Gastrecht oder Hausrecht?

Es klingelt bei Ihnen zu Hause und an der Tür steht eine Nachbarfamilie, die berichtet, in ihrem Haus sei die Heizung ausgefallen, der Heizungsservice käme nicht durch und nun suche man – vor allem für die Kinder – eine Übergangsbleibe.

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Nehmen wir mal an, es wäre ein kalter Wintertag, frostige -15 Grad draußen, dazu Schnee und ein pfeifender Wind. Nehmen wir an, die Straßen sind komplett dicht, kein Durchkommen für Autos oder Taxis geschweige denn Busse. Es klingelt bei Ihnen zu Hause und an der Tür steht eine Nachbarfamilie, die berichtet, in ihrem Haus sei die Heizung ausgefallen, der Heizungsservice käme nicht durch und nun suche man – vor allem für die Kinder – eine Übergangsbleibe. Man werde sich zur Nacht oder spätestens wenn das Wetter aufklart auch wieder zurückziehen, aber bitte darum, sich bei Ihnen kurz aufwärmen zu dürfen. Sie kennen die Nachbarn zwar nicht gut, aber doch ihre Gesichter, wissen wo sie wohnen und haben auch noch keine schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht.

Würden Sie diese Familie aufnehmen? Nun, ich glaube, selbst wenn man eine Abneigung gegen eine solche Art von Überraschungen hat, würde man es doch tun – eine Familie wieder zurück in eine eisekalte Wohnung oder Haus zu schicken und es sich selbst dann am Kamin oder jedenfalls an der Heizung gemütlich machen? Das wird eine unruhige Nacht mit schlechtem Gewissen! Vermutlich würden Sie sie also hereinbitten, ihnen etwas zu essen, vielleicht ein heißes Getränk anbieten. Sie bitten sie, im Wohnzimmer Platz zu nehmen, bedienen sie ein wenig, wie das eben ein guter Gastgeber tut auch bei Gästen, die er nicht eingeladen hat.

Was aber, wenn so eine Familie dann plötzlich ein Gesicht zeigt, dass sie so nicht erwartet hätten? Der Mann mäkelt über den von Ihnen servierten Kaffee, das Essen ist nicht nach dem Geschmack der Frau, beide pöbeln sie an über ihre Wohnung, darüber welche Möbel sie haben, wie sie sich verhalten … Vielleicht haben Sie noch andere Gäste im Haus, die von dieser Familie beschimpft, bedroht, gar geschlagen werden. Wie lange würden Sie das Treiben beobachten, bis Sie die Familie wieder vor die Tür setzen damit sie bleiben, wo der Pfeffer wächst?

Klingt unrealistisch? In der Tat, vermutlich würde keiner ihrer Nachbarn so handeln, erstens weil der durchschnittliche Mitteleuropäer bei aller Zivilisationskritik sich schon noch in Grundzügen zu benehmen weiß, und selbst wenn nicht müsste er doch zweitens annehmen, dass sie ihn nicht nur an die kalte Luft setzen sondern er sich künftig auch bei keinem anderen Nachbarn mehr blicken lassen kann. Und trotzdem, auch ein normaler, christlich gesinnter Mensch kann sich vorstellen, in einem solchen Fall irgendwann die Geduld zu verlieren und von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen.

Aber jetzt vergleiche man das mit den Zuständen, die aktuell aus deutschen Asylantenheimen berichtet werden: Da kommen Menschen nach Deutschland um Schutz vor Krieg und Verfolgung, von mir aus auch vor Armut zu suchen – und benehmen sich so, als hätten sie mit der hiesigen Kultur nichts zu schaffen. Wie eine Recherche von report München und der ZEIT aufgedeckt hat, werden in Deutschlands Asylbewerberheimen christliche Flüchtlinge, wie sie zurzeit vermehrt aus Syrien oder dem Irak nach Deutschland flüchten von islamistischen Asylbewerbern drangsaliert:

Da ist zum Beispiel der Fall eines katholischen Kurden aus Syrien, der nach Bayern geflohen ist und irrtümlich dachte, das Leben in der Hölle sei nun zu Ende. Doch es kam anders, denn in seiner süddeutschen Flüchtlingsunterkunft wohnten zahlreiche radikale Islamisten aus Tschetschenien. "Es begann mit den Kindern", erzählt der Katholik, "die Kinder der Tschetschenen beschimpften unsere Kinder als 'Kuffar', als Ungläubige: Es folgten Prügeleien, Drohungen, Angstzustände. Ein anderer christlicher Kurde aus dieser Unterkunft sagt: "Wir sind nach Deutschland gekommen, um solche Leute nicht mehr sehen zu müssen. Jetzt wohnen wir mit ihnen zusammen."

Und, wie lange würden Sie Ihren Nachbarn bei sich zu Hause schalten und walten lassen? Oder würden Sie so reagieren, wie es CSU-Politiker und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer vorschlägt, der für eine getrennte Unterbringung der Flüchtlinge nach Religionen plädiert und sagt:

Ich glaube, man sollte auch klar sagen: Wir wollen diese Art von Mobbing nicht. Wer hierher kommt und ein Fluchtrecht, ein Asylrecht in Anspruch nimmt, darf so was nicht machen.

Als Pendant dazu räumen Sie ein Zimmer Ihres Hauses, wo sich die ungebetenen Gäste nun benehmen können, wie sie wollen, nicht ohne dass Sie ihnen vorher noch mit auf den Weg gegeben haben, dass sie das Verhalten aber nicht für richtig halten?

Ich weiß schon, der Vergleich hinkt, viele der – auch muslimischen – Flüchtlinge kann man nicht einfach in ihre Heimat zurück schicken, ohne sie an Leib und Leben bedroht zu sehen; das ist natürlich etwas anderes als sie mit dicken Decken in ein etwas unterkühltes Haus zurück zu schicken. Aber ich glaube, das System ist – übrigens ganz unabhängig von der Religion, die hier im konkreten Fall allerdings offenbar eine Rolle spielt – das gleiche. Irgendwann muss ein Hausherr entscheiden, was er mit sich machen lässt, was er auch mit seinen Gästen machen lässt, bis wie weit er es mit Wohlwollen und Verständnis versucht, und ab wann er die Reißleine zieht, ob nun zum Schutz seiner Familie oder zum Schutz anderer Menschen, die bei ihm Schutz gesucht haben.

Ich weiß in Wahrheit keine Antwort auf dieses Problem, schon gar keine einfache – aber eines sollte doch klar sein: Wer in unser Land flüchtet und das Asylrecht dadurch missbraucht, dass er andere Flüchtlinge - ob aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit oder aus anderen Gründen - bedroht, misshandelt oder auch nur beschimpft, der genießt kein Gast- oder Asylrecht mehr sondern gehört behandelt wie ein Krimineller. Möglicherweise verbietet sich aus moralischen Gründen eine Abschiebung, aber ein „weiter so“, eine Anerkennung der Tätlichkeiten durch eine Trennung der Religionen – das ist die Aufgabe der eigenen Prinzipien, ist die Aufgabe des Hausrechts, hölt letztlich das Asylrecht für die Menschen aus, die wirklich des Schutzes bedürfen!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Andreas

Um mal bei dem Beispiel zu bleiben. Die Familie besteht aus 5 Personen und nur eines ihrer Mitglieder, sagen wir mal der 15-jährige pubertierende Sohn, benimmt sich daneben. Was dann? Sippenhaft?

Gravatar: Susann

Oh doch, der Vergleich stimmt voll und ganz.
Nur unser Hausherr, die Regierung, handelt der eigenen Familie, dem Volk und seinen Gästen, den hier friedlich lebenden Ausländern, gegenüber grob fahrlässig und setzt sie bewußt Risiken, Übergriffen und Gewalt aus.
Viele der gewalttätigen Asylanten sind Islamisten und Kriminelle , häufig daher berechtigt in ihren Heimatländern verfolgt.
Deutschland sollte vornehmlich verfolgten Christen aus dem Orient , Afrika oder einigen Staaten Asiens Asyl gewähren.
Die muslimischen Flüchtlinge finden sicher Hilfe und Asyl bei ihren Brudervölkern...und wenn nicht, dann können sie ihre Reigionszugehörigkeit ja einmal überdenken.

Gravatar: Andreas Schneider

Alles richtig, Herr Honekamp. Aber über all dem darf man nicht die Verantwortung (bzw. die Verantwortlichen) für diese Entwicklung außen vor lassen.

Ich habe in diesem Forum an anderer Stelle diese Erfahrung schon einmal eingebracht. Es betrifft die mit Hilfe einer amerikanischen Kirche (deren Vorväter 1708 in die Neuen Welt aufbrachen) 1956 gebaute Schule meines Heimatdorfes. Während das Nachkriegsdeutschland von Vertriebenen aus den Ostgebieten überschwemmt wurde, fanden sich die Nachkommen der Ende des 17. Jahrhunderts aus Gründen religiöser Verfolgung in meine Heimatregion geflüchteten Menschen von einem "Back to the roots"-Empfinden heimgesucht und griffen die alten Pfade auf.

Allein diese Aufnahme (darunter viele Hugenotten) kennzeichnet die grundsätzlich freundliche, wenn auch etwas zurückhaltend skeptische und dünkelhafte Einstellung Verfolgten und Flüchtlingen gegenüber. Ein sehr offener und freimütiger Landesherr hat einst den Grundstein zu etwas gelegt, was dann, etwa 250 Jahre später, eine ganze Welle an Schlesiern veranlasste, dort eine neue Heimat zu suchen und sich eine Existenz aufzubauen. Ein geschätztes Drittel meiner Elterngeneration war dieses Ursprungs.

Die mit amerikanischer Hilfe gebaute Schule, aus angeblichem Mangel an Schülern Ende der 80er Jahre geschlossen, befand sich aus "Geldmangel" in miserablem Zustand. Umso überraschter waren wir, aus welchen Kanälen plötzlich die Mittel kamen, um aus dem in die Jahr gekommenen Gebäude nun ein Auffanglager für Flüchtlinge des jugoslawischen Bürgerkriegs zu machen. Plötzlich schien es an nichts zu fehlen. Ein gewisses Unverständnis machte sich breit, zumal mit weniger Geld der Erhalt der Schule möglich gewesen wäre.

Alles Unbehagen hat aber das erste Flüchtlingskontingent aus dem Wege geräumt. Diesen Menschen sah man an, dass sie Furchtbares erlebt und erlitten hatten. Immerhin sprachen einige der Männer, die schon als Gastarbeiter im Lande gewesen waren, deutsch. Und schon klapperten sie die örtlichen und umliegenden Betriebe ab, um einer Arbeit nachgehen zu können. Ihre Überraschung, das nicht zu dürfen, war augenscheinlich, ihr Unverständnis darüber auch.

So nahm man sich der Liegenschaft an. Schulgebäude, Schulhof wie auch das gesamte, etwa 2.500 m² große Grundstück waren nie zuvor oder danach in einem so aufgeräumten und gepflegten Zustand. Diese Menschen waren erkennbar dankbar für die Aufnahme und Sicherheit, die ihnen geboten wurde, und sie revanchierten sich. Nur das Unverständnis über das Arbeitsverbot blieb.

Nun hatten die Flüchtlinge bis dato auf ihrem Weg nur Behelfsunterkünfte und -verpflegung kennen gelernt. Nicht, dass sie das für übel genommen hätten, aber nun war eine längere Unterbringung angedacht. Und eine bestimmte Klientel (die ich hier nicht näher erörtern möchte) war der Meinung, dass die zunächst angedachte Aushändigung mit Verpflegungsgutscheinen, die man in den örtlichen Geschäften einlösen konnte, "diskriminiere" diese Menschen. So wurde Bargeld in entsprechender Höhe ausgezahlt.

In Verbindung mit den recht guten Kontakten zur Bevölkerung führte das jedoch zu einem Missverständnis, das einige archaische Verhaltensschemata der verlassenen Heimat weckte: es bestand die Vermutung, dass es sich bei dem Geld um eine Spende der freundlichen Dorfbewohner handele, und während man auf die Belieferung mit Versorgungsgütern bzw. Verpflegungsgutscheinen wartete, besuchten verschiedene Familienväter Bekleidungsgeschäfte am Ort und kauften einem Familienoberhaupt angemessene Kleidung. Mein Nachbar, Hausmeister der Schule, berichtete kopfschüttelnd, man habe ihm z. B. mit der Frage "Addolf, gutt??" stolz eine neue Lederjacke präsentiert.

In dieser Form ein einziger Ausrutscher, der aber (wohl mit vergleichbaren Nachrichten über Nicht-Arbeiten-Müssen bei Vollversorgung) den Weg in die Heimat fand. Als dieses erste Kontingent weiter verlegt wurde, klapperten die Leute nochmals die Häuser der Nachbarschaft ab und verabschiedeten sich von den Bewohnern. Und deren anfängliche Skepsis war ausgeräumt.

Wir haben aber niemals wieder diese positiven Erfahrungen gemacht. Von Mal zu Mal wurde das Verhältnis schlechter, ja man schien es geradezu darauf angelegt zu haben, alle üblen Klischees mit Leben füllen zu wollen. Hof, Gebäude und Grundstück verkamen; die Kommune rückte mit Arbeitstrupps an, um zumindest das Gröbste im Griff zu behalten. Und wieder erhielten die Einwohner Besuch - jetzt waren es aber Kinder er Flüchtlingsfamilien, die an den Haustüren bettelten. Währenddessen saßen die Herren der Schöpfung in großer Runde neben ihren zwar älteren, aber doch recht großen Automobilen mit Stern und Niere auf dem Kühlergrill auf dem Schulhof und führten lautstarke Diskussionen, während ihnen ihre Frauen Speisen und Getränke reichten. Mitte 1995 verschwand dann die letzte Gruppe aus der 1990 aufwändig sanierten und umgebauten Schule und hinterließ eine Ruine mit teilweise zertrümmerten Sanitäreinrichtungen, heraus gerissenen Fußbodenbelägen und (für mich immer noch unbegreiflich) von innen gespaltenen Fensterrahmen. Die Liegenschaft steht seitdem zum Verkauf. Seit 13 Jahren wird das Gebäude nicht mehr geheizt. Letztmals habe ich es 1999 betreten können - wo ich meine unbeschwerte Schulzeit verlebte, stand (und steht) nun ein Abrissobjekt.

Die Reaktionen der einst so spendenfreudigen amerikanischen Kirche auf Bitte um erneute Hilfe zum Erhalt des Gebäudes war gedämpft. Neben der Schule hatte man auch andere Projekte am Ort gefördert, ja sogar Pilgerreisen mit Arbeitseinsätzen zum Bau einer Wasserleitung zum hoch über dem Flusstal gelegenen Ortsteil abgehalten. Aber es ist nichts mehr zu erwarten. Die Aussage war recht eindeutig: all das, was man dem Dorf (!) aus seiner historischen Verbundenheit heraus habe zugute kommen lassen, sei dem Dorf von anderer Stelle wieder weg genommen worden. Die Schule ging im Rahmen der Eingemeindungen an die Stadt, die Wasserleitung an den Wasserverband des Kreises usw. usw. So habe man sich das nicht vorgestellt!

So, das war nun ein recht weiter Bogenschlag. Aber ich hoffe, dass ich die Zusammenhänge verständlich habe erklären können.

Heute sieht man am Ort Fremde mit anderen, regelrecht misstrauischen Augen an und begegnet ihnen mit teils unverhohlener Abneigung. Welch ein katastrophaler Wandel in so kurzer Zeit! Und wenn es auch heute die Falschen erwischen mag: das Unheil hat seinen Lauf genommen, als etwa von den Flüchtlingen als selbstverständlich Betrachtetes aus Sicht einiger besonders wohlmeinender Gruppierungen als "Diskriminierung" eingestuft wurde und man "Abhilfe" schaffte. Ist es verwunderlich, dass Informationen über solche "Wohltaten" auch Menschen anziehen, die nicht wirklich irgendwelcher Hilfe bedürfen? Und dass solche Informationen recht weite Strecken zu überwinden in der Lage sind?

Neben der Einstellung der Dorfbewohner, deren traditionelle Aufnahmebereitschaft für Hilfsbedürftige einen deutlichen Knick erhalten hat, ist auch eine Änderung der Geschichtsschreibung eingetreten. Nachdem diese Zustände in der Öffentlichkeit deutlicher Kritik anheim fielen, stellte "man" plötzlich fest, dass in dieser Region zu NS-Zeiten die NSdAP recht gute Wahlergebnisse hatte erzielen können. Aha - so hatten wir das noch nicht gesehen. Was Wunder also...

Ich habe dieses Essay im Rahmen eine Diskussion im Forum eines örtlichen Zeitungsverlags einbringen wollen. Von einer Veröffentlichung sah man ab. Angeblich soll ich gegen die "Nettiquette" verstoßen haben.

So, liebe Herr Honekamp, wo sollen wir denn den Hebel ansetzen? Menschen folgen tendenziell dem Weg des geringsten Widerstandes. Ist es da verwunderlich, wenn es angesichts einer der Bevölkerung aufoktroyierten Schweigepflicht zu Missständen bei gleichzeitiger Hofierung alles nicht zur heimischen Kultur Gehörigen auch zu unangenehmen Exzessen kommt?

Die Lösungswege sollten nicht allzu schwer sein. Wäre sie nur nicht mit dem Stigma des "Rechtsextremismus" behaftet. Und damit wieder mit einem Rede- und Denkverbot.

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