Inklusion in NRW

Nun ist sie also „durch“, die Inklusion im NRW-Landtag. Auch behinderte Kinder haben einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Regelschule.

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Die Lehrer der Schulen haben jetzt schon ihre liebe Not, den vielen und komplizierten Stoff an die Schüler – die oft ganz andere Dinge im Kopf haben – zu vermitteln. Wie der Mathematik-Vergleich zeigte, gelingt das eher weniger als mehr. Es handelt sich doch um komplexe Themen, die nicht so einfach in jedermanns Kopf kommen. Ebenso wie Vokabeln, Grammatik-Zusammenhänge, komplexe (und teils brutale) Lektüren, physikalische und chemische Formeln, usw.

Hat ein Kind intellektuell den Boden unter den Füßen verloren, was bei höheren Anforderungen auch bei „normalen“ schnell geschieht, kann der beste Schulhelfer kaum etwas machen. Und ein Lehrer, der merkt, dass Schüler absolut nicht mitkommen, kann nicht „in Ruhe“ weiterunterrichten“. Die Stoffvermittlung wird noch schwieriger werden. Die Lehrer müssen sich auf noch Anderes konzentrieren.

Zum Thema Fortbildungen: Für jede Fortbildung fällt Unterricht aus.

Ich halte dieses politisch gewollte Vorhaben für sehr kritisch und plädiere für einen Erhalt von Schutzräumen für „besondere Kinder“, in denen sie liebevoll, nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten, aufwachsen dürfen. Und ich hoffe, dass Eltern dieser Kinder auch den Mut haben werden, das einzufordern. Allerdings wird durch Abzug der „Starken“ die „Rest-Sonderschule“ noch an Möglichkeiten verlieren.

 

Almut Rosebrock, Aktionsbündnis „Gerne leben mit Kindern“, www.glmk.de

 

Zusatzinformation:

Eingliederung der Behinderten in die allgemeinen Schulen – ist sie nach der UN-Konvention eine Verpflichtung?

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: geli

Die Mär vom guten Funktionieren des inklusiven Lernens in anderen Staaten, insbesondere Finnland, ist ebensowenig auszurotten wie die inhumane Behauptung, Kinderkrippen seien hervorragende Betreuungs- und Bildungsstätten.

Gravatar: Ursula Prasuhn

@Peter
Sie schreiben: "Differenzierung und Individualisierung sind möglich. In Finnland und vielen anderen Ländern wird das vorgemacht..."
Diese gebetsmühlenartige Behauptung scheint unkorrigierbar trotz fachkundiger Gegenstimmen. Hier eine davon:
„Fakten: die innere Differenzierung ist eine Utopie, die bis jetzt nirgends funktioniert hat (die aus Finnland stammende deutsche Erziehungswissenschaftlerin Thelma von Freymann vergleicht den Glauben daran mit dem Glauben an den „pädagogischen Weihnachtsmann“). In den meisten deutschen, englischen, französischen usw. Gesamtschulen wird sie nicht einmal annähernd durchgeführt, weil einfach nicht genug Zeit und Ressourcen zur Verfügung stehen. Selbst dort, wo sie ansatzweise versucht wird, kann sie die Wissens- und Leistungsunterschiede zwischen dem differenzierten System und der Gesamtschule nicht ausgleichen. In den wenigen erfolgreichen Gesamtschulsystemen wie Finnland wird sie gar nicht einmal angestrebt (dort werden Schüler mit Problemen nämlich einfach aus der Klasse rausgenommen und von einer Speziallehrerin gesondert betreut - dazu braucht man aber wirklich keine Gesamtschule). Und selbst wenn sie möglich wäre: es ist eine Tatsache, dass durch individuelle Förderung die Unterschiede nicht ausgeglichen, sondern nur immer stärker betont werden, da Begabte bei individueller Förderung unverhältnismäßig mehr lernen. Das heißt: die Utopie der „Gleichheit“ aller Schülerleistungen und der individuellen Förderung würde auch durch "innere Differenzierung" (sofern sie überhaupt möglich ist) nicht verwirklicht, aber es wird sehr viel Zeit und Geld verschwendet – und das geht zu Lasten aller – der Starken wie der Schwachen.“
Quelle: http://www.schuelerbegehren.at/index.php/innere-differenzierung

Gravatar: Peter

Differenzierung und Individualisierung sind möglich. In Finnland und vielen anderen Ländern wird das vorgemacht, auch ohne Mehrkosten im Vergleich zum deutschen Schulsystem. Teuer und ineffektiv ist ein Doppelsystem aus Förderschulen plus gemeinsamen Lernen.
Außerdem muss Frau Rosebrock hinsichtlich der Vorteile von z.B. Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen widersprochen werden. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen (z.B. von Wocken) die belegen, dass SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Lernen in der Regelschule besser lernen als in der Förderschule.
Unabhängig davon bin auch ich der Meinung, dass das 9. Schräg schlecht gemacht ist und den Schulen und Schülern eine Vielzahl von Problemen bringen wird. Es reicht nicht einfach mal anzufangen. Der Prozess der Inklusion muss von Anfang an auch hinsichtlich qualitativen Anforderung hohen Ansprüchen genügen. Die jetzige NRW-Landesregierung ließ sich aber offenbar mehr von monitären Aspekten (siehe Sonderbericht des Landesrechnungshofes NRW von 25.04.2013) leiten.
So wie das jetzt läuft, fürchte ich, wird die Inklusion in NRW möglicherweise vor die Wand gefahren.

Gravatar: Ulli

Genauso ist es. Ihnen und der Lehrerin stimme ich voll zu.

Gravatar: klaro

Es geht alles in dieselbe Richtung: Staatlicher Einheitsbrei für alle Kinder, vom Windelalter bis zum Schulabschluss. Ziel: Gleichmachung so weit wie möglich. Das nennt sich dann Chancengleichheit oder Chancengerechtigkeit.

Gravatar: Lehrerin

Das inklusive Lernen in Einheits- bzw. Gemeinschaftsschulen ist für alle Schulen, Schüler und Lehrer eine Katatrophe.
Bei "news4teachers" ist unter dem Artikel "Pilotprojekt zur Inklusion in Brandenburg" folgender Kommentar zu lesen:
“Hintergrund ist eine UN-Konvention, die die Abschaffung von Sonderschulen und die Integration von Kindern mit hohem Förderbedarf in allgemeinbildende Schulen zum Ziel hat.” Dies ist eine Fehlinformation; die UN-Konvention macht keine Aussage dazu, in welcher Form von Schule der Anspruch eines Kindes mit Behinderung auf Bildung (dies der Inhalt des einschlägigen Art. 24) zu realisieren ist. Hintergrund der Fehlinformation ist die unsägliche ideologisch-missbräuchliche Entstellung der UN-Konvention durch eine selbsternannte “Inklusions”-Bewegung.

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