Interventionsspirale: Nanny vermittelt Nannys

Das Bundesministerium für alle außer Männer brütet wieder einmal eine kleine Sensation aus. Es wird ein Hit. Etwas noch nie dagewesenes. Etwas, das die Welt verändern wird. Ja. Steuergeld wird in die Hand genommen werden. Viel Steuergeld.

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Denn etwas Großes wird bewegt. Etwas ganz Großes. Etwas, was nur Gevatter Staat zu bewerkstelligen in der Lage ist. Nein, keine Straßen. Auch nicht die Eisenbahn. Auch nicht die Post. Das ist doch voll 80er. Nein. Ab 2015 wird das Bundesfamilienministerium eine Online-Vermittlung für Haushaltskräfte anbieten.

Es ist der absolute Knaller. Eine Pressesprecherin jubelte bürokratisch adrett, das bundesweite Portal werde sich „an gewerbliche Anbieter haushaltsnaher Dienstleistungen richten“. Diese könnten dann ihre Angebote an bedürftige Familien vermitteln oder nachweisen, wo sie vor Ort das für sie passende Angebot finden können, so die Sprecherin weiter. Die Bundesregierung hat sich damit ein großes Ziel gesteckt: Berufstätige Elter 1, Elter 2 und weitere denkbare Erziehungsberechtigte sollen zu Gunsten sich praller füllender Steuersäckel entlastet werden. Danke, Papa!

Und natürlich wird auch endlich der böse Schwarzmarkt im Zaum gehalten. Denn bislang war es ein ach so mühsamer Weg, einen Aushang im nahegelegenen Supermarkt anzubringen, eine Suchanzeige in der Zeitung zu schalten, Freunde zu interviewen, das Internet oder die Gelben Seiten zu konsultieren oder die Nachbarin zu fragen, um endlich irgendwann einmal eine der wenigen Haushaltshilfen in seiner Wohnung begrüßen zu dürfen. Der Weg war lang. Er war zäh. Er war teuer.

Nein, Ironie beiseite. Natürlich bemächtigt sich das Bundesfamilienministerium mit diesem Plan mal wieder einer Marktnische, der es bislang blendend erging. Nicht nur, dass an allen Ecken und Enden arbeitswillige Haushaltshilfen bereitstehen, Agenturen und Internetportale alle denkbaren haushaltsnahen Dienstleistungen auf einfachste Art und Weise vermitteln. Nein. Auch die Preise für solcherlei Unterstützungen fallen seit Jahren. Es ist kaum noch eine Frage des Einkommens, ob man die Hilfe von Wasch- oder Putzfrauen in Anspruch nehmen kann. Der Markt funktionierte bislang dank relativ eng begrenzter Interventionen des Staates. Einrichtungen wie die Kleinunternehmerregelung, der 450 Euro-Job und ähnliche Rückzüge der Steuerstaatskrake begünstigten diese Entwicklung.

Doch damit wird es bald vorbei sein. Nach dem kleinen Rückzug folgt im kommenden Jahr der Großangriff. Private Putzkraft-Vermittlungen wie die jungen Unternehmen Helpling, Book A Tiger oder CleanAgents bekommen dann staatliche Konkurrenz. Auch der Hauptgeschäftsführer des Hightech-Verbandes Bitkom Dr. Bernhard Rohleder kritisiert die Regierungsinitiative: „Aktuell gibt es mehrere Startups, die entsprechende Angebote machen – und denen es gelungen ist, Investoren für ihre Projekte zu gewinnen. Eine aus Steuermitteln finanzierte bundeseigene Plattform würde hier in einen gerade wachsenden Markt eingreifen. Leistungen, die privatwirtschaftlich durch Unternehmen im Wettbewerb erbracht werden können, sollten nicht durch Steuermittel finanziert werden.“ Die Politik sieht dies etwas anders. Die Vermittlung wird Chefsache. Und das mit reichlich Steuergeld im Nacken. Schon jetzt wird von „schwarzen“ Märkten gefaselt, die es zu bekämpfen gelte. Zum Einen wollen die verbeamteten Gauner mit der Eindämmung des Putz-„Schwarzmarktes“ natürlich die Steuereinnahmen erhöhen. Zum Anderen jedoch sollte man auch das gute alte Sprichwort von dem Recht im Hinterkopf behalten, das allmählich zur Pflicht mutiert. Hier ist Vater Staat ganz groß. In Sachen Haushaltsdienstleistungen kann der drohende Weg schon erahnt werden.

Ab 2015 sollen steuerzahlende Eltern erst einmal nur „entlastet“ werden. Sie können das ministeriale Angebot freiwillig nutzen, um sich intensiver der eigenen Steuererklärung widmen zu können. Doch was passiert mit all denen, die sich diesem Angebot verweigern? Sollten nicht auch sie länger arbeiten „dürfen“? Sollten nicht auch sie von der Fron der Haushaltsarbeit „entlastet“ werden? Notfalls auch gegen den eigenen Willen? Wissen sie denn wirklich, was gut für sie ist? Wir werden es in wenigen Jahren beobachten können. Womöglich rollen dann die staatlichen Putzkommandos durch kinder- wie elternlose Häuser, während der Nachwuchs von staatlichen Pädagogik- und Vater und Mutter von staatlichen Fiskalkommandos malträtiert werden.

Beitrag erschien zuerst auf: ef-magazin.de

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