Hurra, Ostern kann kommen!

Einen Verlag wie Weltbild, der nichts anderes macht als Amazon, nur ein bisschen schlechter und weniger professionell, braucht die Welt dagegen tatsächlich nicht!

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Nanu, hat der Papsttreue sich im Kalender vertan? Ist es nicht erst die dritte Fastenwoche, noch vier Wochen bis Ostern? Wieso soll dann Ostern schon kommen können – das ist doch zumindest mal keine katholische Sichtweise, oder? Sie liegen richtig, es ist keine katholische Sicht. Aber an der Mailbotschaft, die mich heute erreichte, wollte ich Sie dennoch teil haben lassen.

Themenwechsel: Nehmen wir mal an, es gibt ein Unternehmen in Eigentümerschaft deutscher katholischer Bistümer, ein Unternehmen, das aufgrund seiner Diversifizierungsstrategie als ehemals stabiler Buchhändler bereits in Insolvenz ist und dessen noch mögliches Fortbestehen nicht zuletzt von Finanzspritzen der katholischen Eigentümer abhängt, und in dessen Aufsichtsrat (wobei ich nicht sicher bin, wie viel der in der Insolvenz noch zu melden hat) der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, der Generalvikar des Bistums Regensburg, der Offizial des Bistums Trier, der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, der Leiter des Bereichs Kirche und Gesellschaft im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und der Justitiar der Diözese Fulda sitzen. Würde man nicht erwarten, dass so ein Unternehmen sich nach Ausflügen in Esoterik, Erotik und Tinnef nun auf die katholischen Wurzeln besinnt?

Sie ahnen es: Mailversender und beschriebenes Unternehmen sind identisch! Es handelt sich um den Weltbildverlag, der seine Kunden in diesen Tagen wieder mit einem bunten Strauß an Osterprodukten überrascht. Sieht man sich Mail und Webseite an, käme man allerdings nicht auf den Gedanken, es mit einem auch nur annähernd katholischen Unternehmen zu tun zu haben.

In der angepriesenen Osterwelt findet man „Osterdekotrends“, die meine Oma – Gott hab sie selig – aufgrund Kitschigkeit nicht verwenden würde: Osterhasen und süße Küken wo man hinschaut. Was Ostern auf den Bildern noch am nächsten kommt sind kleine Osterlämmchen im Titel, die es auf den sieben Seiten angepriesener Produkte allerdings auch nicht zu kaufen gibt.

Weiter geht’s zu Geschenken für Kinder: Monchhichis gibt es (ich wusste gar nicht, dass es die noch gibt), natürlich die Häschenschule … und dann, als man kaum noch etwas erwartet, auf Seite 3 von 3 zum Thema „Spiele & Puzzle“: "Meine erste Bibel" und " Mein erstes Gebetbuch" von Sarah Toulmin! An der Stelle wurde ich ein bisschen übermütig und habe voller Hoffnung auf die Rubrik „Kinder- und Jugendbücher“ geklickt – bis auf eben genanntes Bücherset wimmelt es aber da nur von Frühlingswimmelbüchern und „Sternenschweif Einhornabenteuer“-Büchern.

Kann ja noch werden: Geschenke für Erwachsene heißt die nächste Rubrik, und nachdem ich mich erholt habe von dem Schock, dass dort als erstes eine echte „Sternschnuppe“ mit den Worten angeboten wird „Wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen. Jetzt können Sie eine echte Sternschnuppe als Glücksbringer verschenken! […] Dieser echte Meteoritenstein ist das perfekte Geschenk zur Bekräftigung wahrer Liebe, tiefer Verbundenheit und echter Freundschaft. Ideal für besondere Gelegenheiten wie Geburt, Firmung, Hochzeit, Geburtstag oder Weihnachten!“ wird immerhin auf der gleichen Seite eine „Kette und Anhänger "Gesegnetes Papstkreuz" mit Zertifikat“ angeboten. Für 29,99 € kann man dort ein von Papst Benedikt XVI. gesegnetes, goldplattiertes Kreuz erstehen. Immerhin: katholisch!

Das war’s aber auch schon mit der katholischen Herrlichkeit. Speziell für die Freunde des flachen Glaubens findet sich aber noch ein Armband, das immerhin die Tugenden der Liebe und der Hoffnung hochhält. Allerdings auf englisch und mit einem Zusatz, der einen wohl zurecht zweifeln lässt, dass es sich hier um ein Glaubensthema handeln könnte: „Love, Hope, Happiness“. Von da aus habe ich mich noch bis immerhin Seite 10 von 30 Geschenkideen für Erwachsene durchgeschlagen und dort aber – in der Annahme, dass auch wirklich wohlwollende Zeitgenossen nicht weiter blättern werden ohne sich einen Tinnefschock zuzuziehen – ohne weiteren katholischen Fund aufgegeben.

Noch ein letzter Versuch, weiter zu den „DVD- und Musik-Highlights“. Die schönsten Satiren schreibt das Leben: als erstes wird angeboten eine Best-of-CD von … tusch – „Unheilig“! Und, um einem aufrechten Katholiken den Rest zu geben, steht daneben gleich ein Werk mit spirituellem Hintergrund: die DVD „Thor 2 – The Dark Kingdom“. Oh, zur Ehrenrettung: unten auf der ersten Seite noch die DVD zur Tolkienverfilmung „Der Hobbit – Smaugs Einöde“. Ansonsten – Fehlanzeige an katholischen, wenigstens christlichen Themen.

Ich habe dann an der Stelle aufgegeben, auch in der Annahme, dass diese Seiten außer mir vermutlich sowieso so gut wie niemand zu Gesicht bekommen wird. Und auch mit der Frage, die mich zu dem Zeitpunkt beschäftigte, warum ich mir den Mist eigentlich antue? Ist es der Effekt eines Autounfalls, bei dem man einfach nicht wegsehen kann und als normaler Bürger plötzlich zum Gaffer wird? Oder ist es die noch immer bestehende Hoffnung, dass der Weltbild-Verlag doch noch zu einem katholischen Haus werden könnte, das man auch Freunden empfehlen kann? Wohl ein bisschen von beidem, und ich muss zugeben, ich habe den Browser ziemlich ernüchtert geschlossen.

Noch ist Fasten- und Bußzeit, Ostern wird kommen, und wer Geschenke oder Bücher sucht, der wird sicher in den vielen kleinen christlichen Buchhandlungen fündig, die es in vielen Städten oder angegliedert an Klöster gibt, und die mehr schlecht als recht wirtschaftlich überleben. Diesen Händlern gönne ich aber, dass sie stürmische wirtschaftliche Zeiten überstehen. Einen Verlag wie Weltbild, der nichts anderes macht als Amazon, nur ein bisschen schlechter und weniger professionell, braucht die Welt dagegen tatsächlich nicht!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Christentum in Deutschland auf der schiefen Ebene!
Hasenfest anstatt Ostern! http://www.hasenfest.org/

So verliert z.B. die ev. Kirche in Deutschland pro Jahr ungefähr 300.000 Mitglieder, die r.-k. Kirche durchschnittlich 200.000 Mitglieder.

Der Nachwuchs
geht auch zurück, die Taufen, zum Großteil von Kleinkindern, die sich nicht wehren können:
r.-k. Taufen
2012: 168.000
2002: 213.000

Ich bin gerne bereit, zur Befreiung aus den Klauen der großen christlichen Kirchen, ausführlich Stellung zu nehmen.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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