Kardinal Reinhard Marx neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Versteht sich Marx eher als Moderator oder als Leitfigur? Daran kann sich entscheiden, wie die deutsche katholische Kirche zukünftig an maßgeblicher Stelle in Rom vertreten wird.

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Wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilt, wurde der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Kardinal Marx ist für zunächst sechs Jahre zum Nachfolger von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch gewählt.

Wer in diesem Blog unter dem Tag „Marx“ sucht, findet neben diesem noch zwei weitere Beiträge, die sich mit der Handreichung des Seelsorgeamtes der Diözese Freiburg beschäftigen, der Marx unterstützend beigesprungen ist (das ist allerdings verkürzt dargestellt, daher empfehle ich vor weiteren Schlüssen die entsprechende Lektüre). Auch andere Äußerungen von Marx zu Glaubensfragen haben mich in der Vergangenheit eher kritisch bis ratlos hinterlassen. Ich kann also nicht sagen, dass ich die Amtsübernahme Kardinal Marxs völlig vorurteilsfrei sehe.

Andererseits ist seine neue Position streng genommen nicht wesentlicher als seine bisherige, da der Vorsitzende der DBK zwar einen zentralen Ansprechpartner, nicht aber so etwas wie einen Oberbischof oder einen Unterpapst darstellt. Zudem ist auch nicht gesagt, wie bisherige Positionen von ihm in Zukunft in einer integrierenden Rolle wahrgenommen werden – versteht sich Marx eher als Moderator oder als Leitfigur? Daran kann sich entscheiden, wie die deutsche katholische Kirche zukünftig an maßgeblicher Stelle in Rom vertreten wird.

Nehmen wir ihn aber einfach beim Wort und schauen auf seine letzte Predigt, gehalten gerade gestern vor der Bischofskonferenz, in der er aus seinem frei gehaltenen Katechese wie folgt zitiert wird:

Die große Herausforderung für die Kirche heute heißt: Evangelisierung! Verkündigung des Reiches Gottes! Ansage der Botschaft Christi in einer neuen Weise, einladend und anspruchsvoll, anziehend und fordernd zugleich. Denn das Evangelium ist die rettende gute Nachricht für alle Menschen!

Daher kann die Verkündigung nicht darin bestehen, vor allem Nein zu sagen. Es geht vielmehr um das große Ja-Wort Gottes, das im Leben der Kirche sichtbar werden soll. Die Kirche ist nicht vor allem Unglücksprophetin, sondern verkündet die Barmherzigkeit Gottes, die im Kreuz sichtbar geworden ist. Es ist eine göttliche Barmherzigkeit, die alles gibt, um eine neue Welt möglich zu machen.

Es geht in Pastoral und Verkündigung nicht um eine Veränderung von Glaubensinhalten, nicht um falsche Anpassung an den sogenannten Zeitgeist, sondern um eine neue Schwerpunktsetzung auf das Zentrum des Glaubens, auf das Kerygma, wie es Papst Franziskus in Evangelii Gaudium unterstreicht (Nr. 164). Erst von dieser Mitte her können sich der Glaube und das Leben der Christen entfalten. Dazu müssen wir uns mit Mut und Entschiedenheit neu auf den Weg machen.

Denn in Deutschland sind vielleicht viele Menschen getauft, aber sind sie wirklich schon „evangelisiert“? Sind wir wirklich schon „evangelisiert“?

(Hervorhebungen durch mich)

Das Spannungsfeld, dass Kardinal Marx hier aufzeigt besteht unbestritten, und ich werde ihm in der Analyse nicht widersprechen, dass es zur Evangelisierung auch neue Wege braucht, ergänzt darum, dass es dabei nicht um eine Veränderung von Glaubensinhalten gehen kann. Was der Kardinal allerdings mit „neuer Schwerpunktsetzung“ meint, ob dies eine Präzisierung oder eine Relativierung darstellt, das muss sich erst noch zeigen.

Es wird sicher den einen oder anderen geben, und ich stehe auch in der Gefahr, der jetzt vermeintlich „liberale“ Positionen des Kardinals ausgräbt und in seiner Amtsübernahme eine Fortsetzung der Kirchenpolitik Erzbischofs Zollitschs sieht, die für glaubenstreue Katholiken nicht immer erbaulich war. Aber wie wäre es, auch im Blick auf die Fastenzeit, sich jetzt vorschneller Urteile zu enthalten, ihn mal anfangen zu lassen und für Kardinal Marx in seinem neuen Amt zu beten? Das wäre jedenfalls eine katholische Art, einen Hirten der Kirche zu unterstützen, selbst dann, wenn man seine Positionen nicht immer teilt.

In diesem Sinne wünsche ich dem neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Gottes Segen und viel Unterstützung vom Heiligen Geist für seine neue Aufgabe!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Esther

Für mich ist dieser Auszug aus der Predigt nur eine Aneinanderreihung von Versatzstücken. Die deutsche Kirche muss aus der Kirchensteuer austreten und ganz unten anfangen, damit sie alle Menschen unten auffangen kann, so wie Jesus. Ich bin es leid, dass ich jemanden respektieren soll, der den Anspruch hat, Nachfolger der Apostel zu sein, und selbst völlig unglaubwürdig ist und vielleicht den Glauben schon längst verloren hat u. jetzt denkt, er müsse Versatzstückchen aneinanderreihen. Die persönliche Beziehung zu Jesus ist wichtig und da muss jeder bei sich selbst anfangen. Papst Benedikt hat gesagt, die deutsche Kirche solle sich entweltlichen, aber das wollen die Herren nicht hören, nein, diese Ansprache wurde zerredet, so dass sie ungehört verhallen konnte.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Dem kann ich mir nur anschliessen. Man vergisst allzu leicht, dass die Bischöfe als rechtmäßige Nachfolger (manchmal sind's recht mäßige) der Apostel unter besonderer Führung des Heiligen Geistes stehen. Und wenn einem als glaubenstreuer Katholik nicht gefällt was ein sogenannter liberaler Bischof von sich gibt, dann sollte man schon mal in sich gehen und erwägen, dass man vielleicht sich selber im Irrtum befindet oder den Bischof falsch verstanden hat.

Gravatar: Joachim Datko

Warum wollen die Kirchen die Kirchensteuer nicht senken? In München hat die ev. Kirche Millionen in den Sand gesetzt, sie hatte zu viel Geld.

Es ist verblüffend, wenn die deutschen Bischöfe über Armut lamentieren und selbst die Bevölkerung ausbeuten. Bei uns in Bayern kosten die Bischöfe das Kultusministerium und damit den Steuerzahler über 8.000 € im Monat. Es ist schade, dass Herr Honekamp vor den r.-k. Bischöfen so katzbuckelt.

Jeder, der die Kirche verlässt, entlastet die Gesellschaft von der Bevormundung durch die Kirchen.

Gravatar: Ronald Scherbon

Jetzt fehlt nur noch Engels, dann feiern die alten Zeiten Urständ...

Gravatar: Joachim Datko

Zahl der deutschen Katholiken geht massiv zurück!

Bei uns in Regensburg sind im Januar 1,6 Promille der Katholiken ausgetreten. Ein Großteil sind Taufscheinchristen, die frecherweise von einem Priester als Kleinkinder gegen ihr Selbstbestimmungsrecht getauft wurden. Viele Priester können meiner Ansicht nach mit dem Selbstbestimmungsrecht nichts anfangen.

Der massive Rückgang an Katholiken in Deutschland: 2010 – 24,65 Millionen, 2005 – 25,87, 2000 – 26,82, 1995 – 27,72. Alle 5 Jahre eine Million Katholiken weniger!
Zahlen von http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1226/umfrage/anzahl-der-katholiken-in-deutschland-seit-1965/

Zurzeit treten viele Bürger wegen der Kirchensteuer aus! Die großen deutschen Kirchen sind unermesslich reich, auf Kosten der Bevölkerung.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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