Jetzt aber schnell auf den Arbeitsmarkt mit dir!

Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums in Berlin für Sozialforschung hat in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“ ausgeführt, wie ihrer Meinung nach eine zeitgemäße Reformierung auf dem Arbeitsmarkt aussehen müsste. Wie üblich werden zwei Faktoren in einen Topf geschmissen: Der Fachkräftemangel der Wirtschaft, die händeringend nach Personal sucht, und der angebliche Wunsch von Frauen, vermehrt arbeiten zu wollen, anstatt sich wie bislang um die Kinder kümmern zu müssen.

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Dementsprechend sind ihre Vorschläge aus ihrer Sicht natürlich auch nur konsequent, glaubt sie doch dabei gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: 1. Fachkräftemangel beseitigen. 2. Mehr Frauen, die endlich arbeiten dürfen. 3. Eine bessere Entwicklung für die Kinder. Denn eines ist laut Frau Allmendinger inzwischen auch klar: Kinder sind in staatlichen Einrichtungen besser gefördert, als in den Händen ihrer Mütter. Zwar erscheint es mir nicht ganz schlüssig, warum die gleichen Frauen, die nicht in der Lage sein sollen, ein Kleinkind adäquat zu betreuen, gleichzeitig die Qualifikation innehaben, als Fachkräfte unsere Wirtschaft so richtig nach vorn zu bringen, aber warum sollen wir uns mit derartigen Petitessen aufhalten?

 

Eine Lösungsstrategie hat sie auch gleich parat: „Damit mehr Frauen arbeiten gehen, müssen wir aber auch die finanziellen Anreizsysteme verändern.“ Was sie damit meint, entnimmt der Leser am besten gleich der Überschrift des Interviews: Sie will das Kindergeld kürzen und weiter unten auch das Ehegattensplitting abschaffen. Ja sicher, wenn den Familien endlich das Geld gestrichen wird, sind mehr Frauen gezwungen arbeiten zu gehen, es bleibt ihnen dann nichts mehr anderes übrig. Tolle Lösung. Frau Allmendinger sagt, sie sehe nicht ein, wofür sie selbst zum Beispiel Kindergeld bekomme, das reicht dann auch schon mal als Argument für die finanzielle Umschichtung einer ganzen Nation. Nun Frau Allmendinger, ist ja schön für Sie, wenn Sie das nicht brauchen, ich kann Ihnen sagen, wofür wir es zum Beispiel brauchen, obwohl wir ein statistisch hohes Einkommen haben: Wir zahlen überall den Höchstsatz, wo es etwas zu bezahlen gilt für die Kinder und haben nirgendwo Ansprüche, wo es etwas zu kriegen gibt, weil wir, siehe oben – zuviel verdienen. Willkommen in der normalen Mittelschicht! Nicht einmal für die Bezahlung eines normalen Kindergartenplatz im Rheinland reichte das Kindergeld für das entsprechende Kind aus. Wir mussten noch mal einen Hunderter drauf legen. Denn dem Staat war es egal, ob wir eins, zwei oder vier Kinder mit unserem Einkommen versorgen müssen, er betrachtete uns rechtlich als gut verdienende Ein-Kind-Familie. Dafür zum Beispiel brauchen Familien mit Kindern Kindergeld.

 

Frau Allmendinger ist in der feministischen Riege unseres Landes kein unbeschriebenes Blatt, sie ist derzeit eine der meist zitierten Frauen, wenn es darum geht, festzulegen, was Frauen angeblich alles wollen und wie man ihnen am besten hilft. Kaum eine Diskussion in diesem Bereich, die nicht mit Statements von ihr auskommt, gilt sie doch als renommierte Forscherin in ihrem Bereich. Jüngst stolperte ich wieder über sie in dem Buch von Bascha Mika: „Die Feigheit der Frauen“. Ja dieses Buch, in dem den Müttern unseres Landes vorgeworfen wird, dass wir alle versammelt eine feige Bande sind, weil wir uns hinter dem Kinderkriegen verstecken, anstatt endlich Verantwortung für unser Leben zu übernehmen. Da finden sich dann in den ausführlichen Interviews mit Frau Allmendinger Sätze wie, dass Frauen ins Berufsleben wollen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen? Tue ich das etwa nicht als Mutter von vier Kindern? Bin ich unsichtbar, außen vor – oder nicht etwa doch ziemlich mitten drin im Leben?

 

Gemeinsam mit der Zeitschrift BRIGITTE hat Jutta Allmendinger auch ein Buch herausgegeben, „Junge Frauen auf dem Sprung“, in dem junge Frauen zu ihren Wünschen bezüglich Familie und Beruf und Zukunft befragt wurden. Die Ergebnisse des Buches dienen Vielen als Steilvorlage für den weiteren Ausbau von Kindergartenplätzen, für die Einführung von Frauenquoten und besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Ergebnis des Buches kann man grob so zusammenfassen: Frauen würden gerne mehr arbeiten und Karriere machen, sehen aber wegen der schlechten Betreuung für Kleinkinder Hürden. Mich verwunderte das Ergebnis ein bisschen, habe ich doch in meinem Bekanntenkreis so viele junge Mütter, die keineswegs mehr arbeiten wollen, sondern gerne in Teilzeit arbeiten, weil sie Zeit für ihre Kinder haben wollen.

 

Vielleicht ist eine gute Erklärung für das Ergebnis des Buches von Allmendinger, das in der Befragung junge Frauen zwischen 20 und 30 Jahren interviewt wurden. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Frauen heute erst ab 30 überhaupt anfangen Kinder zu bekommen, können nicht viele Mütter unter den Befragten gewesen seien. Wir sprechen also in dem Buch von Wunschvorstellungen von Frauen, die oft selbst noch gar nicht in der Situation stehen, sich zwischen Beruf oder Kindern in irgendeiner Form entscheiden zu müssen.

 

Wissen Sie was herausgekommen wäre, wenn man mich, sagen wir mal mit 23 Jahren befragt hätte, wie ich mir mein Leben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorstelle? Es wäre irgendwas gewesen zwischen Spitzenposition in der Wirtschaft, Kinder eventuell zwei aber bitte nicht jetzt gleich, das hat Zeit, diese auch nach einem Jahr schnell in die Kita, denn ich hab ja schließlich nicht umsonst etwas gelernt! Heute, mit 36 Jahren und vier Kinder später, sieht meine Sicht auf die Welt ganz anders aus. Ich hätte mir angesichts des ersten Kindes in meinem Arm mit 24 nicht mehr vorstellen können, dieses kleine Bündel Leben in fremde Hände zu geben. Sicher, mein Leben ist ganz anders verlaufen, als ich es mir damals gewünscht oder vorgestellt habe.

 

Würde man der Argumentation von Frau Allmendinger folgen, wäre ich heute eine am Leben gescheiterte Person: Nichts von dem, was ich mit 23 Jahren wollte, ist eingetreten, alles ist anders geworden.

Und wissen Sie was? Es ist besser. Niemals würde ich mein Leben tauschen wollen gegen die Vorstellung, die ich mit 23 hatte. Das konnte ich damals nicht wissen, ich weiß es aber jetzt. In sofern würde mich interessieren, ob diese vielen Umfragen, die wir immer zu lesen bekommen nicht sehr oft Wunschvorstellungen sind, die sich auf ein Leben beziehen, über das wir gar nichts wissen. Fragen Sie mal junge Mädchen heute, was sie für Träume haben: Die eine Hälfte will Topmodel werden und die andere Hälfte Popstar. Oft ändern sich mit einschneidenden Ereignissen die Vorstellungen im Leben. Kinder sind so ein Ereignis und ich plädiere dafür, dass wir respektieren, dass gerade Frauen oft eine ganz andere Sicht auf das Leben bekommen, wenn Kinder da sind.

 

Und es wäre im Übrigen einfach ehrlicher, wenn wir nicht immer diesen zusammengepantschten Kita-Bildung-Frauenföderungs-Chancengleichheits-Gender-Quoten-Brei vorgesetzt bekommen würden wenn es in Wirklichkeit um nichts anderes, als den Arbeitsmarkt und den Kollaps der sozialen Sicherungssysteme geht. Dann sagt es doch einfach, wie es ist: Wir brauchen euch Frauen in der Wirtschaft als Fachkräfte, als Beitragszahler im Rentensystem und für die Sozialkassen, deswegen wollen wir, dass ihr arbeiten geht, anstatt auf die Kinder aufzupassen. Es geht uns nicht um Chancengleichheit oder gar eure Selbstverwirklichung, sondern um den Arbeitsmarkt. Und dass die Kinder in die Kita sollen hat nichts mit Bildung zu tun, das wissen wir, sonst würden wir ja unsere Erzieherinnen besser ausbilden, besser bezahlen und mehr Personal einstellen, nein wir brauchen euch im Job und es viel effizienter und kostengünstiger 25 Kinder zusammen zu betreuen, als nur zwei auf einmal. Das wäre ehrlich.

www.frau2000plus.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gast

Es ist die Familie, bestehend aus einem verheirateten Mann, seiner Frau und deren Kindern, die vielen ein Dorn im Auge ist. Warum? Es ist die Erfindung Gottes, die adabsurdum geführt werden soll. Ein Angriff gegen den Herrn der Welt persönlich.
ABER:
Es gibt Frauen, die, wenn Kinder da sind, diese Aufgabe als erste Priorität in ihrem Leben sehen. Das sind sicher die meisten und das ist auch gut so. Es gibt aber auch andere Frauen, die die Karriere als Priorität sehen. Auch das muss unbedingt respektiert werden.
Es ist aus meiner Sicht aber nicht wünschenswert, dies als allgemeine Haltung der Gesellschaft werden zu lassen, um die Belastungen für die Kinder und damit der ganzen Familie in Grenzen zu halten. Deshalb sollte ein solcher Lebensentwurf ohne weiteres möglich sein, aber die Beteiligten sollten nicht so vermessen sein, eine absolute Gleichstellung zu erwarten.

Gravatar: Hans von Atzigen

Sehr geehrte Frau Birgit Kelle erkundigen Sie sich etwas eingehender über Frauenarbeit in vergangenen Zeiten.
Da war es nur sehr wenigen Frauen vergönnt voll und ausschliesslich Mutter zu sein.
Verändert hat sich das Arbeitsumfeld insbesondere die offt erhebliche Trennung von Wohn und Arbeitswelt.
Zudem, je nach Zeitumständen lag die Verheiratungsrate wesentlich tiefer bei 30-50%, damit hate je nach Zeitumständen lediglich jede dritte bis zweite Frau eine Chanse auf Mutterglück.
Die Suche nach vor allem für die Kinder bestmöglichen Bedingungen sollte ohne Scheuklappen oder Ideologische Beigabe ervolgen.
Die Besten Eltern sind, Kinder brauchen beides,Mütter und Väter, zufriedene
Glückliche Eltern.
Was es braucht sind zufriedenstellende Lebensumstände und sehr wichtig,auch wieder leider zu oft verloren gegangener Menschenbildung.
Des weiteren wird allzuoft die Qualität gegenüber dem Volumen der Zuwendung für die Kinder verzerrt ausgeübt.
Bleibt noch anzufügen das etwas reifere etwas lebenserfahrenere Mütter wohl die Verantwortungsbewussteren und somit besseren Mütter sind.
Dies bringen Sie ja auch mit Äusserungen
aus der eigenen Biografie sehr anschaulich ein.
Sinnvoll und wohl auch Naturgegeben ist eine zu optimierende aufteilung das Aufwachsen des Kindes im engen Schoss der Familie als auch in der allgemeinen Gemeinschaft und nicht ein explizites ausschliesslichmodell.

Gravatar: Rudi Gems

Wenn man sich die Ergebnisse, Radikalfeministischer Aktionen so ansieht, kann einem doch ganz leicht, eine eiskalte Schauer, den Rücken runter laufen. Auch hier, wo man wieder einmal, in fast schon blindem Aktionismus, versucht, die Gesellschaft in einer Weise zu schädigen, das es schon weh tut, bleibt man fassungslos, mit seinen Problemen, die man damit hat, alleine gelassen.

Wie um alles in der Welt, können gesunde Menschen wirklich glauben, das es für Familien das Beste wäre, wenn man Mütter, möglichst schnell, wieder zu einem Arbeitsplatz abdrängt. Ein paar Gedanken, an die eigene Kindheit, wenn man eine Familie hatte, an die man sich gerne erinnert, müssten genügen, um zu erkennen, was für eine Krücke des Ersatzes, dort angeboten wird. Wie sollen ernsthaft, Einrichtungen wie Krippen, Kinderhorte oder Kindergärten, wo die Eltern vollerwerbstätig sind, gut funktionierende Familien, auch nur ansatzweise ersetzen?

Jeder der heute noch im produktiven Gewerbe arbeitet, weis, wie familienfeindlich, Arbeitsplätze heute gestaltet werden. Menschen mit Kindern, die sich ausschließlich um die Kinder kümmern müssen, können ein Lied davon singen, zu was für einem Spießrutenlauf, ein Arbeitsleben werden kann, wenn man sich gleichzeitig aktiv um seine Kinder kümmern kann und muss.

Kindergärten machen Urlaub. Kindergärtnerinnen, wollen Betriebsausflüge machen, werden krank, müssen sich weiter bilden, bekommen Besuch von Ämtern, oder haben Seuchengefahr. Immer mit dem Erfolg, das der Betreuungsort schließt, oder vorzeitig dicht macht. Die Eltern haben die Rorsch-Karte. Sie müssen sich oft innerhalb von Minuten entscheiden, wie eine Lösung aussieht. Auf Wohlwollen vom Arbeitgeber, warten sie oft vergeblich. Auch der betriebliche Ablauf, ist mehr als nur familienunfreundlich. Da werden dann plötzlich Überstunden angeordnet, andere Schichten eingesetzt oder sogar an anderen Tagen, einschließlich Sonn- und Feiertagen, Sonderschichten angesetzt. (Natürlich alles auf "freiwilliger Basis"). Ja, selbst vor Anrufen, "man sollte schleunigst zur Arbeit kommen, obwohl man Freizeit hat,", ist man nicht sicher. Und dahin, will man Eltern hindrängen? Wie menschenverachtend, ist man eigentlich in bestimmten Kreisen?

Wenn es aber das nur wäre, wäre es vielleicht noch machbar. Über ein Gefühlsleben, zwischen Familienmitgliedern, wird oft, gar nicht nachgedacht. Das es durchaus verbalen und nonverbalen Austausch gibt, zwischen Familienmitgliedern, der für Kinder lebensnotwendig ist, wird erst gar nicht nachgedacht, geschweige denn, ins Kalkül gezogen.

Wie bitte, sollen z.B. Erzieherinnen, lebensnotwendige Zärtlichkeiten für Kinder ersetzen, die sie von ihren Eltern, wie selbstverständlich, instinktiv erhalten? Insbesondere männliche Erzieher, dürften hier vor unlösbaren Aufgaben gestellt werden.

Kinderbetreuung außerhalb der Familie, kann manchmal, die ultima Ratio sein. Als Regelfall, nur um noch mehr Konkurrenz, um knappe Arbeitsplätze zu erzeugen, halte ich es mindestens, für verwerflich. In manchen Fällen, muss man die Forderung, nach außerfamilierer Betreuung, noch weiter abwerten, als nur mit der Vokabel, "Verwerflich".

Grüße, Rudi Gems

Gravatar: FDominicus

Um den Arbeitsmarkt soll es gehen wohl kaum. Denn die Hürden für den Zugang sind "nur noch " astronomisch zu nennen. Es geht um mehr Sklaven um die Wünsche der Politiker zu erfüllen.

Nämlich "heranziehen" einer Wählerschicht die auf Gedeih und Verderb den Delebets ausgeliefert ist.

Und Sklaven weil eben nicht für einen selbst gearbeitet werden soll sondern für die Irrsinnspläne der Bürokraten und/oder Politiker. Bezahlt werden wir ja sowieso mit nichts anderem als einem Schuldversprechen. Was wir nämlich in die Hand bekommen und als "Geld" akzeptieren müssen hat mit "Wert" nicht viel zu tun.

Und die Ansätze haben wir doch schon ausprobiert in der pleite gegangenen DDR. Das "durften" Frauen auch "arbeiten" und die Kinder wurden rechtzeitigig auf Ihr Sklavendasein als Arbeiter vorbereitet.

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