GIGAWATT – Die Maßeinheit für Größenwahn

Der geplante Ausbau von Photovoltaik um den Faktor drei wird keine Probleme lösen, aber enorme Einbußen an Lebensqualität mit sich bringen. Widerstand ist aber zwecklos, denn demokratische Hindernisse auf dem Weg zur totalen Nachhaltigkeit werden elegant aus dem Weg geräumt.

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von Hans Hoffmann-Reinecke

Vor 100 Jahren schrieb ein kluger Kopf über erneuerbare Energien:

Das alles klingt durchaus plausibel. Man darf nur nicht zu rechnen beginnen. Jede Umsetzung einer Energieform in eine andere verzehrt Kraft. …. Die Folge ist ein sehr geringer Wirkungsgrad. Verbunden mit der Unstetigkeit der Ausgangsenergie läßt sich daraus ohne weiteres die Unbrauchbarkeit solcher Vorschläge erkennen.

Damit war nicht Photovoltaik gemeint, aber sie ist exakt solch ein „unbrauchbaren Vorschlag“. Von Sonnenlicht geht es per Photovoltaik zu Elektrizität, dann per Elektrolyse zu Wasserstoff und dann per Brennstoffzelle wieder zu Elektrizität. Das sind drei der erwähnten Umsetzungen, und auch die „Unstetigkeit der Ausgangsenergie“ namens Sonne lässt sich nicht leugnen.

Demokratische Gefälligkeiten

Andere kluge Köpfe entwarfen 1949 die Bundesrepublik. Das neue politische System sollte so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig sein. Man hatte ja gerade erfahren, wohin es führt, wenn eine Partei alles bis ins kleinste Detail kontrolliert. So entstand nun die Pyramide aus Gemeinde – Kreis – Land – Bund. Ob Xdorf einen Maibaum aufstellt oder nicht, das entscheiden nur die Xdorfer, und nicht der Bundeskanzler.

Es ist aber nicht immer so einfach. Wenn die Bundesregierung etwa die „Erneuerbaren“ erweitern möchte, dann braucht sie die Zustimmung der Gemeinden, auf deren Grund und Boden das passieren soll. Es könnte ja sein, dass den Bürgern von Xdorf der Blick auf Wiesen und Bäume lieber ist, als auf ein Meer von Photovoltaik. Was macht man nun, wenn das Volk nicht will, was die Politik möchte?

Von Menschen gemachte Regeln lassen sich leichter verbiegen als Naturgesetze, und so ist jetzt das „Freiflächen Abgabengesetz“ im Gespräch. Es bestimmt, dass zur Genehmigung einer PV- Anlage der Betreiber einen Betrag von etwa 2000 Euro pro Megawatt (MW) in die Kasse der Gemeinde bezahlen muss. Bei 100 MW versüßt das die Entscheidung für so manchen Bürgermeister.

Bahn frei in den Wahnsinn

So wird nun die Bahn frei für den alternativen Wahnsinn. Bis 2030 soll Photovoltaik mit insgesamt 215 Gigawatt (GW) installiert werden. Ist das viel? Aktuell sind ca. 67,7 Gigawatt Photovoltaik installiert.

Wieviel Platz bräuchten wir jetzt dafür? Ein GW ist dasselbe wie 1000 MW. Bei ca. 1 Hektar pro Megawatt (je nach Quelle variiert die Zahl) braucht 1 GW also etwa 10 Quadratkilometer. Bei der angestrebten Leistung von 215 GW würden dann 2030 mehr als 2000 Quadratkilometer Deutschlands mit PV Modulen zugepflastert sein. Das entspricht dem Flächenbedarf von Autobahntrassen einer Gesamtlänge von 40.000 km! Deutschland hat derzeit 13.500 km davon.

Außer Terrain kostet, dieser Wahnsinn natürlich auch noch ein paar Euros. Wie viele, das weiß niemand genau, nur eines ist gewiss: letztlich bezahlt alles der deutsche Verbraucher.

Was bekommen wir dafür?

2022 waren in Deutschland 67,7 GW Photovoltaik installiert. Die haben uns 57,6 Terawattstunden (TWh) beschert, das sind gut 10% von Deutschlands Strombedarf. Hochgerechnet bekämen wir von der auf 215 GW erweiterten Photovoltaik dann 183 TWh pro Jahr geliefert, also ein Drittel des gesamten Strombedarfs.

Bei perfektem Sonnenschein über ganz Deutschland allerdings bekämen wir mittags tatsächlich die vollen 215 Gigawatt geliefert! Wohin damit? Das Land kann ja nur ein Viertel davon brauchen! Und da kommt nun der Wasserstoff ins Spiel, der aus dem Überschuss per Elektrolyse erzeugt, gespeichert und bei Bedarf durch Brennstoffzellen wieder zu Strom verwandelt wird. Wie erwähnt hat das einen sehr schlechten Wirkungsgrad, aber das ist noch nicht alles.

100 oder 200 Gigawatt ist eine unvorstellbare Menge an Elektrizität. Woher sollen die Anlagen kommen, um den Wasserstoff zu erzeugen, zu komprimieren und zu speichern? Das wären viele gigantische Fabriken, die noch dazu nur an wenigen wolkenlosen Sommertagen im Einsatz wären und den Rest des Jahres vor sich hin rosten würden.

Aber auch das ist noch nicht alles. Auch wenn die Wasserstoffspeicher dann prall gefüllt sind, dann retten die uns bei Flaute und Wolken vielleicht über zwei oder drei dunkle Tage, aber nicht über die finsteren Wintermonate, denn für Solar ist von Oktober bis April Schicht im Schacht.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans-Peter Klein

@ Sam Lowry 29.11.2023 - 00:52

Gott sei Dank wurden Sie wach,
knipsten das Licht an,
fuhren den Computer hoch,
kochten sich einen Kaffee, ein Frühstücksei,
hörten Radio

und das alles mit dem Strom aus der Steckdose.

Und als Sie realisierten, dass dieser Strom zu 2/3 aus Erneuerbaren Energien stammt, da wussten Sie:
Jetzt bin ich wach,
jetzt bin ich in der Wirklichkleit,
jetzt bin ich in der Realität angekommen
und schreibe einen Kommentar...

MfG, HPK

Gravatar: Sam Lowry

Fakt ist:
Aufgrund des Klimawandels ist mittlerweile auch in Deutschland im Winter eine sehr hohe Ausbeute an Solarenergie möglich. Gestern noch bekam ich im Garten einen heftigen Sonnenbrand trotz Lichtschutzfaktor 30!

Die Rotoren meines Windkraftwerkes laufen unermüdlich und fordern ebenso wie das Balkonkraftwerk mit 400 Watt keine Rechnung. Also höchstens ein Bällchen Eis.

Eine Heizungsfirma hat mir angeboten, rein aus Zustimmung zu den Grünen, kostenlos eine Fußbodenheizung einzubauen. Dasselbe gilt auch für die Firma, die hier das Haus komplett neu dämmt und die Firma für die Lieferung der Wärmepumpe. Alles geschenkt. Sogar die Tiefbohrung bis zum flüssigen Erdmantel ist im Preis mit drin.

Leider wurde ich dann heute morgen wach...

Gravatar: Hans Diehl

Tom aus Sachsen schreibt
@Hans Diehl, Sie müssen auch damit rechnen, daß nicht jeder Lust haht , Ihren Schwachsinn zu korrigieren und zu kommentieren. Ich dagegen mach das gerne.

@ Tom
Wieso meinen Schwachsinn ??? Ich habe doch nur den Chef von 50 Hertz zitiert. Das ist möglicherweise auch Ihr Stromversorger. Dessen Aussagen nennen Sie Schwachsinn ???

Gravatar: Hans-Peter Klein

@ Veronica Dahlberg 27.11.2023 - 12:10

Stromabschaltungen sind vertraglich vorher (!) geregelt.

MfG, HPK

Gravatar: Tom aus+Sachsen

@Hans Diehl, Sie müssen auch damit rechnen, daß nicht jeder Lust haht , Ihren Schwachsinn zu korrigieren und zu kommentieren. Ich dagegen mach das gerne.

Gravatar: Hans Diehl

Das dachte ich mir schon, um meinen Kommentar hier, vom 23.11. um 13.33 Uhr machen sie alle einen Bogen, die Skeptiker. Wo doch ansonsten Äußerungen von vermeintlich "Grünen" sofort auseinandergenommen werden.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „GIGAWATT – Die Maßeinheit für Größenwahn
Der geplante Ausbau von Photovoltaik um den Faktor drei wird keine Probleme lösen, aber enorme Einbußen an Lebensqualität mit sich bringen. Widerstand ist aber zwecklos, denn demokratische Hindernisse auf dem Weg zur totalen Nachhaltigkeit werden elegant aus dem Weg geräumt.“ ...

War das von der EU mit dieser Uschi als Chefin
https://rtde.team/europa/187913-groessenwahn-ursula-von-leyen/
incl. ihrer auch m. E. göttlichen(?) Speichelecker etwa anders zu erwarten???

Gravatar: Wolfgang Pöschl

Um - zur konsequenten Umsetzung der Energiewende in eine CO2-neutrale Energiewirtschaft - den Gesamtprimärenergiebedarf der deutschen Volkswirtschaft abzudecken, würde man sogar eine Nennleistung von mehr als 2.700 GW installieren müssen. Dieser Nennleistung müssten spiegelbildlich entsprechend große Kapazitäten an Elektrolysefabriken gegenüberstehen und die sind gewaltig, wenn man sich einmal überlegt, dass z.B. die Nettoleistung des KKW Isar II bei 1,4 GW lag.

Es ist der Anfang des Weges in die Sackgasse der wirtschaftlichen Pleite der deutschen Volkswirtschaft. Es wird unbezahlbar. Bis der letzte Idiot das aber erkennt und spürt, wird es zu spät sein.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Es heißt , Zitat:

- “GIGAWATT – Die Maßeinheit für Größenwahn“
Kann man so sehen. Aber wenn, dann gilt es für Alle, auch für die Konventionellen.

- „Ob Xdorf einen Maibaum aufstellt oder nicht, das entscheiden nur die Xdorfer, und nicht der Bundeskanzler. “
Genau so entstehen doch all die Bürgerbeteiligungsprojekte, hier in RLP z.B. „Landstrom“.
So viele verschiedene Möglichkeiten sich individuell energiepolitisch zu engagieren hat es noch nie vorher gegeben.

- Flächenbedarf
Das vorhandenen Angebot bisher noch ungenutzter Flächen ist riesig: Fassaden, Dächer, landwirtschaftlich ungenutzte Flächen entlang vorhandener Infrastruktur (Autobahnen), gewerbliche Flachdächer, Mischnutzung (Agri-Photovoltaik), uvm. Die leidige „Teller gegen Tank“-Diskussion ist ein aufgebauschter Popanz.

- „ … letztlich bezahlt alles der deutsche Verbraucher. „
Nein, der deutsche Anleger ist beteiligt mir seiner Einlage.

- „ … dann retten die uns bei Flaute und Wolken vielleicht über zwei oder drei dunkle Tage, aber nicht über die finsteren Wintermonate, denn für Solar ist von Oktober bis April Schicht im Schacht.
Stimmt vorne und hinten nicht.
Was ist mit der Windenergie ? Sie ergänzt sich im Jahresgang ganz hervorragend mit PV.
Was ist mit den Erneuerbaren Regelenergien Wasser, Bio, Müll und Geo ?

usw usf

MfG, HPK

Gravatar: dr weiss

erst wenn sie sihc den arsch abgefroren haben, lauterbachsymtome, husten und tod bekommen haben - werden sie evtl. ihr hirn einschalten...
wenn aber dann wieder ein politdummschwätzer predigt wie toll alles wird, dann, ja dann werden sie sich ihren arsch wieder abfrieren und wieder viele sich den tod holen... herr wirf hirn herab...dummdepp hat keines....

Gravatar: Werner Hill

Wenn man das Ganze aber genügend subventioniert, lohnt es sich eben doch - zumindest für Produzenten und Investoren!

Schade nur, daß es mit den "Sondervermögen" für solche Zwecke neuerdings etwas schwieriger wird. Zum Ausgleich hat allerdings Habeck viele bürokratische Hürden für Windräder abgeschafft - nicht immer zur Freude der Anlieger ... Ähnliches gilt für Solar-"Parks".

Hauptsache, die Mehrheit glaubt, daß sie mit ihren Steuergeldern und überhöhten Strompreisen das Weltklima rettet.

Und - wer vorausdenkt, sieht schon die vielen Arbeitsplätze für entlassene Industriearbeiter, die entstehen, wenn in 10-20 Jahren alles schrottreif wird und demontiert und recycled werden muß (sofern das überhaupt möglich ist).

Gravatar: Hans Diehl

Wenn Wissenschaftler und Ideologen sich zu einer Entwicklung äußern, klingt das oft anders, als es in der Realität tatsächlich praktiziert wird.

Siehe hier:

https://greenspotting.de/strompreise-kommt-nach-der-normalisierung-der-sturzflug-nach-unten/
Zitat:...Das behauptet einer, der es wissen muss. Stefan Kapferer ist Chef des Netzbetreibers 50Hertz, der den Norden und Osten Deutschlands mit Strom versorgt. 

Hier:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/80-prozent-erneuerbare-sind-kein-problem-6619315.html

Oder hier:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/rwe-strom-erneuerbare-energien-lng-aktie-100.html#:~:text=Mit%20Stromerzeugung%20und%20%2Dhandel%20hat,so%20viel%20wie%20im%20Vorjahreszeitraum.
Zitat:...Der Energiekonzern RWE hat vor allem mit der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien und dem LNG-Handel gute Geschäfte gemacht.

Zum Autor des Artikels kann man das Folgend lesen.
Zitat:..Dr. Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig. Zitat Ende.

Ist für mich verständlich, dass er nicht Photovoltaik als Allheilmittel präsentiert.

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