdenden Müttern, die mir ihren Bauch zeigen und mich um einen Segen bitten… Diese Kinder werden schon geliebt, noch bevor sie geboren sind. Das ist Unentgeltlichkeit, das ist Liebe; sie werden geliebt, bevor sie zur Welt kommen, so wie auch Gott uns immer zuerst liebt. Sie werden geliebt, noch bevor sie irgendetwas hätten tun können, um sich diese Liebe zu verdienen, noch bevor sie denken und sprechen können, sogar noch vor ihrer Geburt! Kind sein ist die Grundvoraussetzung, um die Liebe Gottes zu erkennen, der die letzte Quelle für dieses wahre Wunder ist. In die Seele jedes Sohnes und jeder Tochter legt Gott dieses Siegel seiner Liebe, das zum Fundament für die persönliche Würde des Menschen wird; eine Würde, die nichts und niemand jemals zerstören kann.

An diesen Worten wird deutlich, wie sehr wir als Menschen Kinder Gottes sind, insofern nie aufhören, Kinder zu sein. Und Mütter und Väter die geistig gesund sind, vermutlich auch alle Anderen mit gesundem Menschenverstand, werden nachvollziehen, wie das ist, ein noch ungeborenes Kind zu lieben oder ein Kind, dass nichts tun kann, um Liebe zu verdienen. Aber gerade das ist das Bild wahrer Liebe: Liebe, die ich verdienen muss, ist keine! Gott liebt uns, wie Eltern ihr Kind – bedingungslos und ohne Erwartung einer Gegenleistung. Er wünscht sich unsere Liebe, so wie Eltern sich wünschen, dass ihre Kinder sie lieben, aber seine Liebe hört nicht auf, nur weil wir uns als “nicht würdig” erweisen, wie die Liebe der Eltern nicht aufhört, nur weil sich ein Kind gegen sie wendet.

Von da aus beschreibt der Papst aber auch eine Gegenseitigkeit, die für die Gesellschaft notwendig ist: die Wertschätzung und Liebe für Kinder, aber auch die Wertschätzung für Eltern. Der Papst bezieht sich dabei auf das vierte Gebot, das verdeutlicht – in den Worten des Papstes – wie eine “liebevolle Verbindung zwischen den Generationen die Zukunft garantiert und die Geschichte menschlich macht.

Eine Gesellschaft, in der die Kinder den Eltern die Achtung versagen, ist eine ehrlose Gesellschaft; wer seine Eltern nicht ehrt, verliert seine eigene Ehre! […] Doch eine Gesellschaft, die aus Bequemlichkeit auf Kinder verzichtet, die es nicht liebt, sich mit Kindern zu umgeben, die Kinder als eine Sorge, eine Last, ein Risiko empfindet, ist eine trübselige Gesellschaft. […] Wenn eine Familie mit vielen Kindern als Last betrachtet wird, funktioniert etwas nicht! […] Keine Kinder zu haben ist eine egoistische Entscheidung. Das Leben verjüngt sich und gewinnt an Energie, wenn es sich vermehrt: es wird reicher, nicht ärmer! Die Kinder lernen, Verantwortung für ihre Familien zu übernehmen; sie reifen in der Teilhaben an ihren Opfern und wachsen in der Wertschätzung ihrer Gaben. Das freudige Erlebnis der Brüderlichkeit belebt die Achtung vor den Eltern, denen unsere Dankbarkeit gebührt.

Großartig, wie der Papst in seiner Katechese das Thema Kinder auf das Thema Familie und dieses wiederum auf das Thema der Gesellschaft wendet – eigentlich selbstverständlich, aber offenbar in vielen Fällen eben doch nicht so gelebt. Natürlich sollte niemandes Freiheit, sich für oder gegen Kinder zu entscheiden, eingeschränkt werden, diese Entscheidung ist aber keine rein persönliche, weil sie tief in die Gesellschaft hinein wirkt. Als Christen haben wir insofern eine Verantwortung – Verantwortete Elternschaft ist das Stichwort, das der Papst auch gestern benutzt hat (und das ihm schon mal im Mund umgedreht wurd) – in unsere Entscheidung mehr als unsere persönlichen Befindlichkeiten eingehen zu lassen.

Die Aufforderung des Papstes an die Zuhörer der Katechese ist insofern auch ein kleiner Baustein für eine bessere Gesellschaft. Vielleicht kann man diese kleine Sekunde der Stille auch in sein persönliches Gebetsleben einbauen, einfach um die Wichtigkeit nicht zu vergessen:

Viele von euch, die ihr heute hier anwesend seid, haben Kinder, und wir alle sind Kinder unserer Eltern. Lasst uns eine Minute Stillschweigen einhalten. Jeder von uns soll im Herzen an seine Kinder denken – wenn er welche hat – und zwar im Stillen. Und alle zusammen wollen wir an unsere Eltern denken und dem Herrn für das Geschenk des Lebens danken.

Und noch ein Wort zu den Vorwürfen gegen den Papst hinsichtlich des “Schlagens” von Kindern: Wer den Umgang des Papstes mit Kindern beobachtet, wer seine Ansprachen und Predigten, gerade auch die letzten Katechesen, hört oder liest, der wird mit dem aus dem Zusammenhang gerissenen Kommentar nicht auf den Gedanken kommen, der Papst sei ein Verfechter der Prügelstrafe. Es gehört schon eine Menge bösen Willens dazu, ihm das vorzuwerfen.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Martin Möller

Der "Papst" hat sich öffentlich und eindeutig zur Prügelstrafe bekannt. Er hat sich ebenfalls dazu bekannt, Beleidigungen der Gottesmutter mit Faustschlägen zu beantworten. Damit steht er in der Kirchengeschichte einzig da, Es erstaunt mich sehr, daß Sie sich mit einem derartig abwegigen PersönlichkeIt solIdarisieren.

Gravatar: Friedrich Kummer

Ich bin sehr, sehr froh, daß ich den "news-feed-Reader" mit den Beiträgen von Felix Honekamp entdeckt habe!
Auch die Kombination von O-Ton und Kommentaren zu den Reden von Papst Franziskus finde ich klug, informativ und wichtig.

Danke, und bis auf Weiteres!

F.Kummer, Wien

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