Freundlicher offener Brief an Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (aus aktuellem Anlass)

Heute schreibt jeder, der meint, sonst kein Gehör zu finden, offene Briefe. Ich habe mir die Freiheit genommen, genau aus diesem Grund diesen Brief auch als „offenen Brief“ zu veröffentlichen.

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Eure Eminenz, lieber Herr Erzbischof,

der Advent dieses Jahres, obschon ein Sinnbild für das Warten auf die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus und damit auf ein, nein das freudige Ereignis der Menschheit, hat gerade erst richtig begonnen. Leider mischen sich aber in die frohe Erwartung auch dunkle Schatten. Da ist einerseits die Tatsache, dass Sie, hochwürdigste Eminenz, voraussichtlich im kommenden Jahr Ihr Amt als Hirte unsres Erzbistums aufgeben werden. Niemand vergönnt Ihnen den Ruhestand, aber trotzdem lassen viele der Gläubigen Ihres Erzbistums nur ungern los, nicht zuletzt auch in banger Erwartung, wie es weitergehen wird. In das Vertrauen in unseren Herrn und in die richtigen Entscheidungen unserer Kirche hinsichtlich Ihrer Nachfolge mischen sich nun aber auch Misstöne von Menschen, die in die guten Wege der Kirche eingreifen wollen und dabei – und das ist besonders bedauerlich – auch nicht vor Diskreditierungen Ihrer Person zurückschrecken. Zuallererst daher: diese – in den Medien sogenannten – „führenden“ Katholiken des Erzbistums, deren Namen mir als engagierten Laien überwiegend unbekannt waren, repräsentieren nicht Ihr Erzbistum, deren Stimme ist nicht die Stimme der Gläubigen, ganz sicher vertreten diese Kritiker nicht mich als Gläubigen der Erzdiözese.

Verehrter Herr Erzbischof, Sie werden sich nicht mehr daran erinnern, aber als meine Frau und ich in Erwartung unseres ersten Sohnes waren, gehörten Sie zu den ersten, die davon erfahren haben. Wir haben uns damals bei der MOVE, der Familienbegegnung des Regnum Christi, in Düsseldorf getroffen. Wir hatten gerade erst von den besonderen Umständen erfahren, in dieser frühen Phase noch niemandem davon erzählt, aber Sie haben uns gefragt, ob wir als Ehepaar denn „noch zu zweit“ seien. Wir waren glücklich, Ihnen als einem der ersten von unserem noch ungeborenen Sohn zu berichten, glücklich auch darüber, dass Sie ihn im Mutterleib direkt gesegnet haben. Im Januar wird Paulus jetzt drei Jahre alt und ist ein wunderbares Kind. Er geht gerne in die Kirche, spielt die Messe nach und „wandelt“ alles, was ihm an Rundem in die Finger kommt. Er hat zwischenzeitlich auch eine kleine Schwester, Maria, die am morgigen Nikolaustag ein Jahr alt wird. Meine Frau und ich haben uns, wie so viele Menschen heute, erst sehr spät (ich bin jetzt 43, meine Frau zwei Jahre jünger) für Kinder entschieden, und wir sind heute umso dankbarer, dass Gott uns noch so reich beschenkt hat.

Ich erzähle diese Geschichte, weil uns, Sie und unsere Familie, durch diese nur kleine Begegnung ein starkes Band verbindet. Umso mehr schmerzt es mich, wenn ich lese, wie manche Menschen, offenbar in Unkenntnis Ihres Wirkens, nun vor Ihrem Ruhestand meinen, Sie persönlich angreifen zu müssen. Ich nehme an, dass Sie, als gestandener Kardinal, auch diese Angriffe überstehen, dennoch ist es mir ein Bedürfnis, Sie meiner und unserer Unterstützung im Gebet zu versichern. Ihr Einsatz für die Liebe und die Wahrheit unseres Glaubens, ihre Unbeugsamkeit gegen Vereinfachungen und Versuche, unseren Glauben irgendwie „billiger“ zu machen, auch Ihr Engagement für das Leben, gerade das ungeborene, ist ein großartiges Zeugnis. Diese Zeit hat nicht viele Hirten, denen man als Gläubiger vertrauensvoll folgen kann und die tatsächlich auch – um unseren Papst zu zitieren – den Geruch der Herde angenommen haben, im besten Sinne, dass Sie Ihre Herde kennen und Ihre Herde sie kennt. Gerade diese Unbeugsamkeit und Ihre persönliche Geschichte machen Ihnen Ihre Kritiker zum Vorwurf und übersehen dabei die Liebe, mit der Sie Ihr Amt ausgeübt haben und immer noch ausüben. Ich selbst habe, nach einer langen Zeit des gelebten, wenn auch nicht überzeugten, Atheismus, wieder in den Schoß der Kirche und des Glaubens an Jesus Christus zurück gefunden. Glaubenszeugen wie Sie oder unser Papst em. Benedikt XVI. haben mich dabei, direkt wie indirekt, begleitet und meinem Glauben geprägt. Ich hoffe und bete, eines Tages auch ein Leben vorweisen zu können, dass vom Glauben an Jesus Christus zeugt.

Verehrter Herr Erzbischof, heute schreibt jeder, der meint, sonst kein Gehör zu finden, offene Briefe. Da ich selbst einen kleinen katholischen Internetblog mit dem Namen „papsttreuer.blog.de“ betreibe, habe ich mir die Freiheit genommen, genau aus diesem Grund diesen Brief (bzw. diese E-Mail) auch als „offenen Brief“ zu veröffentlichen. Es wird vielleicht Leser geben, die meine Verehrung für Ihr Wirken nicht teilen, ich bin aber auch sehr sicher, dass viele mir zustimmen und ich hoffe, diese Menschen damit dazu zu bewegen, sich auch mit Ihnen solidarisch zu erklären, für Sie besonders in diesen Angriffen zu beten und Ihnen vielleicht auch einen kleinen Brief zu schreiben. Ich kenne selbst viele katholische Blogger und ich weiß, dass der Großteil von ihnen zu denen gehört, die Ihnen im Geiste nahestehen und, wenn Sie nicht im Erzbistum Köln wohnen, neidisch sind, keinen solchen Erzbischof zu haben.

Wir, viele, ich vermute die Mehrheit der Gläubige im Erzbistum, werden Sie zum Jahreswechsel nur ungern gehen lassen, wünschen Ihnen aber von Herzen alles Gute und Gottes reichen Segen für die Zeit, die Ihnen nun bevorsteht und danken Ihnen vor allem für Ihr Wirken als Erzbischof und echter Hirte! Und selbstverständlich wünschen wir Ihnen auch einen segensreichen Advent in Erwartung des Kommen unseres Herrn Jesus Christus!

Herzliche Grüße

Ihr Felix Honekamp

PS. Diesen Eintrag habe ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung als E-Mail an unseren Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, gesandt.

Zuerst erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Gravatar: Winfried Schley

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