Hoffnungslos eingefroren

Ausgerechnet am Sonntag, dem Tag an dem wir Christen die Auferstehung Christi feiern, titelt die Welt mit einem Thema, daß mich im wahrsten Sinne frösteln läßt.

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Leben auf Eis

Dabei geht es nicht etwa um Eisbären, Pinguine oder Eskimos. Es geht um Menschen, die sich selbst, Nabelschnurblut oder ein paar Eizellen einfrieren lassen. Die Hoffnung, die hinter all diesen kühlen Experimenten steckt, ist die Hoffnung auf ewiges Leben. Um diese Hoffnung noch einmal von einer anderen Seite anzuschauen, lohnt sich ein Blick in die Erzählung der Erweckung des Lazarus. Jesus kann, weil er Gott selber ist den Lazarus in dieses Leben zurück holen, obwohl er schon mehrere Tage tot ist und nach Aussage der Schwester bereits riecht.

Der Herr erweckt ihn, doch Lazarus wird später erneut sterben. Ein Rückruf in das diesseitige Leben ist, bei allem Wunder gestern und heute oder bei allem medizinischen Fortschritt, den wir uns für morgen erhoffen, ein Rückruf auf Abruf.

Eine sehr weltliche Lazarusgeschichte ist es, von der der Welt- Artikel berichtet. Er ist lang und aus meiner Sicht lesenswert, um einen Blick auf die im Grunde dramatische Hoffnungslosigkeit ungläubiger Glaubender zu werfen. Nicht von Gott erwartet man das Heil, sondern das, was man für Wissenschaft erhält soll ewiges Leben bringen.

Kryoniker hoffen auf ein zweites Leben in einer fernen Zukunft.

Darum lassen sich Menschen nach ihrem Tod einfrieren. Mit komplizierten technischen Verfahren wird der Körper sozusagen Eismumifiziert, um ihn in einer fernen Zukunft erneut zu beleben. Dann vielleicht sogar so zu beleben, daß er nie mehr stirbt. Nie mehr?

Physiker gehen davon aus, daß unsere Sonne noch ein paar Milliarden Jahre scheint und dann in einem dramatischen Szenario stirbt. Ob die Kryoniker hoffen, man könne bis dahin eine sterbende Sonne, womöglich sogar noch ein paar Milliarden Jahre später ein sterbendes Universum am Leben erhalten?

Mehr noch, glaubt eigentlich irgendjemand wirklich, man könne die Parusie aufhalten oder gar verhindern? Ja, wissenschaftsgläubige Menschen sind davon überzeugt.

Unsterblichkeit kann eine Frage des Geldes sein, …

Und wenn es in der Zukunft kein Geld mehr gibt? Fragen über Fragen.

Lassen manche sich selber einfrieren, so reicht anderen ein wenig Nabelschnurblut ihres Kindes, um Stammzellen (die Medizinmagie der Zukunft) gewinnen zu können. Andere lassen ihre Eizellen einfrieren, um die Natur zu überlisten und erst dann ein Kind zu bekommen, wenn es die Karriere zuläßt. Was es mit der Psyche eines Kindes macht, daß dann den Wünschen der Eltern vielleicht doch nicht entspricht, mag man sich nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen. Welcher Druck lastet auf einem solchen Wunschpunschdesignerkind? Und was ist, wenn keine der eingfrorenen Eizellen “funtkioniert”?

Ewiges Leben

Ewiges gesundes Leben

Ewiges gesundes Leben, wenn es gerade paßt

Nun könnte man ja – besonders als Christ – darüber lächelnd den Kopf schütteln, wenn man an die seelenlosen eingefrorenen Körper denkt, die nach einer Widerbelebung wahrscheinlich wirklich nur noch Zombies sind. Doch es ist eine gruselige Vorstellung, wenn ich mir vorstelle, wir könnten tatsächlich eines Tages in der Lage sein, den Körper eines Toten wieder zu einer Art Leben zu erwecken. Die christliche Anthropologie weiß darum, daß sich im Tode Körper und Seele unwiderbringlich voneinander trennen. Das nämlich ist gerade die Definition von Tod: Eine Wiederbelebung ist nicht möglich. Zwar können wir mit unseren technischen Methoden bereits heute einen menschlichen Körper begrenzt weiter funktionieren lassen, wenn der Tod bereits eingetreten ist. Herz, Lunge und Kreislauf können “in Betrieb” gehalten werden. In der Theorie kann man das fast unendlich so halten, wenn es gelingt, die Organe in Betrieb zu halten und die Zellen mit den beötigten Nährstoffen zu versorgen. Eines jedoch passiert nie wieder: Der tote Mensch erlangt kein (Selbst-)Bewußtsein mehr.

Das ist meine persönliche Theorie, was passieren wird, wenn man irgendwann tatsächlich den Versuch macht, Kryoniker aufzutauen. Vielleicht gelingt es sogar die richtigen Impulse zu setzen, die den Körper wieder vollständig autonom in Funktion bringen, einschließlich Atmung und Herzschlag. Doch eines, was die Kryoniker sich so dringend erhoffen, wird ganz sicher nicht passieren: Sie werden nicht die Augen aufschlagen, sich an sich selbst erinnern und fragen in welchem Jahrhundert sie sind. Was auch immer passieren mag, wenn ein aufgetauter und “wiederbelebter” Kryoniker in 100 oder 200 Jahren vielleicht sogar wirklich die Augen aufschlägt, er wird im besten Falle ein seelenloser Zombie sein, vielleicht noch etwas viel schlimmeres, wovon wir uns heute nicht einmal eine Vorstellung machen können.

Man muß darüber hinaus schon sehr viel Phantasie haben, die gar nichts mit Wissenschaft zu tun hat, sondern mit reinem und unvernünftigem Glauben, indem man annimmt, daß in den kommenden 100 bis 200 Jahren immer die Energieversorung ununterbrochen die Lagerung der tiefgefrorenen Leiche gewährleistet. Es darf nichts, aber auch wirklich gar nichts dazwischen kommen. Kein Krieg, keine Energiekrise, keine Naturkatastrophe und keine politische oder juristische Entscheidung, die Gefriertruhen abzuschalten. Nichts, nichts in der Art darf passieren. Es muß über Jahrhunderte gewährleistet sein, daß die Information, wer liegt wo und woran gestorben ist, mit welchem Verfahren konserviert worden ist u.v.a.m. unverändert überliefert werden. Nur dann besteht überhaupt die Chance, auf eine Fortexistenz als Zombie. Ob die aber so erstrebenswert ist?

Weitet man den Blick noch ein wenig, so ist es kein großer Schritt hin zu der Bestrebung, Sterbehilfe oder zumindest aisstierten Suizid gesellschaftlich zu etablieren und rechtlich zu ermöglichen. Die Armen sollen sterben wollen, wenn sie nicht mehr funktionieren. Die Reichen kaufen sich ewiges Leben.

Da bekommt Markus 10,25 doch noch mal eine ganz neue Bedeutungsebene.

Beitrag erschien auch auf: katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

Freigeist sagt:
.. nur Blabla.
~~
Ein einfallreicher und hochintelligenter Kommentar. Hut ab!
Geistfrei, aber Sie als Christ, sollten doch es wissen. Das Wort Gottes noch nicht gehört? Mehr beten, mehr beten, mein Sohn ....

Gravatar: Freigeist

Sie wissen nicht ansatzweise, was die Zukunft bringen wird. Deshalb sind all diese Überlegungen nur Blabla.

Gravatar: Crono

.... wie man “Atheist” geworden ist. Falls man von Kindheit an darwinistisch geprägt wurde, wie z.B. auch Herr. P. P. D. ....
~~
Das ist doch eine "Hammeranalyse", nicht wahr, Herr P.P. J. D.?
:-) :-) :-) :-) :-) :-) :-))))))))

Gravatar: Joachim Datko

Zitat: "Nun könnte man ja – besonders als Christ – darüber lächelnd den Kopf schütteln, [...]"

Statt den Kopf zu schütteln, könnte man aber als "Christ" auch darüber nachdenken, wie man "Christ" geworden ist. Falls man von Kindheit an christlich geprägt wurde, wie z.B. auch Herr Joseph Ratzinger, dann wird es höchste Zeit, zu überlegen, ob man auf dem richtigen Dampfer ist.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph - Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft - http://www.monopole.de

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