GUNNAR HEINSOHN: AFRIKANER WOHIN?

Die Worte Lampedusa, Frontex und Eurosur stehen auf der einen Seite der Medaille. Die andere Seite "ziert" ein gekentertes Boot. Ein Anlass, wiedereinmal, zu ausufernder Politlyrik. Tatsächlich stellt sich die Frage, ob Matthäus 11, 28 Europas Antwort sein kann: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken"? Gunnar Heinsohn gibt keine Antwort darauf. Er schreibt eine tragisch-rücksichtslose Bestandsaufnahme.

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Afrikaner wohin?

Von Gunnar Heinsohn

Salzburg, 10. Oktober2013

1913 haben Deutschland und Frankreich zusammen fast so viele Menschen wie das gesamte Afrika (110 Millionen zu 120 Millionen). 2013, als imponierende 7,1 Milliarden auf der Welt unterkommen, beherbergt Afrika schon mehr als siebenmal so viele Menschen wie die Achse Paris-Berlin (1072 Millionen zu 145 Millionen). Westlich des Rheins leben heute mindestens 5 Millionen Afrikaner (davon 3,2 Millionen aus dem arabischen Norden; Solis 2010). Östlich davon dürfte es eine Million geben (davon rund die Hälfte Araber). Zwischen 2010 und 2012 wächst – aufgrund fehlender Verschuldungsfähigkeit – allein in Afrika die Zahl der Unterernährten (von 175 auf 240 Millionen), während sie sonst überall drastisch sinkt (FAO 2013). Der Kontinent, der bei weniger Einwohnern neunmal so viel Land wie Indien hat, schafft es einfach nicht ins Wirtschaften mit Verpfändung, Zins und Geld. Deshalb kann nicht verwundern, dass zwei Drittel der in Afrika Verbliebenen – rund 700 Millionen – ebenfalls gerne zu uns kämen (PEW-Umfragen). In dem angezündeten Boot hat davon weniger als ein Millionstel ums Überleben gekämpft.

Ob Nachrichten über die vor Lampedusa Ertrunkenen die Einwanderungswünsche beeinflussen, können wir nur erahnen. In Afrika wird man die tödliche Langsamkeit der Europäer beim Retten abwägen gegen die schnellen heimischen Massaker und Genozide, in denen nach Abzug der geschlagenen weißen Herren nicht Hunderte oder Tausende, sondern rund 18 Millionen ihr Leben verlieren (Lexikon der Völkermorde; necrometrics.com). Wie Europäer, als sie noch Geburtenraten à la Somalia pflegen, vor allem andere Europäer umbringen, so kommen die meisten Opfer von Afrikanern ebenfalls aus der Nachbarschaft. Noch ist man nicht ganz dran an den Tötungsdimensionen der Alten Welt in der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts. Aber unendlich weit weg von jenen 80 Millionen aus Holocausts, Gulags und Megakriegen ist der Schwarze Kontinent auch nicht mehr.

2050 soll die Erde 9,1 Milliarden versorgen. Afrika birgt dann vierzehnmal mehr Bürger als die beiden Kernländer der EU (2100 Millionen zu 150 Millionen). Wie viele Afrikaner dann schon zu den Europäern gehören, ist nur zu schätzen. Mit 15 bis 20 Millionen allein in Frankreich und Deutschland dürfte man nicht sonderlich falsch liegen. Bleiben die Auswanderungswünsche unverändert und wird es auch weiterhin kaum kreditermöglichendes Eigentum südlich der Sahara geben, werden in 35 Jahren rund 1,4 Milliarden Afrikaner in die Erste Welt streben.

Einen Eindruck der daraus erwachsenden Dynamik gewährt ein Blick in das 19. Jahrhundert. Zwischen 1800 (Weltbevölkerung: 1 Milliarde) und 1900 (1,7 Milliarden) marschiert Großbritannien ––nach Frankreichs Niederlage – von schon sehr weit oben bis ganz an die Spitze der Weltmacht. Für die verlorene Ostküste der USA werden Australien und Neuseeland ausgebaut. Gleichzeitig wird von Nord nach Süd durch Afrika eine Kolonien-Schneise gehauen. Das schafft man nicht allein aufgrund der modernsten Industrien und Waffen der Epoche. Erst eine bis dahin nie gekannte Explosion der Bevölkerung um den Faktor 3,6 (10 auf 36 Millionen) allein auf den heimischen Inseln (also ohne die gleichzeitig Auswandernden) führt zum Gelingen der enormen Unterwerfungen. Die Gebiete des späteren Deutschen Reiches schaffen im selben Jahrhundert „nur“ einen Wachstumsfaktor von 2,5 (22 auf 55 Millionen) und fordern ebenfalls einen Platz an der Sonne.

Nach 1945 hingegen steigert sich in Europas verlorenem Herrschaftsraum die demographische Hochrüstung noch einmal um den Faktor 3 und die Zugewinne an humanem Potential werden nicht mehr acht-, sondern neunstellig gezählt.

Aus den ehemaligen Kolonien wird bekanntlich nicht nur nach Italien, sondern auch nach Griechenland geschwommen. Dort treffen überdies die Hoffnungsvollen aus Asien ein. Vor allem das Islam-Trio Afghanistan, Pakistan und Bangladesch schafft über die Türkei seine jungen Männer an Europas Gestade. 1900 haben die Gebiete dieser drei Staaten nur so viele Einwohner wie das Deutsche Reich (je rund 55 Millionen). 2050 aber rechnen sie auf 550 Millionen. Auch von denen träumen viele davon, sich den dann 75 Millionen Zeitgenossen zwischen Mosel und Neiße zuzugesellen.

Während der schnell alternde Okzident Hyper-Milliarden hinlegt, damit zehn Frauen zusammen nicht mehr nur dreizehn, sondern vielleicht vierzehn oder gar fünfzehn Kinder aufziehen, explodieren nebenher auch noch die Kosten für Flotten, Überwachungsflugzeuge und Grenzzäune im Süden und im Osten. Politisch interessant wird es, wenn die Vergreiser sich eingestehen, dass Volksvermehrung hier und Völkerabwehr dort längst nicht mehr bezahlbar sind und beide Strategien auch auf Pump bestenfalls noch Jahre, aber nicht mehr Jahrzehnte durchgehalten werden können.

Dann wird es neue nationale Zuschnitte geben. Die einen werden gezielt hereinlassen, ansonsten aber ihre Grenzen sichern, um minimale Sozial- und Zivilstandards halten zu können. Japan, Singapur, Kanada und Australien liefern die Vorbilder. Skandinavien mit einer neuen Kalmarer Union könnte zuerst folgen. Andere werden weitermachen wie bisher, aber die Flucht ihrer Könner in die stabileren Staaten riskieren. Anschauungsmaterial dafür liefern nicht nur Detroit oder Marseille, sondern hierzulande auch Berlin und Bremen.

Gerade in den stabilen Gebieten bekommen auch Afrikaner ihre Chance, weil man dort Kompetenz sucht und die in jeder Haartracht, Hautfarbe und Religion akzeptiert. In der Mathematik-Olympiade 2011 (TIMSS) siegen die Viertklässler Süd-Koreas mit 613 Punkten. Junge Ghanesen erreichen mit 331 Punkten einen achtbaren 42. Platz. Sie müssen ja nicht gleich die Asiaten schlagen, aber wenn sie Finnland (514) oder England (507) überholen, wird man sie dort mit offenen Armen empfangen und Rassisten noch entschlossener als bisher schon an den Rand drängen.

Beitrag erschien zuerst auf lyrikheute.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: M. Sommer

Leider werden die von G. H. gegebenen Zahlen sowie deren Veränderungen nicht beachtet. Es von Linksgrünen wird qualitativ geurteilt ohne das Quanititative und die überhaupt vorhandenen Möglichkeiten zu berücksichtigen. Ein Sozialamt der reichen Staaten Europas und Amerikas für den Rest der Welt wird es nicht geben. Letztlich werden ökonomisch entwickelte Staaten in erster Linie für sich selbst sorgen und kaum etwas verschenken. Ein Ansturm der leidenden Bevölkerung der 3. Welt auf die entwickelten Staaten wird man zunehmend verhindern. Fazit der Überlegungen unter Beachtung der Verhältnisse und Zahlen wird sein: Diese Länder (in Europa, Amerika, Australien, Neuseeland) werden sich abschotten und den Zuzug verweigern. Wer wollte das Ihnen aus Gründen des Selbsterhaltungstriebes der Menschen verwehren?

Gravatar: Ernst-W. Möbius

die Anmerkung von "Karl Marx" kann ich nur unterstützen. Angesichts des Ökonomischen kommt die Tatsache zu kurz, dass unsere Lebensgrundlagen beschleunigt verschwinden. Der Umweltaspekt wird auch hier, wie im allgemeinen Bewusstsein ausgekoppelt. Wie im Süden die leicht erreichbaren Ressourcen Wald und Weide abgebeizt werden ist uns schon bewusst, aber wie wir selbst die Welt kontaminieren, ist eher eine Sonntagsbetrachtung. Dabei sind nicht nur Wettererscheinungen und Bodenvergiftung die Preise für unseren ressourcensichernden Organisationsgrad, sondern auch Massentier- und mensch-haltung zeigen, dass schon die Psyche die Endlichkeit der Hochorganisation signalisiert. Es ist also überall der Mensch, der seine Nische verwüstet in seiner Überzahl und wenn er nicht durch Geburtenkontrolle zurückfährt, wird die natürliche Dichteregelung das Geschäft mit Krieg, Hunger und Seuchen übernehmen.

Ja, die Geschichte im Ganzen betrachtet, sagen wir, vom Neolithikum bis heute, ist letzten Endes Dichteregelung. (s. "Alle Boote sind voll", bei epubli.de) Große Ideen usw. sind nur die Begleitmusik.

Gravatar: Karl_Murx

"Das hat weder mit Fatalismus noch mit Gejammer etwas zu tun"

Doch. Genau dieses Gewinsel meine ich:

" Wenn also am Ende Null herauskommt, dann steht da eine Null. Null heißt null Kinder und bedeutet damit das Ende einer Kultur. Das haben übrigens schon die Römer erfahren und selbst radikale Bevölkerungspolitik seitens Augustus durch Gesetzgebung (lex iulia et papia) haben daran nichts ändern können. Jeder weiß, wie es endete. Eine Hochkultur fand ihr Ende, so wie viele andere auch."

Das römische Reich und und die römische Kultur haben Augustus einige Hundert Jahre überlebt. Daß es möglich ist, die Geburtenquote durch familienpolitische Maßnahmen signifikant zu steigern, demonstrieren Staaten wie Frankreich und die skandinavischen Länder, womit ausdrücklich nicht die zugewanderten, sondern die autochthonen Einwohner gemeint sind, und das haben - pardon - einmal die Familienpolitik der SED Mitte der 70er Jahre und - noch mal pardon - die Familienpolitik der NSDAP in den 30 Jahren gezeigt. (Gott bin wieder politisch inkorrekt.)

"und die Geburtenraten hat nicht die Finanzmafia zu verantworten, sondern die Menschen selbst. Niemand hat die Babyboomer-Generation zu Selbstverwirklichung und Nabelschau verdonnert."

Es ist damit eine Entscheidung von Menschen, die aus bestimmte konkreten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und massenpsychologischen Voraussetzungen gefällt wird. Also ist es möglich, bei einer entsprechenden Änderung dieser Voraussetzung eine Änderung des Verhaltens von Menschen zu erreichen. Es gibt weder einen geschichtlichen Automatismus sonst irgendeine Determiniertheit, sondern das sind Überzeugungen, die man pflegen oder ändern kann.

"Daran werden weder Sie noch irgend jemand anderes etwas ändern, selbst wenn Sie noch heute beschließen, an Ihrer persönlichen Geburtenrate zu arbeiten :) ."

Unlogisch, was Sie da schreiben. Dann wäre die deutsche Demographie durch mich um genau diese Kinder belebt, die durch meinen persönlichen Beitrag hinzukommen würden, genauso wie sie durch die Entscheidung jedes einzelnen Deutschen belebt würde, der dasselbe tut.

"Signifikant ist aber, dass man genau auf die Leute einschlägt, wie z.B. Heinsohn, die das punktgenau vorrechnen."

Ich "schlage nicht auf Leute" wie Heinsohn ein, der das vorrechnet, sondern ich polemisiere gegen Leute wie Sie, die uns beharrlich einreden wollen, an dieser Entwicklung ließe sich nichts mehr ändern, und alle Anstrengungen hätten keinen Zweck. Mit diesem Gerede sorgen Sie vielmehr dafür, daß diese Ihre Prognose zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird.

" Dabei hat er Recht. Keine Familie mit nur einem Kind wird dieses einzige Kind in einen Abwehrkrieg schicken. Never ever. Exakt diese Situation haben wir aber und genau das macht Europa schwach."

Siehe oben.

"Ein Haufen alter Leute ohne Zukunft, weil ohne Nachwuchs."

Mit anderen Worten: Dieser Zustand ist so, wie er ist, und weil er so ist, bleibt er so, wie er ist? Noch mal: Ich brauche dieses Gejammer nicht.

" Und wer da auf Einwanderung hochqualifizierter zählt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit vielen Nationen im gleichen Teich fischt. Alle Industrienationen haben zu wenig Kinder und alle wollen die Hochqualifizierten aus den anderen Ländern."

Erstens sehe ich Einwanderung im Unterschied zu Heinsohn höchstens als punktuelle Ergänzung und nicht als Lösung unserer demographischen und wirtschaftlichen Probleme. Und zweitens könnte Deutschland, wie es früher vor Einleitung der rot-grünen und durch schwarz-roten bzw. schwarz-gelben Regierung beibehaltenen Agenda-Lohndumpingpolitik mal der Fall war, wieder zu einem attraktiven Hochlohnland werden, weil wir in der Beziehung die besten Karten haben, mindestens ebenso gute wie die Schweiz, wo das der Fall ist, weil die dort die wichtigsten Dinge per Volksentscheid regeln und sich darum solche Dinge wie den Euro niemals aufs Auge drücken lassen würden.

"Also verabschieden Sie sich bitte mal von Ihrer Rundumschlag-Emotionalität, treten zwei Schritte hinter die gelbe Linie und betrachten die Faktenlage so wie sie ist. Die Finanzsituation hat mit der Entwicklung nur sekundär etwas zu tun, indem sie einen bereits eingeläuteten Vorgang beschleunigt. Die Länder, die ohnehin schon wenig Kinder hatten, bekommen aktuell noch weniger."

Manche Leute können anscheinend die Katastrophe und den Untergang nicht erwarten. Im Unterschied zu Ihnen suhle ich mich nicht mit Wollust in solche Szenarien wie das Schwein im Koben, sondern mache mir Gedanken darüber, wie dieser negative Zustand zu ändern ist. Sie sind das Paradebeispiel für eine dekadente Untergangsmentalität. Meine Ausführungen sind also durch und durch rational.

Gravatar: Hans

Brothan sagt:
16. Oktober 2013 um 15:12

Kaum jemand verläßt seine Heimat freiwillig, wenn sie boomt! Zu groß sind die kulturellen und sprachlichen Unterschiede im neuen Land. Ein Scheitern ist vorprogrammiert.

„Die illegalen Einwanderer aus den Staaten des SSA kommen nicht, weil es ihnen schlecht geht, sondern weil es ihnen besser geht und sie ins Paradis wollen.“

Das macht absolut keinen Sinn. Steigender Wohlstand vor der eigenen Haustür ist die beste Motivation noch härter zu arbeiten.

Gravatar: Hans

Egal welchen Weg wir gegenwärtig in Europa einschlagen, die Flüchtlinge werden solange gen Europa strömen, bis Europa seine Attraktivität verloren hat. Dazu könnte der prognostizierte Zusammenbruch des Finanzsystems eine unterstützende Rolle spielen. Kaum ein Afrikaner wird dann noch kommen wollen, wenn kein Geld mehr für sie zur Verfügung steht. An ein Umdenken in der Politik glaube ich nicht mehr, dafür ist Europa bis heute viel zu links.
Wie schon Jahrhunderte zuvor, wird sich Europa alleine befreien müssen oder klanglos untergehen.
Ein politisch passives Volk verdient meiner Meinung nach auch nichts anderes. Bis heute leisten wir uns immer noch den Luxus, gegen Atomkraft oder Abschiebungen zu demonstrieren, die wahren politischen Probleme werden bewußt ignoriert.

Gravatar: Brothan

Interessant!

So wie viele Menschen im Subsaharaafrika (SSA) Europa für das Paradis halten, wo jeder im Handumdrehen unsagbar reich wird und in Luxus schwelgt, wird hier Afrika, gemeint wird wohl das SSA ex Südafrika sein, für eine Region gehalten, wo nur Misswirtschaft, Krieg und Bürgerkrieg sowie unsagbares Leid herrschten, sich die Menschen aber trotzdem explosionsartig vermehrten.

SSA ist die wirtschaftliche Boom-Region des letzten Jahrzehnts. Fast überall sind Krieg, Misswirtschaft und Leid auf dem Rückzug. Massive Direktinvestitionen, insbesondere aus Asian (vorallem aus der VR China) und auch aus Lateinamerika, sowie wirksame Entschuldungsprogramme haben die Wirtschaft in SSA nahezu explodieren und den Wohlstand wachsen lassen. Ironischer Weise ist es gerade der gewachsene Wohlstand, der die Schleusung illegaler Einwanderer aus den SSA nach Europa verstärkt. Vorher konnten sich viel weniger Menschen diese Schleusung wirtschaftlich leisten. Die illegalen Einwanderer aus den Staaten des SSA kommen nicht, weil es ihnen schlecht geht, sondern weil es ihnen besser geht und sie ins Paradis wollen. Dieses Paradis heißt für die Menschen dort oft Europa.

Zur wirtschaftlichen Entwicklung SSAs ein Link zum Afrikakompetenzzentrum der IHK Reutlingen: http://www.reutlingen.ihk.de/start.oscms/0/4655/116938/Kompetenzzentrum+Afrika.html

Gravatar: Clara West

Ach was!

Das hat weder mit Fatalismus noch mit Gejammer etwas zu tun und die Geburtenraten hat nicht die Finanzmafia zu verantworten, sondern die Menschen selbst. Niemand hat die Babyboomer-Generation zu Selbstverwirklichung und Nabelschau verdonnert. Selbst schuld. Ich hab da keinerlei Mitleid.

Die demographische Entwicklung ist ein nüchternes Zahlenspiel. Mathematisch betrachtet ist sie eine gegen Null konvergierende Funktion. Man muss nicht mal Mathematiker sein, um das ausrechnen zu können. Wenn also am Ende Null herauskommt, dann steht da eine Null. Null heißt null Kinder und bedeutet damit das Ende einer Kultur. Das haben übrigens schon die Römer erfahren und selbst radikale Bevölkerungspolitik seitens Augustus durch Gesetzgebung (lex iulia et papia) haben daran nichts ändern können. Jeder weiß, wie es endete. Eine Hochkultur fand ihr Ende, so wie viele andere auch.

Daran werden weder Sie noch irgend jemand anderes etwas ändern, selbst wenn Sie noch heute beschließen, an Ihrer persönlichen Geburtenrate zu arbeiten :) . Signifikant ist aber, dass man genau auf die Leute einschlägt, wie z.B. Heinsohn, die das punktgenau vorrechnen. Dabei hat er Recht. Keine Familie mit nur einem Kind wird dieses einzige Kind in einen Abwehrkrieg schicken. Never ever. Exakt diese Situation haben wir aber und genau das macht Europa schwach. Ein Haufen alter Leute ohne Zukunft, weil ohne Nachwuchs. Und wer da auf Einwanderung hochqualifizierter zählt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er mit vielen Nationen im gleichen Teich fischt. Alle Industrienationen haben zu wenig Kinder und alle wollen die Hochqualifizierten aus den anderen Ländern.

Also verabschieden Sie sich bitte mal von Ihrer Rundumschlag-Emotionalität, treten zwei Schritte hinter die gelbe Linie und betrachten die Faktenlage so wie sie ist. Die Finanzsituation hat mit der Entwicklung nur sekundär etwas zu tun, indem sie einen bereits eingeläuteten Vorgang beschleunigt. Die Länder, die ohnehin schon wenig Kinder hatten, bekommen aktuell noch weniger.

Gravatar: Karl_Murx

"Es geht bei Analysen nicht um schlimme Einzelschicksale, sondern um eine schonungslose Betrachtung der Fakten und wenn man sich das ansieht, dann hat Heinsohn Recht. Keine Mauer um Europa wird hoch genug sein, um diesen Flüchtlingsstrom aufzuhalten. Ebenso werden wir nicht mehr aufhalten, dass der alte Kontinent ausstirbt. Nicht Heinsohn verursacht das mit seinen Analysen, sondern die Menschen selbst, indem sie ihre Werte entsprechend verschoben haben. So ist eben doch jeder seines Glückes Schmied. Es sind schon viele Kulturen untergegangen, Völker in die Bedeutungslosigkeit verschwunden. "

Ich brauche diesen Fatalismus nicht, ebensowenig wie dieses dekadente, kraftlose und schicksalsergebene Gejammer über den angeblich unvermeidlichen Untergang Europas. Das ist das, was Immanuel Kant die "selbstverschuldete Unmündigkeit des Menschen" genannt hat.

Entweder wir als Deutschland bzw. Europa nehmen unser Schicksal wieder selbst in die Hand und befreien uns aus dieser doppelten Abhängigkeit einerseits von der transatlantischen Finanzmafia u nd andererseits der linksgrünen Gutmenschfraktion, die uns alle Lebenskraft und allen Behauptungswillen aus den Knochen saugen will. Oder dieses larmoyante Gejammer, wie ich es aus Ihrem Kommentar herausklingen höre, wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung, und unsere Tatenlosigkeit reißt uns alle in den Untergang. Ich persönlich entscheide mich für die erste Variante.

Gravatar: Clara West

Ich halte Gunnar Heinsohn für einen der brilliantesten Denker unserer Zeit. Seine Analysen treffen zu 99 Prozent ins Schwarze. Der Mensch schaltet eben gern ab bei Dingen, die sie nicht hören wollen, bei unangenehmen Wahrheiten, wenn nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber nur weil wir nicht hinsehen wollen, heißt das nicht, dass Dinge nicht stattfinden.

Bibelzitate werden da nicht weiterhelfen. Auch die Christen waren übrigens schon für Massentötungen im Namen Gottes unterwegs.

Es geht bei Analysen nicht um schlimme Einzelschicksale, sondern um eine schonungslose Betrachtung der Fakten und wenn man sich das ansieht, dann hat Heinsohn Recht. Keine Mauer um Europa wird hoch genug sein, um diesen Flüchtlingsstrom aufzuhalten. Ebenso werden wir nicht mehr aufhalten, dass der alte Kontinent ausstirbt. Nicht Heinsohn verursacht das mit seinen Analysen, sondern die Menschen selbst, indem sie ihre Werte entsprechend verschoben haben. So ist eben doch jeder seines Glückes Schmied. Es sind schon viele Kulturen untergegangen, Völker in die Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Das ist der Lauf der Welt.

Gravatar: Harald Wernicke

Und FOCUS-Redakteur Michael Klonovsky am 5. Oktober n seinem Tagebuch:

"Was lehrt uns das neuerliche Flüchtlings-Drama vor Lampedusa? Vor allem die Hilflosigkeit der Westeuropäer gegenüber dem wachsenden Einwanderungsdruck aus Afrika, wo inzwischen über eine Milliarde Menschen leben, also dreimal so viele wie in Mittel- und Westeuropa (vor hundert Jahren hatten Deutschland und Frankreich zusammen etwa so viele Einwohner wie der gesamte schwarze Kontinent). Aus moralischen Gründen muss sich der Zynismus maskieren und entrüstet tun, aber was Europa mit unausgebildeten jungen Männern aus Schwarzafrika anfangen kann, lässt sich z.B. in Marseille gut studieren. 20, 30 Millionen von ihnen – womöglich nur ein Bruchteil von denen, die kommen wollen –, und Europa wäre erledigt. Afrika ist offenkundig nicht imstande, sich allein zu helfen, die europäischen Entwicklungshilfen haben im Wesentlichen Diktatoren und Bürgerkriege finanziert, die wirtschaftliche und vor allem die Sicherheits-Lage in den meisten afrikanischen Ländern ist hinreichend übel, um das Risiko, im Mittelmeer zu ersaufen, nicht sonderlich abschreckend erscheinen zu lassen, und Westeuropa, das ohnehin seine Probleme hat mit gewissen Einwanderern aus muslimischen und südosteuropäischen Ländern, verheddert sich in seinen moralischen Standards. Wer heute fordert, die Flüchtlinge aufzunehmen, sollte sich über die Folgen seines kurzen öffentlichen Prestigegewinns im Klaren sein oder keine Kinder haben. Je mehr Flüchtlinge Europa hereinlässt, desto mehr von ihnen werden sich logischerweise auf den Weg machen. Europa ist nicht imstande, den afrikanischen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, man würde es in Afrika nicht einmal bemerken, wenn Europa als ziviler Raum erledigt wäre. Kein Arbeitsmarkt, kein Sozialsystem, kein Bildungssystem kann das auffangen. Kein "klassisches" Einwanderungsland käme auch nur auf die Idee.

Der Kontinent, auf welchem die Menschenrechte erfunden wurden, wird womöglich – wahrscheinlich, höchstwahrscheinlich – an ihnen zugrunde gehen. Ein, aus der Ferne betrachtet, amüsanter Gedanke übrigens: Wir nehmen die Zerstörung des tatsächlichen Europa, vor allem des Wunderwerks seiner Städte, in den Kauf, um das (spät)europäische Ideal zu erhalten. Und es gibt kein Mittel dagegen – außer eines. Aber das lernt sich nicht über Nacht, um dorthin zu kommen, muss der Kontinent so leiden, dass er seine Restseele verliert, wobei es dann natürlich zu spät sein könnte... "

http://www.michael-klonovsky.de/content/view/82/57/

Gravatar: Karl_Murx

Bei Gunnar Heinsohn, trotz allem achtbarem Muts jenseits der politisch-korrekten Denk- und Sprachverbote, findet sich sich geradezu paradehaft die Ideologie der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und die Kategorisierung der unendlichen Vielfalt von Ethnien, Kulturen und Religion lediglich nach ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Themen wie Nationen, ethnische und kulturelle Unverträglichkeiten, Heimat, kulturelle und nationale Identitäten und Wurzeln: Fehlanzeige. Diese Punkte werde aus der Wahrnehmung konsequent ausgeblendet, nach dem Vogel-Strauß-Prinzip, was ich nicht zur Kenntnis nehme und ignoriere, existiert nicht. Statt dessen die Empfehlung von noch mehr Unterdrückung von Meinungs- und Redefreiheit sowie noch mehr multikultureller Zwangsbeglückung. Oder wie ist das zu verstehen:

"Sie müssen ja nicht gleich die Asiaten schlagen, aber wenn sie Finnland (514) oder England (507) überholen, wird man sie dort mit offenen Armen empfangen und Rassisten noch entschlossener als bisher schon an den Rand drängen."

Ist mit Rassist dann jeder gemeint, der es wagt, diese Entwicklung auch nur zu hinterfragen? Schöne Neue Welt.

Nein, das ist nicht alternativlos.

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