Hundsnächte, oder: »Der Verschwörung von Faschisten und Kapital entgegentreten!«

Die Corona-Demos sind wie der Klimawandel auch am Linksextremismus nicht spurlos vorüber gegangen. Der nachfolgend von mir sezierte Text hätte in seiner floskelhaften Unschärfe ebenso gut aus Muttis Satzbaukasten stammen können, eignet sich aber gerade deshalb ausgezeichnet gegen zu niedrigen Blutdruck in der Isolationshaft-Sauna.

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»Die Zusammensetzung dieser sog. ›Hygiene-Demos‹ bilden einen klassenübergreifenden Zusammenschluss von Liberalen bis hin zu Neonazis. Dazwischen tummeln sich Impfgegner*innen, Hippies, Anhänger von wahnsinnigen Influencern und D‑Promis.« [1]

Wirklich jeder ist dabei — nur die Linken nicht. Außer… dass sie es doch sind. Denn ausgerechnet die sprichwörtliche »Hygiene-Demo« in Berlin war von Anfang an ein interessanter »Querfront«-Mix aus Rechten, Mittigen und Linken bis Linksextremen. Der exakte Grund, warum ich das eher verstört zur Kenntnis genommen habe. Wegen der Linken. [2]

»Doch die wilde Mischung von ›Corona-Rebellen‹ verbindet vor allem die antisemitische Vorstellung, dass eine bestimmte Gruppe, die kosmopolitisch und global vernetzt ist (WHO, Wissenschaft usw.), die weltweite Pandemie steuert und gezielt einsetzt.«

Das ergibt eigentlich nur Sinn, wenn man annimmt, dass alle WHO-Mitarbeiter oder Wissenschaftler Juden (oder sonstige Semiten) sind. Kann ich nicht ausschließen, erscheint mir aber statistisch unwahrscheinlich. Aber was weiß ich schon. Ist die Behauptung einer »Verschwörung von Faschisten und Kapital« eigentlich auch antisemitisch? Falls nein, warum nicht?

»Der tatsächliche Missbrauch der Pandemie zum Abbau von Grundrechten, wie die weitere Einschränkungen des Asylrechtes oder des Arbeitsschutzes, ist dagegen kaum Thema.«

Was wohl daran liegt, dass weder Asylrecht noch Arbeitsschutz eingeschränkt wurden. Arbeitsschutz ist übrigens kein Grundrecht (auch wenn er das meiner Meinung nach sein sollte). Das Wort taucht tatsächlich einmal im Grundgesetz auf, allerdings in einem anderen Kontext. Art 74 (12) GG (»konkurrierende Gesetzgebung«). [3]

»Kein Wunder, dass die selbsternannten Rebellen faktisch die Rückendeckung von einem Bündnis aus Industrieverbänden und der Springer-Presse bekommen.«

Schön wär’s ja… Und ein Wunder obendrein! Die »Rückendeckung der Springer-Presse«, im konkreten Beispiel der BILD-Zeitung, sieht in der Realität ungefähr so aus: »Mehr als 20.000 Menschen haben sich am Samstag in Berlin am Protest gegen die Corona-Regeln beteiligt. Auf einer Demonstration und Kundgebung versammelten sich Corona-Leugner, Verschwörungsideologen, rechte Esoteriker, Impfgegner und Rechtsextremisten.« [4]

Das ist noch der nette Teil des Artikels. Und en passant werden der Corona-Demo 18 von Linksextremisten verletzte Polizisten angehängt. Man vergleiche das mal mit der äußerst fiesen Berichterstattung zu den Black Lives Matter-Demos (alles unschuldige Lämmchen, die keiner Fliege je einen Flügel krümmen würden). [5]

»[…] fragt die bürgerliche Presse scheinheilig auf Seite 1, während sie den Haufen […] fleißig hochschreibt und ihm direkt eine öffentliche Prominenz einräumt, auf den linke Bewegungen lange warten müssen.«

Anti-Atomkraft, Seebrücke, Ende Gelände, Fridays for Future, Black Lives Matter, eine endlose Liste — was würden die dafür geben, nur ein einziges Mal von der bürgerlichen Presse erwähnt zu werden! Aber nichts. Totales Schweigen. Niemand berichtet darüber. Schon gar nicht wohlwollend. Böses System!

»Dabei ist die von den Anti-Lockdown-Demos geforderte ›Rückkehr zur wirtschaftlichen Normalität‹ mittlerweile längst beschlossene Sache. Damit droht eine zweite, tödlichere Covid-19-Infektionswelle.«

Nö. Weder wurde sowas beschlossen (falls doch: ab welchem Datum gilt das?), noch gibt es eine Kausalität zwischen wirtschaftlicher Aktivität und der Durchnumerierung sowie Letalität von Infektionskrankheits-Wellen. Jedenfalls nichts, was über den Zusammenhang von Voodoo und Wochenend-Wetter wesentlich hinausgeht.

»Das zeigt: Die vermeintlichen Rebellen sind da vor allem eins: nützliche Handlanger für Kapital und Wirtschaftsstandort.«

Sagt ausgerechnet die Merkel-Jugend. Dann muss es wohl so sein.

»Und wer ausdrücklich ›weder links noch recht sein‹ will, ist meistens rechts und steht immer auf Seite der Herrschenden.«

Verstehe ich nicht. Wer weder links noch rechts sein will, will meistens weder links noch rechts sein. Eher so mittig. Oder oben, unten, diagonal. Während also die, die nichts sind oder sein wollen, »meistens« rechts sind und immer (!) auf der Seite der (aktuell tendenziell linken) Herrschenden stehen — also denen, gegen deren Corona-Maßnahmen sie demonstrieren — werden sie von Linken attackiert, die… niemals auf der Seite der Herrschenden stehen? Oder so? Da wackelt aber der Besenstiel gefährlich beim Gedanken-Limbo.

»So schön es wäre, wenn es sich dort um die ›richtige‹ Unzufriedenheit handeln würde«

Unzufriedenheit ist immer »richtig«. Sie ist ein Gefühl, das berechtigt sein mag oder auch nicht, aber eben ein Gefühl. Nicht mehr und nicht weniger. Es gibt keinen objektiven Maßstab für die »Richtigkeit« von Gefühlen. Das mag Menschen, denen je nach Gefühlslage mal eine Gebärmutter, mal ein Penis wächst, nicht ganz einleuchten. [6] Ist aber so.

»Konkreter Widerstand gegen die Aufweichung von Grundrechten und soziale Ungerechtigkeit […], ist gerade während der Pandemie nötig – die antimodernen Aufmärsche von Esoterikern, Faschisten und Frustrierten sind es nicht.«

Es dürfte sich um ein historisches Novum handeln, dass Faschisten Seite an Seite mit Esoterikern und falschen Unzufriedenen für so ein erzreaktionäres Gebilde wie das Grundgesetz »marschieren«. Ja, inzwischen trägt auch der Hippie von nebenan Springer(presse?)stiefel. Wusste er sicher selbst noch gar nicht.

»So schafft man das Kunststück, angesichts einer mehrfachen Krise des Kapitalismus reaktionärer als die Regierung zu sein.«

Kunststück, das schafft nun wirklich vom linken Rand der SPD bis zur Flugbereitschaft der Grünen jeder. Eine Regierung, die übrigens — nicht zuletzt durch ihre wahnwitzigen Umverteilungsprojekte (Sozialismus *hust*) — die »mehrfache Krise des Kapitalismus« zu verantworten hat. [7] Und das nicht erst seit Corona. [8]

»Es ist höchste Zeit, dem wöchentlich anwachsenden Wahnsinn bundesweit auf der Straße etwas entgegen zu setzen. Die antifaschistische Linke muss jetzt solidarische Alternativen zu diesem Wahn aufzeigen und gegen die Versammlungen selbst aktiv werden.«

Ja, von dieser wahnhaften Gier nach Freiheit, Recht und Normalität können uns wirklich nur noch Linksterroristen kurieren. Das haben sie im 20. Jahrhundert eindrucksvoll bewiesen. Und das sage ich nicht ohne einen gewissen Neid: Wer mit 100 Millionen Toten auf dem Tacho [9] derart von seinem moralischen Anspruch auf Alleinherrschaft überzeugt ist, muss über ein wahrlich robustes Selbsttäuschungsbewusstsein verfügen.

»Sei es auf der Straße, im Netz oder im Alltag dieser neuen Krisennormalität. Recherchiert, protestiert und greift ein!«

Stopp! Um Himmels willen nicht recherchieren. Fakten und »Antifaschismus« im selben Raum? Das ist wie ein Kohlegrill im Tiefkühlschrank. Kann man machen. Aber das Ergebnis wird sich weder gut noch »richtig« anfühlen. Ehrlich.

Lieber Verfassungsschutz. Ich weiß, dass ich mir diese Frage auch gleich selbst beantworten kann, aber: Warum genau laufen solche Leute noch frei herum? Können die eure »Rechtsextremismus-Beweise« nicht auch im Knast anfertigen? Ihr könntet sie dort besuchen. Und euch schon mal an die Umgebung gewöhnen.

[1] www.facebook.com/nika.kampagne/posts/2332659003708272
[2] www.focus.de/perspektiven/hygiene-demos-einige-sind-wutbuerger-im-schlimmsten-sinn-andere-muessen-wir-ernst-nehmen_id_11979538.html
[3] dejure.org/gesetze/GG/74.html
[4] www.bild.de/news/inland/news-inland/corona-demo-in-berlin-polizei-loest-kundgebung-auf-buehne-geraeumt-72174032.bild.html
[5] www.bild.de/politik/inland/politik-inland/nach-tod-des-afroamerikaners-george-floyd-tausende-demonstrieren-auf-den-strasse-71097746.bild.html
[6] flinkfeed.com/transgender-bekommen-jetzt-vorsorge-fuer-gebaermutterhalskrebs-den-sie-mangels-organ-gar-nicht-kriegen-koennen
[7] www.achgut.com/artikel/milliarden_subventionen_fuer_elektro_autos_schaden_der_wirtschaft
[8] www.tichyseinblick.de/wirtschaft/von-der-leyen-und-der-gruene-deal-macht-statt-markt/
[9] www.achgut.com/artikel/100_jahre_kommunismus._100_millionen_tote

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... »Doch die wilde Mischung von ›Corona-Rebellen‹ verbindet vor allem die antisemitische Vorstellung, dass eine bestimmte Gruppe, die kosmopolitisch und global vernetzt ist (WHO, Wissenschaft usw.), die weltweite Pandemie steuert und gezielt einsetzt.« ...

Ist es nicht auch diese Gruppe, welche eine Frage beantworten könnte, deren Replik immer offensichtlicher wird?

„Hat der IWF Lukaschenko 900 Mio. im Gegenzug für einen Lockdown geboten?“
https://www.anti-spiegel.ru/2020/meldung-aus-italien-hat-der-iwf-lukaschenko-900-mio-im-gegenzug-fuer-lockdown-geboten/?doing_wp_cron=1597773040.8354609012603759765625

Würde dies nicht auch erklären, dass sich aktuell in Belarus Ähnliches anbahnt, wie beim Euro-Maidan in der Ukraine
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ukraine-fuenf-jahre-nach-dem-maidan-aufbruch-gegen.979.de.html?dram:article_id=429963,
welches lt. Aussage Obamas komplett den Amis anzulasten ist???
https://internetz-zeitung.eu/index.php/2974-obama-gesteht-maidan-revolution-in-ukraine-war-us-inszenierter-putsch

Könnte dies nicht auch ein Grund dafür sein, dass das Pentagon nun die in Deutschland stationierten Truppen Großteils nach Polen verlegt???

Gravatar: lutz

Nicht links, nicht rechts, sondern in der Mitte - das ist soziale Marktwirtschaft. Das, was Konrad Adenauer in unser Grundgesetz gegossen hat.

Antikapitalismus und Kapitalismus sind nur graduell unterschieden. In der Mitte befindet sich die soziale Marktwirtschaft. Sie hat von beidem etwas, Bahn, Post, Telekommunitkation, Energieversorung, Krankenhäuser waren anfangs staatlich und sind der Privatisierung zum Opfer gefallen. Es gab einen Rahmen für private Wirtschaft, der immer größer geworden ist, weil die Aktiengesellschaften immer gieriger geworden sind. Also ging Europa nach rechts.

Neoliberalismus, Neokonservativismus - der Markt regelt alles - sind nur bloß Wortneuschöpfungen für das alte Geschwür Faschismus.

Bittesehr: EUR-Lex - l26041 - EN - EUR-Lex
EU-Richtlinie zur Verschmelzung von Kapitalgesellschaften
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=LEGISSUM%3Al26041

Je mehr privatisiert worden ist, desto größer wurde der Staat im Staate. Den Staat im Staate bilden heute die Konzerne. Die Verschmelzung hat sie allmächtig gemacht.

Links vom Sozialismus steht der Kommunismus, in der Mitte von beidem etwas, rechts vom Kapitalismus steht der Faschismus. Und links und rechts sind Planwirtschaft.

Multitkulti ist kein System, man stelle sich Multuikulti ohne staatlichte oder private Wirtschaft vor.
Multikulti ist ein Überbau, der auf jedes System paßt und dessen sich entweder die KP oder die Konzerne bedienen, um ihre Macht auszubauen.

Mit "Sozialismus" versteht man die Wirtschaft nicht.

Wir lassen uns vom Überbau beeindrucken und schauen nicht, was darunter ist. Da ist die EU, die nur geschaffen worden ist, um die bilaterale Korruption zu legitimieren.
EU heißt, offene Korruption.
Brüssel ist der Schmelztigel von Lobbyismus und Parteien.

Rot-Grün hat unter Fischer und Schröder die Börsen dereguliert und die Sklavenhaltung - Agenda 2010 - eingeführt.
Und mit Corona hat der Faschismus sein häßliches Antlitz gezeigt, die allmächtige Pharmaindustrie beansprucht die Weltherrschaft. Nicht alleine, aber auch.

Wer Milliarden an Strafzahlungen freigeben kann, der hat kein Problem, der ist eines.
Der Ruf ist ruiniert, man denke einfach an Zyklon B und an Contergan. Nun lenkt es sich ganz ungeniert.

Gravatar: Alfred

Ich wehre mich ganz entschieden gegen den Begriff, "antifaschistische Linke"!
Sozialisten sind nicht antifaschistisch, sie sind die größten Faschisten schlechthin!
Ob Braune oder jetzt die Schwarz-Rot-Grünen Sozialisten sind die widerlichsten Diktatoren, die man sich nur vorstellen kann.
Der Merkel ist es von hinten durch die Brust gelungen, die konservative CDU in eine sozialistische Partei umzufunktionieren.
Fragte einst Göring-Eckart die Merkel, warum sie nicht bei den Grünen sei. Eine mögliche Antwort könnte gewesen sein, dass sie in der CDU als U-Boot schneller und effizienter in der BRD eine sozialistische Gesellschaft aufbauen könnte. Es wird Zeit dieser Gas-Atom-Forscherin endlich die Luft aus dem Ballon zu lassen.

Gravatar: karlheinz gampe

Die verlogenen CDU Merkel Systemmedien hatten erst nur 10 000 Demonstranten angeben, da aber im Netz Bilder kursierten und man von 1,3 Mio sprach erhöhte die Lügenpresse die zahlen nach und nach auf 20 000.

CDU Stasi IM Merkel ist eine Lügenkanzlerin und CDU ist die Partei der Lüge,so wie einst die SED oder die STASI im DDR STASI Mörderstaat.

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