Geld weg

Das Bargeld könnte abgeschafft werden? Kein Witz! Die Folgen allerdings wären gravierend. Abschaffung des Bargeldes schafft den endgültig gläsernen und manipulierbaren Bürger. Außerdem werden Kunden unter Druck gesetzt, Geld auszugeben.

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Das Geld wird abgeschafft. Ich kenne einen, der schon keins mehr hat. Dieser Witz könnte in nicht allzu ferner Zukunft sehr ernst werden.

Peter Bofinger, einer der Wirtschaftsweisen, findet Münzen und Geldscheine anachronistisch. Bei unseren technischen Möglichkeiten sollen sie einfach überflüssig sein und abgeschafft werden. Als Bonbon präsentiert der Ökonom der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen auszutrocknen. Also Sicherheit gegen Freiheit.

Es ist natürlich eine Illusion zu glauben, Schwarzarbeit und Drogenhandel sowie andere kriminelle Delikte durch Abschaffung von Bargeld ausschalten zu können. Diese werden sich ihre Wege suchen.

Was bleibt ist der Bürger, der seiner Bank hilflos ausgeliefert ist. Bereits seit einiger Zeit findet sich im Onlinebereich von Bankkonten häufig ein Trotendiagramm, mit dem der Bankkunde seine Ausgaben analysiert bekommt. Reisen, Lebensunterhalt, Elektronik u.v.a.m. sind dort aufgelistet. Jede Zahlung per Überweisung, Bankkarte, Kreditkarte und Lastschrift wird analysiert und aufbereitet. Der gläserne Bankkunde ist längst Wirklichkeit. Doch immer noch gibt es diese lausige Möglichkeit, sich an einem Automaten mit Bargeld zu versorgen und damit zu machen, was die Bank nicht weiß.

Das Feld “unbekannt” im Tortendiagramm ist aus meiner Sicht noch beruhigend groß. Da schaut keiner hinein. “Aber ich habe doch nichts zu verbergen!”, bemerkt der brave Bürger. Nicht? Letzte Woche gegrillt? Nackensteaks und fette Bratwürstchen gekauft. Bier und Schnaps dazu, ein paar Schachteln Zigaretten gar noch? Und auch nicht den fettarmen Käse genommen und Vollmilch statt Magermilch? Ja, aber Moment? Wieso? Tja, unsere Analyse hat ergeben, daß Sie bei Ihrem Konsumverhalten einem erheblichen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind. Lebensversicherung abgelehnt.

Science Fiction? Ganz sicher nicht. Jeder, der bereits heute seinen wöchentlichen Lebensmitteleinkauf mit der Bankkarte bezahlt, sollte wissen, daß Computerkassen speichern können, wer was mit welcher Karte gekauft hat. Die Bank erfährt das zwar noch nicht, doch ist es für mich nur eine Frage der Zeit, wann Banken und Versicherungsgesellschaften im großen Stil in den Lebensmitteleinzelhandel einsteigen, sollte das Bargeld abgeschafft werden. Es ist eine Illusion zu denken, daß Daten, die einmal generiert worden sind, nicht irgendwann auch mal zur Auswertung. Ob dies nun personalisiert, wie in meiner obigen Horrorvision dargestellt passiert, sei einmal dahin gestellt. Doch die Statistik macht nichtpersonalisiert viel möglich.

Was hier beispielhaft dargestellt ist, hat Methode. Ist das Bargeld erst einmal abgeschafft, wirken negative Zinsen auf Sparvermögen als Konsumdruck auf den Kunden. Lieber ausgeben als sparen. Geld abheben und in Bar unter die Matratze legen geht nicht mehr. Die denkbaren Alternativen Devisen oder Edelmetalle wird man dann auch einzuschränken wissen. Ausweichen auf Sachwerte ist aus logischen Gründen erst bei größeren Vermögen möglich und sinnvoll.

Taschengeld für Kinder gehört dann der Vergangenheit an. Das Lernen, was Geld ist und wie man damit umgeht, der gute alte Weltspartag gehören dann in die Mottenkiste. Junge Menschen geraten dadurch noch leichter als heute schon in die Schuldenfalle, wenn sie nicht mit kleinen Beträgen sinnlich wahrnehmbaren Geldes üben können.

Abschaffung des Bargeldes schafft den endgültig gläsernen und manipulierbaren Bürger. Jeder, der etwas anderes erzählt, gibt sich Illusionen hin. Durch die lückenlos erhobenen Daten bei jedem Einkauf kann das Konsumverhalten nicht nur beobachtet sondern auch gesteuert werden. Statistisch analysierte Daten machen punktgenaue Werbung möglich. In Ihrem Postkasten (real oder elektronisch) finden Sie immer die aktuellen Angebote der von Ihnen bevorzugten Produkte. Schöne neue Welt.

Wer heute schon seinen Wocheneinkauf regelmäßig mit der Bankkarte oder der Kreditkarte bezahlt, wer jeden Kleidungskauf und sonstigen Konsum grundsätzlich über sein Bankkonto abwickelt, sollte sich schleunigst überlegen, ob dies wirklich so sinnvoll ist. Neben dem politischen Druck, das Bargeld zu erhalten hilft die konsequente Nutzung von Bargeld. Denn eines ist klar, das beste Argument gegen Bargeld ist, daß es keiner mehr nutzt.

Solange das Tortendiagramm im Onlinebereich des Bankkontos noch über 50% unklare Verwendung anzeigt, besteht eine echte Chane, das Bargeld zu erhalten. Denn das ist das Signal: Wir wollen Cash!

Man denke also künftig gut darüber nach, welche Transaktion wirklich unbedingt auf elektronischem Wege gemacht werden soll und welche man vielleicht doch eher mit Scheinen und Münzen abwickeln sollte. Geldnoten sind ein Ausdruck von Freiheit. Die Kreditkarte ist es nicht. Geldnoten und Münzen kann niemand sperren oder hacken. Kreditkarten, Konten, Bezahlportale schon.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Nachdem in der EU vieles ziemlich langsam entschieden wird, ist damit zu rechnen, dass kleine Länder die Bargeldabschaffung früher einführen werden - Dänemark. Kleine Länder können sich Experimente eher leisten. Mal sehen.

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