Karl Popper: Kritischer Rationalismus schärft politisches Urteil

Die Erkenntnistheorie von Sir Karl Raimund  (1902-1994) Popper, sein Kritischer Rationalismus, geht grundsätzlich von der Begrenztheit unserer Erkenntnisfähigkeit aus. Unser „Wissen“ über die Welt ist immer nur ein vorläufiges Wissen. Eine absolute Wahrheit gibt es nicht und auch deshalb sollte Politik nicht mehr sein, als der Versuch konkrete Probleme zu lösen.

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Wissenschaft lebt von ständiger Überprüfung und Verwerfung, sonst ist sie Ideologie. Was unterscheidet nach Karl Popper Wissenschaft von Ideologie? Eine These ist dann wissenschaftlich, wenn zu gleich die Bedingungen festgelegt werden, unter denen die These als widerlegt gelten muss.

Ideologien immunisieren sich hingegen gegen die Möglichkeit der Widerlegung. Die Theoreme der Ideologen sind so aufgebaut, dass sie immer zutreffen – egal welche Entwicklung sich in der Wirklichkeit vollzieht, ob ihre Voraussagen zutreffen oder nicht.

Es kann durchaus eine aufschlussreiche Selbstprüfung sein, darüber nachzudenken, wann man zum letzten Mal eine bestimmte Vorstellung aufgegeben hat, weil man mit einer neuen, unerwarteten Konsequenz oder Faktenlage konfrontiert worden war.

Wir gehen zwar grundsätzlich davon aus, dass wir mit unseren Meinungen richtig liegen – sonst würden wir sie ja nicht vertreten – es ist aber doch sehr unwahrscheinlich, dass wir immer mit allen unseren Meinungen richtig liegen.

Da wir bestimmte Auffassungen lieb gewonnen haben und sie nicht aufgeben wollen, neigt unser Gehirn dazu, die Informationen, die wir von außen erhalten, so zu filtern, dass sie in unser Denkschema passen. Das ist ganz natürlich. Dagegen ist kein Kraut gewachsen- außer hin und wider inne zu halten und zu prüfen, ob sich Voraussagen, die wir getroffen haben, tatsächlich erfüllt haben. Wenn das nicht der Fall war, ist der Moment gekommen, unsere Auffassung zu überdenken und wenigstens die Möglichkeit ins Auge zu fassen, sie zu korrigieren.

Poppers kritischer Rationalismus eignet sich also nicht nur zur Überprüfung wissenschaftlicher Hypothesen, er eignet sich auch dazu, uns Allgemein vor dauerhaften Irrtümern zu schützen. Dazu gehört lediglich die Bereitschaft anzuerkennen, dass Irrtümer zur Normalität gehören und das wir uns nur über die permantente Korrektur unserer Sichtweisen weiterentwickeln können. Es ist nie ein Fehler aus einem Fehler zu lernen.

Einer der erfolgreichsten Investoren unserer Tage, George Soros, war Schüler von Karl Popper und führt eben auf die Anwendung dieser Sichtweise auf den Anlagemarkt, seinen großen finanziellen Erfolg zurück. Er bildete Hypothesen über den Markt und überprüfte, ob sich seine Voraussagen bestätigten.

Der Kritische Rationalismus ist auch ein geeignetes intellektuelles Instrument zur Beurteilung von  Politik. Die Regierung trifft ständig Entscheidungen, die durch positive Erwartungen an die Zukunft legitimiert werden.

Die Politik verabschiedete in der aktuellen Finanzkrise Konjunkturprogramme im Umfang von hunderten Milliarden Euro mit der Begründung auf diese Weise könne das Land aus der Krise geführt werden.

Die Bundesregierung verabschiedete weitgehende energiepolitische Maßnahmen unter der Begründung, damit könne der Klimawandel aufgehalten werden.Die Regierung verabschiedet Milliarden teure familienpolitische Maßnahmen, wie den Ausbau des Krippenplatzangebotes mit der Begründung, damit könne die Geburtenrate erhöht werden.

Es ist durchaus möglich, dass die Programme erfolgreich sein können – auch wenn der Autor dieses Beitrages das nicht glaubt. Es ist aber auch nicht ausgschlossen, dass diese Maßnahmen tatsächlich nutzlos oder sogar kontraproduktiv sind.

Gemäß der Theorie des kritischen Rationalismus kann dieser Streit entschieden werden. Wenn Maßnahmen in dieser Größenordnung unter Inkaufnahme erheblicher Folgewirkungen verabschiedet werden, dann sollte die Regierung wenigstens eine genaue Vorhersage treffen, was mit den Beschlüsen  erreicht werden soll.

Die Öffentlichkeit sollte Politiker darauf festlegen zu erklären, unter welchen Bedingungen, ihre Politik als gescheitert angesehen werden muß. Zum Beispiel hätte die öffentliche Meinung darauf drängen können, dass sich Frau Merkel und Herr Steinbrück klar darauf festlegen, welche konkreten Ziele mit den konjunkturellen Maßnahmen erreicht werden sollen und darauf, ein Gremium unabhängiger Wissenschaftler damit  zu beauftragen zu prüfen, ob diese Ziele tatsächlich erreicht werden.

Die Bürger sollten grundsätzlich an die Politiker die Forderung herantragen zu erklären, unter welchen Bedingungen sie ihr eigenes Konzept als gescheitert ansehen. Ein Politiker, der nicht bereit ist einzuräumen, dass er auch falsch liegen könnte, ist nicht glaubwürdig.

Natürlich wird die Politik versuchen, solche Forderungen abzuwehren und die Kriterien zu manipulieren. Der Kritische Rationalismus kann aber das Bewußtsein der Öffentlichkeit dafür schärfen, dass ein Großteil der Begründungen, die die Politik für ihr politisches Handeln gibt, lediglich auf Spekulationen beruhen und dass ein sichtbarer Erfolg nur  in seltenen Fällen wirklich nachweisbar ist.

 

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